Samstag, 27. April 2013

Monsanto

Bonjour und guten Tag! Hier bloggt eine Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache. Samstags folgt hier meistens mein "Link der Woche", inzwischen immer öfter im Plural.

Heute wieder ein Filmtipp, dabei sehe ich kaum noch TV-Sendungen am "kleinen Bildschirm" (petit écran), allenfalls online. Damit habe ich ein Verhalten wie Men­schen, die 20 Jahre jünger sind als ich. (Höchste Zeit, Ihr Fernsehgewaltigen, dass die Onlinesichtungen zu Quote und Honorierung der Filmarbeiter hinzugezogen werden!!)

Und es wird Zeit, Wissen über ein amerikanisches Großunternehmen zu verbreiten, das meiner Meinung nach unsere Gesundheit und die Gewaltentrennung gefährdet. Arte wiederholte dieser Tage einen sechs Jahre alten Film von Marie-Monique Robin, der leider nichts von seiner Aktualität verloren hat, er ist noch bis Dienstag früh­mor­gens abrufbar. Unten folgen die Links.

Automatismen der amerikanischen Verwaltungslogik greifen derzeit jedenfalls massiv die Gewaltenteilung in den USA an. Nach der Logik "Wer A sagt, muss auch B sa­gen" führt eine Klausel im Kleingedruckten eines kürzlich von Barack Obama un­ter­zeichneten Haushaltsgesetzes dazu, dass Unternehmen, die genmanipulierte Pflanzen verkaufen, nicht mehr durch Gerichte einzelner Bun­des­staaten gestoppt werden können, sogar dann, wenn diese Pflanzen in Verdacht stehen, bei Mensch und Tier Krebs auslösen zu können.

In "SEC. 735.", Zusatz 745, im Dokument der ersten Lesung der 113. Kongress­sitz­ung vom 3. Januar 2013 erhalten die Bio­techfirmen das Recht, auch bei an­ders­laut­ender Rechtsprechung der obersten Gerichtshöfe der amerikanischen Bun­des­staaten ihr Saatgut auszubringen. Der vermeintliche Grund ist der Schutz der Investitionen nämlicher Firmen.

Die Kritiker haben den "Plant Protection Act" längst in "Monsanto Protection Act" umgetauft. Der nordamerikanische Chemiemulti Monsanto verändert Pflanzen genetisch so, dass sie nach dem Schlüssel-Schloss-Prizip mit passgenauen Pflan­zen­schutzmitteln bearbeitet werden können. Hier gibt es gleich mehrere bittere Noten: Was eigentlich positiv sein müsste, der sparsame Einsatz von Insektiziden und Pestiziden, wird hier als Verkaufsargument vermeintlicher Naturnähe und schonenden Umgangs mit Giften verwendet. Aber die Immunität der betreffenden Nutzpflanze gegenüber dem Pflanzenschutzmittel, bei der nur alles andere vernichtet wird, kann nicht nur durch ganz normalen Pollenflug auf andere Pflanzen der gleichen Gattung überspringen, die möglicherweise auf dem Acker des Biobauern stehen, es wird sogar vermutet, dass diese Ei­gen­schaft auch die Gattungsgrenze überwinden kann, was die Probleme mittelfristig erhöht, statt zu mindern.

Außerdem werden wir Menschen zwangsweise zu Labormäusen, denn das An­ge­bau­te ist ja für den Teller bestimmt. Spätfolgen durch die genetischen Veränderungen werden oft erst nach Jahrzehnten erkennbar.

Für Bauern in der 3. Welt stellt Monsanto-Saatgut schon heute eine Le­bens­be­drohung dar, denn es lässt sich nicht einfach so, wie die Bauern dies seit Jahr­mil­lio­nen Jahren gemacht haben, vermehren: Die "Samen" der genmanipulierten Pflanzen sind steril. Und um das Bild abzurunden: Monsanto versucht derzeit, das Genmaterial von Nutzplanzen in großem Stil zu "patentieren", ganz so, als hätte die Firma es erfunden.

Solches Gebahren löst meinen unheiligen Zorn aus. Hier ist offenbar ein Groß­un­ter­neh­men an Hybris nicht zu überbieten, es verwechselt sich nicht nur mit Natur und Schöpfung (auf wen oder was das Wunder Leben auch zurückgehen mag), es greift auch ständig ein in deren Programm.

Links:
Hier geht's zum Plant Protection Act, Achtung, lawyerspeak (Fachchinesisch der Juristen)!
Bei Arte+7 kann der Film "Monsanto mit Gift und Genen" auf Deutsch gesehen werden (pour la version française, Le monde selon Monsanto, cliquez en bas à droite sur l'autre version linguistique).

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Illustration: US-Kongress

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

ey danke für den eintrag.
gut geschrieben, wollte nur kurz danke sagen ;-)