Neue Titel: der französischsprachige Teil noch ohne Timecodes |
Nur standen da einmal Pünktchen, ein andermal keine; eine Logik dahinter war auf den ersten Blick nicht erkennbar. Die Pünktchen waren wohl immer dann an Ende und Anfang der Zeilen geraten, wenn die Wortsuchphasen der Interviewten ein wenig zu lange gedauert hatten. Ich mutmaße hier. Und ja, die Untertitelung war durchaus von mir. Ich habe sie spät abends geschrieben, im letzten Quartal 2013, das recht stressig war, und ich hatte eine anderssprachige Untertitelvorlage vorliegen, die mich stellenweise dazu verleitet hat, nur auf die Übersetzung zu achten und nicht auch auf die Interpunktion. Wie schön, dass ich noch mal randarf …
Der letzte Satz funktioniert auch ohne dieses Satzende-in-die-Luft-Hängen, das ich bei eigenen Texten eine Zeitlang geliebt habe. Es ist etwas manieriert, klingt unentschlossen oder so, als käme noch was nach. Außer in Drehbüchern, da fallen sich die Figuren oft ins Wort, da sind die Pünktchen wichtig (und eindeutig). In anderen Texten kürzen sie Zitate ab oder verschweigen Wortteile von gros mots, auf Deutsch "Kraftausdrücke". Außerdem ist nicht zu vergessen, dass damit auch (…) Auslassungen markiert werden.
Per Word und mit einem PC werden die Punkte per Tastenkombination so eingegeben: [Strg]+[Alt]+[.]. Dieser Griff erzeugt die Auslassungspunkte an einem Stück. Denn es handelt sich hierbei nicht um die Folge dreier Punkte, sondern um ein eigenes Sonderzeichen. Das lässt sich spätestens beim Löschen bemerken. (Wenn die … allerdings von Hand gesetzt worden sind, also durch dreimaliges Drücken auf die [.]-Taste, dann geht das nicht so flink.) Für Apfelrechnernutzer ist es etwas komplizierter, die Punkte finden sich unter Sonderzeichen. Bei Drehbuchübersetzungen überschreibe ich ja die Vorlage, also erspart mir Recycling einige Klicks.
Was war noch an der Untertitelung zu korrigieren? Meine Übersetzung habe ich nicht selbst in die Untertitelungssoftware eingegeben, sondern leider im Trockenschwimmmodus erstellt. Diese Zeilen wurden von einer Person den Filmdaten hinzugefügt, die kein Deutsch kann. (Da es schon anderssprachige Untertitel gab, war das Timing für den Anfang der Titel meistens eindeutig.) Also durfte ich viele Umlaute (wieder) reinbauen, mit der die französische Fassung der Schnittsoftware "Avid" offenbar nichts anfangen konnte. Außerdem waren Rhythmusprobleme zu klären. Zwischendurch hat noch eine Deutschsprachige am Zuschnitt der Titel gearbeitet, leider aber dabei Tippfehler eingebaut.
Ich fürchte, die Korrekturschleife wäre nicht ganz so ausführlich ausgefallen, wenn mir der Urheber den Film z.B. in niedriger Auflösung anvertraut hätte. Dann hätte ich die Übersetzung direkt in eine Untertitelungssoftware reingeschrieben, die Daten (auch für das Timing, also Ein- und Ausblendungen der Titel) wären dann ins Schnittprogramm eingespielt worden.
So ist dieses verd… Misstrauen gegenüber Dritten hier leider Ursache für Mehrarbeit. Den Regisseur kenne ich eigentlich ganz gut, das Misstrauen wird in der Branche allerdings schon kaum noch infrage gestellt und scheint in Zeiten, in der regelmäßig Raubkopierer die Kreativen um ihre Einnahmen betrügen, Teil der DNA der Menschen geworden zu sein. Und da Filmdaten nur über Datentransferseiten ausgetauscht werden können und es überall im Netz Undichtigkeiten gibt …
Meinen Job habe ich übrigens für trois fois rien gemacht, "drei mal nichts", na klar, für die kleinen Punkte eben. Trois fois rien ist umgangssprachlich und bedeutet eigentlich "für so gut wie nichts", hier lektorierte ich "für lau". Manche Projekte sind wichtig und haben trotzdem kein Geld. Die erlaube ich mir, ein wenig zu fördern. Meine Vollzahlerkunden erlauben mir diese Freiheit. Danke!
Morgen folgen noch einige grundlegende Gedanken zu Untertiteln.
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Illustration: aus dem Text
*L bedeutet lisibilité (Lesbarkeit) oder Layout
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