Schön, dass Sie (beabsichtigt oder zufällig) auf die Seiten meines digitalen Arbeitstagebuchs gefunden haben. Hier blogge ich als Dolmetscherin und Übersetzerin. Heute gewähre ich mal wieder einen Blick auf den Schreibtisch.
Unter den Top 10 der Ratschläge erfahrener Zeitmanager steht immer knapp dies: Störsender (übergangsweise) ausstellen. Meine sind die vieler Berufstätiger, als da wären Telefon, ein singender und klingender Mailbriefkasten, liebe Mitmenschen. Fangen wir mit Letzeren an: vormittags ist das unproblematisch. Deshalb fange ich am liebsten gleich am Morgen mit der Arbeit an.
Dieser Rhythmus hat sich auch in vielen nine to five-Anstellungsverhältnissen als gut erwiesen. Dolmetscher sind in den seltensten Fällen festangestellt. Als Freiberufler haben wir die Freiheit, an Tagen außerhalb der Kabine diverse Varianten der Arbeitszeitgestaltung durchzuspielen und wählen am Ende jene, die im besten Falle sowohl zum privaten Umfeld als auch zum eigenen Metabolismus passt.
Heute auf dem Schreibtisch: Schulen in Deutschland — aus französischer Perspektive. Bildung gehört neben Medien zu den Kernthemen meiner Dolmetschertätigkeit, ich bringe mich also auf den neuesten Stand. Manche Namen und Fachtermini zum "Rumgugeln" entnehme ich dabei einer meiner Lieblingsmonatsschriften. Sie heißt PARISBERLIN und liefert Informationen, Hintergründe und Analysen überwiegend aus der gekreuzten Perspektive.
Le regard croisé heißt dieser doppelte Blickwinkel, der auch mir sehr am Herzen liegt. Hiermit bereite ich mich auf einen einwöchigen Einsatz im Oktober vor, wir dürfen dann eine Delegation von Fachleuten über eine Woche lang auf einer Studienreise durch Deutschland zu diversen Bildungsfragen begleiten. Seit gestern sitze ich täglich eine Stunde daran.
Gleich werde ich mich der aktuellen Tagespolitik widmen. Ich schreibe eine Übersicht zu bestehenden und aufkommenden Themen für ein französischsprachiges Medium. Damit lerne ich auch schon für die bevorstehende Bundestagswahl. Erste Terminoptionen gibt es bereits für Ende September, mal sehen, wie rasch sich das konkretisiert.
Dann überspiele ich noch ein Hörfunkinterview, das ich gestern verdolmetscht habe, und sende es der Journalistin zu, die es führte. (Das Interview ergab sich spontan, sie hatte keine Technik dabei, meine steckt immer im Rucksack.) Das Gespräch möchte ich am Nachmittag abhören und noch Ergänzungen notieren, sofern sie nötig sein sollten. Der Job war nicht ohne: Der Interviewte goss komplexe Themen in nicht minder komplexe Sätze. Gelegenheit, das eigene Talent als Konsekutivdolmetscherin zu beweisen, habe ich in letzter Zeit leider selten, so dass ich mir im Nachhinein gerne "auf die Finger schaue". Das Ergebnis wird sein: Für die Interviewerin von gestern ein erweiterer "Kundendienst", für alle anderen Kunden Qualitätsoptimierung.
Übrigens: Trotz aller Zeitmanagementtricks bleibe ich über das Handy für Kunden immer erreichbar. Und das klingelt jetzt auch prompt ...
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Foto: C.E. (Archiv)
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