Bonjour, guten Tag! Sie haben die Seite einer Übersetzerin und Dolmetscherin für die französische Sprache angeklickt. Wenn ich nicht gerade Drehbücher oder Finanzierungspläne von Filmen übersetze, in der Kabine sitze oder mit Kunden Fabriken besichtige, bereite ich mich auf die Termine vor. Lernen ist die zweite Hauptbeschäftigung von Spracharbeitern, und dieses Wissen wird dann regelmäßig auf die Probe gestellt. Kaum vorstellbar, dass ich als Studentin Prüfungsangst hatte.
Wie lerne ich also? Heute das Programm dieser Woche verbunden mit dem hier regelmäßig gewährten Blick auf den Schreibtisch:
Krisensituation in Mali, wie werden Rückkehrer dort integriert? Zu dem Thema steht ein Dolmetscheinsatz an. Ich höre relativ aktuelle Radiosendungen von France Culture und von Deutschlandfunk, lese, was das UNHCR veröffentlicht, außerdem Hintergrundmaterial einer politischen Stiftung (aus dem Archiv einer Kollegin), Zeitungsnachrichten finde ich viele im Netz, unter anderem mit dem News.Feed-Reader.
Die wichtigsten Artikel kopiere ich mir einfach in eine .doc-Datei, wähle meine Lieblingsschrift und -größe, verändere manchmal die Papierfarbe, kurz: Ich stelle einen Vertrautheitsfaktor her.
Im Laufe der Zeit und als Wiederholungsschritt beim Lernen versehe ich
den Text mit Randbemerkungen, Übersetzungen, Hinweisen auf andere
Quellen. Der Redner hat mir vorab auch schon einige Notizen zukommen gelassen. Seine Sprechweise konnte ich dank anderer im Netz frei verfügbarer Filmaufnahmen kennenlernen.
Beim Erarbeiten verwende ich fast alle Sinneskanäle. Manchmal sehe auch Filmbeiträge zu meinen Dolmetschthemen. Ich mache mir Notizen in Form von Lexiken (für Eigennamen, Bezeichnungen der Organisationen, Parteien usw. sowie für die Vokabeln) sowie als mind map zum Lernen der Zusammenhänge. Hierbei lerne ich zuerst das, was am Häufigsten vorkommt ... und male bis in kleinere Verästelungen unter Quellenangabe auf, was ich finde. Auch zeichne ich weiter an meiner Afrika-Karte in Plakatformat, geografische Situation, Bodenschätze, klimatische Bedingungen usw. Das Plakat hängt an der Arbeitszimmertür (... und das ganze malische Drama steckt in der Speisekammer, ich hatte beim Putzen einige Sendungen mit dem mp3-Player auf den Ohren).
Geplante Obsoleszenz: Ähnlich vertiefe ich das nächste Thema. Hier ein neuer Artikel von Libération und ein ein Jahr alter Film, "Kaufen für die Müllhalde".
Daneben muss ich inhaltlich à jour bleiben: Diskussion über Filmförderung; leistungsgerechte Entlohnung der Dokumentarfilmschaffenden in Deutschland; Finanzkrise.
Durch regelmäßiges Wiederholen kann ich mein Wissen ins Langzeitgedächtnis übernehmen. Ich beuge mich wiederholt auch über diese Lexiken: Sicherheitsempfinden und Sicherheit im Bahnverkehr; energieeffizientes Bauen; Lebensmittelsicherheit vs. -autonomie, Transition, urban gardening.
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Foto: C.E. (Archiv)
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