Für den letzten Einsatz durfte ich in wenigen Tagen über 100 Vokabeln lernen, zum Teil von Dingen, die ich mir technisch erst gar nicht vorstellen konnte. Da ich hier aus der Werkstatt berichte, werde ich heute konkreter. Zunächst ein kleiner Reminder: Unser Zentralorgan liebt es, mit Bekanntem und bereits Gewusstem zu spielen, das gilt es immer wieder zu betonen, bis eines hoffentlich nicht allzu fernen Tages selbst Schulen sich an diesen (wissenschaftlichen) Erkenntnissen zum Lernen orientieren.
Wasserverbrauch in Privathaushalten |
Es ist ein übersetztes Werk, schon älter, mit vielen Bauanleitungen. Sein Autor Sir Terence Conran ist mir natürlich ein Begriff. Immer wieder nehme ich es zur Hand, auch zerstreut, blättere darin, mache mich langsam mit technischen Begriffen vertraut, die oft mir bekannte Vokabeln sind, die aber nur anders verwendet werden. Oder aber ich kenne sie zumindest vom Hören ...
Wenn ich technische Themen zu verdolmetschen habe, bitte ich auch schon mal Familienangehörige und Freunde, die mit dem Betreffenden zu tun haben, mir etwas über ihren Bereich zu erzählen. Ihre Begeisterung vermittelt sich mir — und stärkt mein Interesse. Ich weiß so immer auch, dass ich im Zweifelsfall nicht allein mit meinen Fragen bin. Das beruhigt ganz ungemein. Dann lese ich mich (jeden Tag ein Stündchen) in die Grundlagen der Niedrigenergie- und Passivhausarchitektur ein. Ich lese in drei Sprachen, suche nach dem Allgemeinverständlichen, je weiter ich fortgeschritten bin, desto komplexer darf es werden.
Irgendwann geht beim Lesen das Vokabelaufschreiben los: Ganz unten die Pfähle (pieux), dann die Bodenplatte (dalle basse), der Estrich (chape de ciment/béton) wird zum schwimmenden Estrich (chape liquide ciment, seltener: aire flottante), ich schließe Bekanntschaft mit der Fußbodenheizung (plancher chauffant), am Ende kommen die unterschiedlichen Putzarten dran (enduit de plâtre — Gipsputz, crépi de calcaire — Kalkputz oder enduit de terre glaise — Lehmputz).
Grau ist alle Theorie, und grün des Lebens güldner Baum. Als ich wenige Tage später vor der "Grauwasseranlage" im Keller stehe, es ist nicht bei der "Gas-Absorptionswärmepumpe mit Erdwärmetauschern in Betonpfahlfundamenten (Energiepfählen)" geblieben, weiß ich sofort, wovon die Rede ist. Bereits im Haushalt genutztes Wasser aus Spüle, Wanne, Waschmaschine wird über Sand und eine andere Stufe gereinigt und dann in zusammen mit Regenwasser gesammelt ... bis es am Ende in die Klospülung gelangt. Die Vokabel "Grauwasser" hatte ich leider nie nachgeschlagen.
Ich behelfe mich mit eaux usés, gebrauchtem Wasser, und ergänze: ... bis es zur letzten Nutzung verwendet wird, aux toilettes, zusammen mit dem eau de pluie ... Kurz blitzt der Gedanke auf: 'Ob ich einfach mal eaux grises sage und schaue, wie die Damen und Herren reagieren?' Ich traue mich nicht. Der mitgeführte kleine Taschencomputer, der mich hätte retten können, immerhin sind 26 Wörterbücher in ihm versammelt, ist leider auch von keiner großen Hilfe.
Wieder zuhause suche ich gleich im Netz, finde sofort grey water, suche weiter, werde nicht fündig. Oft entsprechen die gesuchten Begriffe einander eben gerade nicht, trotzdem versuche ich es und gebe kühn meine Vorgabe: eaux grises. Und wunderbar, Frau Gugl kennt viele Fundstellen, das Wort wird indes, wie auf Deutsch auch, überall regelmäßig erklärt.
Samstag war der Tag, an dem ich eaux grises nicht selbst "erfunden" habe. (Es kommt ja vor, dass wir Worte kongenial erfinden und es erst später merken.) Manchmal stellt zu große sprachliche Nähe zwischen den Begriffen in den unterschiedlichen Sprachen schlicht ein Hindernis dar, da erwartet mein auf Lernen ausgerichtete Gehirn einfach eine deutlich andere Vokabel. Sonntag
Montag wiederhole ich alles auf der Reise, denn (fast) sofort steht ein zweiter Termin zum gleichen Themenbereich an.
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Foto/Grafik: C.E.
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