Montag, 3. September 2012

1. Routine

Willkommen, bienvenue, welcome! Sie lesen in einem elektronischen Arbeitstagebuch einer Sprachmittlerin. Ich übersetze und dolmetsche in Berlin, Paris und dort, wo ich gebraucht werde. Hier denke ich über meinen Alltag nach. Montagfrüh, es folgt die 1. Morgenroutine: Vokabeln wiederholen.

Podcasts von Radio France, les mercredis du théâtre, les retours du dimanche, Philippe Meyer, Place de la toile, projection privée
Meine "abonnierten" Sendungen (Ausschnitt)
Kompliziert ist Französisch oft wegen manchen "Drehs" und der Neigung, vieles völlig anders als anderswo zu benennen, das steigert den Lernaufwand. Beispiele gefällig: Morgens werfe ich den ordinateur an (≠ den Computer), heute musste ich ein neues logiciel einspielen (≠ Software), dann habe ich ein courriel geschrieben (≠ Email). Einige weitere Beispiele Französisch ⇆ |Deutsch| Englisch hier.

Gerne werden in Frankreich Begriffe einfach nur "umgedreht", da die Gerichtetheit der französischen Sprache eine andere ist als die des Deutschen, vom Allgemeinen zum Besonderen, weshalb auch die Begriffe eine andere "Richtung" aufweisen, Beispiele: Aus UNO wird ONU, aus NATO einfach OTAN usw. Manchmal purzeln die Buchstaben aber auch durcheinander, so wird NGO zu ONG und AIDS heißt auf Französisch SIDA.

Krankheiten sind das Stichwort, die heißen auf Französisch nämlich oft völlig anders: Malaria  le paludisme zum Beispiel. Von mir oft verwechselt wurden die |lieben| blöden Masern (la rougeole) und die Röteln (la rubéole), fangen gleich an, hören gleich auf, wenn nicht im Krankheitsverlauf (das müsste jetzt ein Fachmann klären), so doch mindestens sprachlich. Wem dazu eine Eselsbrücke einfällt, her damit!
Und einer der Podcasts von Radio France Internationale (RFI) lehrte mich heute ein neues Wort: la drépanocytose, auf Deutsch: Sichelzellenanämie.

Und was mache ich mit der Vokabelkarteikarte, die seit dem Wochenendspaziergang mit Freunden auf meinem Schreibtisch liegt? Stockrose (Malve) — rose trémière / rose papale / passe-rose/passerose. Das Wort kam angesichts einer solchen auf, also kurz gesehen. Aber würde ich bei einer zufälligen Wiederbegegnung solch ein Gewächs überhaupt auf Deutsch beim richtigen Namen ansprechen können? Nein. Wozu brauche ich dann drei französische Vokabeln dazu mit insgesamt vier Schreibweisen?

Hm, bei dem Blümchen habe ich wenigstens keine Aussprachschwierigkeiten wie bei ... wie war das gleich noch, dépa... drépanco... drépano... Ich müsste mal wieder Wortbildung pauken, Abteilung medizinische Grundbegriffe. Jetzt geht's aber erstmal weiter mit den Themen Atomausstieg, Energiewende, rechtsextreme Politik in Frankreich und natürlich mit dem Dauerbrenner Staatschuldenkrise (crise de la dette souveraine).

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Foto: Radio France / C.E. (Archiv)

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