Dienstag, 11. September 2012

Wow-Effekt

Hallo! Absichtlich oder zufällig sind Sie auf der Seite eines Logbuches aus der Arbeitswelt gelandet. Hier schreibe ich als Sprachmittlerin über meinen vielfältigen Alltag. Sollten Sie eine Übersetzerin/Dolmetscherin (DE ⇆ FR und EN → DE) buchen wollen, finden Sie rechts meine Kontaktdaten. Ich schreibe hier nur maximal über ein Viertel dessen, was ich erlebe und anonymisiere die Betreffenden. Bei Stars mache ich allerdings manchmal eine Ausnahme.
"Wer freiberuflich tätig ist, möchte gerne die von einem selbst gelegten Eier als Goldeier |benennen| erkennen und darf sie alsdann laut begackern."
So oder ähnlich bläuen es einem die Marketingfuzzis ein. Als jemand, die leider seit einigen Jahren mit Kundenpleiten und unlauterem Wettbewerb zu kämpfen hat, saß ich in diesen Monaten natürlich auch in Marketingfortbildungen, die mir durchaus was gebracht haben (den Marketingschnack immer abgezogen).

*Test ... Test ... und los*: Also, ich darf mich rühmen, den Gewinner der Goldenen Palme 2008 schon seit seinen Anfängen in Deutschland zu dolmetschen (Laurent Cantet). Außerdem war ich zu seinen Lebzeiten die angestammte Berlin-Dolmetscherin eines der bekanntesten französischen Regisseure (Claude Chabrol).

Dann habe ich noch für den Kameramann von Godard und Truffaut gedolmetscht, den ultimativ allerersten Preisträger des Marburger Kamerapreises (Raoul Coutard), sowie für die einzige französische Kamerafrau, die diese Auszeichnung erhielt (Agnès Godard).

Ein strahlender Mann (Dany Boon) auf schwerem Plüschsofa vor einem Tisch mit Glasplatte, hinter ihm die Fotolampe, vor ihm der ReflektorDas reicht alles nicht. Jetzt habe ich sogar noch für die Regisseure des weltweit meistgesehenen französischen Films gedolmetscht (Olivier Nakache und Eric Toledano), als diese in Berlin waren, wenn auch nur ein bisschen, die Hauptarbeit hat ein öffentlich-rechtlicher Journalist erledigt (hier schweige ich peinlich betreten). 23,1 Millionen Besucher haben "Ziemlich beste Freunde" (Intouchables) in mehr als 50 Ländern gesehen, das ging gestern durch die Presse. In Frankreich selbst ist der Film nur auf Platz zwei, direkt nach Bienvenue chez les Sch'tis. Klar, Regisseur und Hauptdarsteller dieses Werks habe ich auch verdolmetscht (Dany Boon).

Genug mit dem Wow-Effekt, *Ironiemodus aus.* Stimmt ja alles, von den Fakten her, nur lässt sich ein solcher Beitrag nur mit eindeutig unernstem Schweben über den Dingen ertragen, oder? Sehr oft dolmetsche ich (noch) gänzlich Unbekannte. Ach, und zum weltweit erfolgreichsten französischen Film bitte jetzt keine Fragen nach Qualität und versteckten Botschaften stellen, ja? Ich hatte dann doch zu sehr die Sichtweise der Macher verinnerlicht (intensive Vorbereitung genügt), um eine eigene kritische Meinung zu haben.

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Foto: C.E. (Archiv), Dany Boon

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