Bienvenue auf der Blogseite einer Dolmetscherin und Übersetzerin. Französisch ist meine zweite Arbeitssprache, Englisch meine "passive" Sprache. Hier erhalten Sie Einblicke in unseren Alltag. Heute: Unerwartete Widrigkeiten.
Schöner Tagungsort hier! Wir sind im Grünen unter einem Blätterdach, das vier nah beieinander stehende Bäume bilden. Das spätvormittägliche Licht wird sanft gefiltert, die Sonnenflecken tanzen über die Köpfe und die bunte Kleidung der Teilnehmer. Was die Vögel aber auch für einen Rabatz machen! Da versteht man ja sein eigenes Wort nicht!
OK, ich übertreibe jetzt gnadenlos, mein eigenes Wort kann ich noch verstehen, egal, ob es französisch oder deutsch ist. Aber auch nur gerade noch so. Schwieriger wird es, die Leute zu verstehen, deren "Texte" ich in der jeweils anderen Sprache wiedergebe. Da muss ich dann immer aufstehen und möglichst nah ran an meinen "Klienten". Was eigentlich kein Problem ist, denn stundenlanges Sitzen liegt mir nicht so sehr.
Ich bin gerne in Bewegung, nicht nur geistig. Aber hier muss ich immer wieder unter den Ästen durchschlüpfen, unter kleinem Geäst, feinen Zweiglein oder aber unter den starken, tragenden Ästen, die alle zusammen diesen kleinen grünen Konferenzraum bilden. Und da immer alle gleich lossprechen, sobald ihnen das Wort erteilt wurde, weil sie so viel zu sagen haben, muss ich gleichzeitig rennen, hören und versuchen, nicht an einem Baum hängenzubleiben ... und dann auch noch um diverse Taschen herum Slalom laufen, die hier und da hinter den schönen weißen Stühlen abgelegt worden sind.
Manchmal fehlen mir die ersten Worte der neuen Sprecherin oder des neuen Sprechers, ich muss schlussendlich auch noch kombinieren, als wäre ich eine Detektivin. Ganz schön viel für eine Person.
So, rasch in den alten Ballsaal, der die Kantine des Tagungshauses abgibt, dann geht es in der hauseigenen Kinovorführung weiter. Ein letzter Blick zurück — jetzt können die Vögel endlich wieder in Ruhe balzen.
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Foto: C.E.
Was ich anbiete
Donnerstag, 31. Mai 2012
Interdependenzen
Bienvenue auf der Seite einer Spracharbeiterin. Ich biete an: Dolmetschen und Übersetzen — und da ich nebenberuflich Autorin bin, auch Rewriting und Moderation. Französisch ist meine zweite Arbeitssprache, Englisch meine "passive" Sprache. Im Erstberuf war ich Journalistin, deshalb verfolge ich auch weiterhin besonders wach das Zeitgeschehen, was für Dolmetscher, die in der Politik arbeiten, ohnehin selbstverständlich sein sollte. Denn bei Ein- und Überleitungen werden tagesaktuelle Meldungen gerne direkt oder indirekt zitiert.
Le Monde brachte in seiner Ausgabe vom 29. Mai eine Nachricht über eine Folge des Unfalls in Fukushima: Roter Thunfisch, der schon letzten August vor der Küste der kalifornischen Stadt San Diego gefangen wurde, sei durch die Kernschmelze in Japan strahlenbelastet. Professor Nicholas Fisher, Professor an der New Yorker Stony Brook-Universität, wird von Le Monde zitiert: "Wir müssen hier, was die Verbindungen der einzelnen Ökoregionen untereinander angeht, unsere Lehren ziehen, selbst wenn Lebenwesen tausende Kilometer voneinander entfernt sind". Die französiche Abendzeitung gibt in ihrer Meldung Informationen der offen zugänglichen Online-Fachzeitischrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) wieder, die the importance of migratory animals as transport vectors of radionuclides hervorhebt. (Hier ein abstract sowie der ganze Text als PDF).
Mich wundert manchmal, worüber sich Forscher so wundern. Analog zum Energieerhaltungssatz geht auf diesem Globus doch kein Dreck verloren ... und alles hängt mit allem zusammen, die berühmte Interdependenz. Der Artikel gibt übrigens auch gleich Entwarnung, die Wissenschaftler hätten befunden, dass der Grad der Kontaminierun beim Verzehr für den Menschen nicht gefährlich sei, weil er unterhalb der japanischen Sicherheitsstandards liege, zudem unterhalb dessen, was sonst|als natürliche Strahlung| an vorhandener Stahlung durch frühere atomare Versuche an Fischen nachgewiesen werden könne. Trotzdem seien die Ergebnisse eindeutig, denn man habe das künstliche Isotop Cäsium-134 gefunden, dessen "Lebensdauer" (*) nur zwei Jahre betrage.
Die französische Nachrichtenagentur AFP brachte diese Nachricht auch vor drei Tagen, heute und morgen steht sie sicher in der deutschen gedruckten Presse, ich habe aus Zeitgründen bislang nur die französische gelesen.
Roter Thunfisch ist akut vom Aussterben bedroht. Nicht die Einsicht des Menschen, dass dieser Spezies etwas "Ruhe" vergönnt sein muss, damit sie nicht erlischt, könnte den Thunfisch retten, sondern die Angst vieler um das eigene Leben.
Selbst wenn die gefundenen Mengen gering sein sollen, etwas Furcht wird sicher bei vielen hängenbleiben.
Es sei denn, diese Nachricht gerät schnell durch noch schlimmere/für den Einzelnen wichtigere Informationen wieder in Vergessenheit. Wie so vieles. Das Hirn des Menschen ist leider auf das Naheliegende, das Hier und Heute, das große Raubtier, das plötzlich vor einem stehen könnte, ausgelegt, und nicht auf das angesammelte Wissen ...
... ein Ergebnis der Evolution, das sich jetzt als Nachteil auswirken könnte. (Wer denkt heute noch an die Belastung von Wildschwein und Pilzen?)
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Foto: C.E.
(*) Nachlesen muss ich später, wie das französische durée de vie
mit der deutschen "Halbwertszeit" ins Verhältnis zu setzen ist.
Le Monde brachte in seiner Ausgabe vom 29. Mai eine Nachricht über eine Folge des Unfalls in Fukushima: Roter Thunfisch, der schon letzten August vor der Küste der kalifornischen Stadt San Diego gefangen wurde, sei durch die Kernschmelze in Japan strahlenbelastet. Professor Nicholas Fisher, Professor an der New Yorker Stony Brook-Universität, wird von Le Monde zitiert: "Wir müssen hier, was die Verbindungen der einzelnen Ökoregionen untereinander angeht, unsere Lehren ziehen, selbst wenn Lebenwesen tausende Kilometer voneinander entfernt sind". Die französiche Abendzeitung gibt in ihrer Meldung Informationen der offen zugänglichen Online-Fachzeitischrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) wieder, die the importance of migratory animals as transport vectors of radionuclides hervorhebt. (Hier ein abstract sowie der ganze Text als PDF).
Mich wundert manchmal, worüber sich Forscher so wundern. Analog zum Energieerhaltungssatz geht auf diesem Globus doch kein Dreck verloren ... und alles hängt mit allem zusammen, die berühmte Interdependenz. Der Artikel gibt übrigens auch gleich Entwarnung, die Wissenschaftler hätten befunden, dass der Grad der Kontaminierun beim Verzehr für den Menschen nicht gefährlich sei, weil er unterhalb der japanischen Sicherheitsstandards liege, zudem unterhalb dessen, was sonst
Die französische Nachrichtenagentur AFP brachte diese Nachricht auch vor drei Tagen, heute und morgen steht sie sicher in der deutschen gedruckten Presse, ich habe aus Zeitgründen bislang nur die französische gelesen.
Der Bestand an weißem Thun sei nur "gering gefährdet" (hier), aber oft mit Schwermetallen belastet (dort) |
Selbst wenn die gefundenen Mengen gering sein sollen, etwas Furcht wird sicher bei vielen hängenbleiben.
Es sei denn, diese Nachricht gerät schnell durch noch schlimmere/für den Einzelnen wichtigere Informationen wieder in Vergessenheit. Wie so vieles. Das Hirn des Menschen ist leider auf das Naheliegende, das Hier und Heute, das große Raubtier, das plötzlich vor einem stehen könnte, ausgelegt, und nicht auf das angesammelte Wissen ...
... ein Ergebnis der Evolution, das sich jetzt als Nachteil auswirken könnte. (Wer denkt heute noch an die Belastung von Wildschwein und Pilzen?)
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Foto: C.E.
(*) Nachlesen muss ich später, wie das französische durée de vie
mit der deutschen "Halbwertszeit" ins Verhältnis zu setzen ist.
Mittwoch, 30. Mai 2012
Dolmetscher für Latein ...
Salve! Dies ist das Arbeitsjournal einer Sprachmittlerin. Manchmal wundern wir uns über komische Anfragen, heute auch schon wieder.
Denn Dolmetscher für Latein können wir beim besten Willen nicht bieten, da können mir auch noch so viele An- und Nachfragen in die Mailbox ploppen wie heute Vormittag, wo es ein Kunde gar nicht glauben mochte, dass es für Latein keine Dolmetscher gibt, siehe oben.
Leider war ich mal wieder nicht schlagfertig genug. Ich hätte antworten sollen: "Wen hätten Sie denn zu verdolmetschen, werter Herr, und in welcher Situation?" Ich sehe jetzt einen der Römer in Sandalen und|Grünzeugs| mit Lorbeer ums Haupt vor mir, der der Antikensammlung zustrebt und ganz nervös an der Kordel seiner Tunika nestelt, weil er noch nicht weiß, ob seine Dolmetscherin rechtzeitig erscheinen wird.
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Denn Dolmetscher für Latein können wir beim besten Willen nicht bieten, da können mir auch noch so viele An- und Nachfragen in die Mailbox ploppen wie heute Vormittag, wo es ein Kunde gar nicht glauben mochte, dass es für Latein keine Dolmetscher gibt, siehe oben.
Leider war ich mal wieder nicht schlagfertig genug. Ich hätte antworten sollen: "Wen hätten Sie denn zu verdolmetschen, werter Herr, und in welcher Situation?" Ich sehe jetzt einen der Römer in Sandalen und
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Kategorien:
Am Wegesrand aufgelesen,
Komisches
Dienstag, 29. Mai 2012
Peepshow mit Dinos
Bienvenue beim Weblog aus der Dolmetscherkabine für die französische Sprache! Oft schreibe ich meine Einträge aber auch am Übersetzerschreibtisch. Hier denke ich über unseren Alltag nach, natürlich stets unter Wahrung dienstlicher Geheimnisse. Als Sprachmittlerin, — ich arbeite mündlich bilateral Französisch-Deutsch, d.h. in beide Richtungen, schriftlich nur in meine Muttersprache, dafür auch aus dem Englischen —, muss ich auch die mit dem Beruf verbundene Technik beherrschen. Manches Programm sorgt für Heiterkeit, nicht nur bei mir.
Hier noch die bereits für letzte Woche angekündigten "Verhörer" des kleinen Drachens, wie ich meine Diktiersoftware zärtlich nenne (*). Leider kam ich in der vergangenen Woche nicht zur Auswertung der letzten großen Übersetzung, und auch hier nur einige Fundstücke. Das Schlusslektorat musste am Ende schnell gehen ... und so manche Perle verschwand erstmal im digitalen Labyrinth.
Das Diktierprogramm ist auf die Bedürfnisse von Anwälten, Steuerberatern und derlei Völkchen ausgelegt. Deshalb stehen in seinem Wörterbuch überproportional viele Begriffe wie Revision, Instanz oder Wertrealisierung, die mir der Drache auch fröhlich in die Texte tippt, wenn eigentlich von "Vision", "in Franz' (Augen)" oder "Visualisierung" die Rede gewesen war.
Passenderweise sei hier noch rasch ein Tipp für das ganz komische, regelmäßig wiederkehrende Wort erwähnt, das solch ein Diktierprogramm garantiert immer falsch schreibt. Bei jedem Text ist es ein anderes, aber der Vorgang ist immer gleich nervig (und bis das System ein Wort gelernt hat, dauert es). Ich ersetze das Dingsbums-Wort immer durch einen Begriff, der in dem Text garantiert nicht vorkommen wird, zum Beispiel durch das liebe, kleine Wort "Stubenfliege" ... oder anderes Fluggetier wie "Drachen" oder "Dinosaurier" (naja, manche).
Der Platzhalter sollte, das nur am Rande, das gleiche Geschlecht haben wie das Wort, das er ersetzt, damit erkennt's das Programm glaube ich im Satzgefüge besser, wenn es beschrieben, verglichen, ins Verhältnis gesetzt wird. Am Ende regelt copy & paste alles.
Der weltbeste Patensohn hat Freitagnachmittag ganz schön frech gegrinst, als ich in einem technischen Fließtext, der einer Filmfinanzierung gewidmet war, andauernd vom Dinosaurier gesprochen habe. Er lag nach der Schule auf dem Sofa im Arbeitszimmer, wollte nicht alleine sein beim Lesen und interessierte sich plötzlich für meine Arbeit. Nur gut, dass ich als Platzhalter nicht Peepshow gewählt hatte ... (manche Kinderfragen haben Zeit)! Die Tatsache, warum dieser sich hochoffiziell gebende Papierdrache nun ausgerechnet solche Wörter kennt, ist mir allerdings schleierhaft.
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Foto: C.E.
(*) Grund für den Spitznamen und andere
Fehlleistungen des Programms hier, dort
und auch an dieser Stelle.
Hier noch die bereits für letzte Woche angekündigten "Verhörer" des kleinen Drachens, wie ich meine Diktiersoftware zärtlich nenne (*). Leider kam ich in der vergangenen Woche nicht zur Auswertung der letzten großen Übersetzung, und auch hier nur einige Fundstücke. Das Schlusslektorat musste am Ende schnell gehen ... und so manche Perle verschwand erstmal im digitalen Labyrinth.
Auf der Bühne eine ironische Szene — statt einer heroischen.
Jetzt können die Vögel endlich wieder in Ruhe beizen, Weizen, bald sein — statt balzen.
Pack die Rolle des Geldes in die Tasche! — die Roller Skates
Aus Renate Gitschow, so hieß eine Filmfigur, wurde einmal Renate Sportschuh, ein anderes Mal Renate Peepshow, meistens aber Renate gibt's schon. Was ja auch irgendwie richtig war.
Pappmachédino in der Schule des weltbesten Patensohns |
Passenderweise sei hier noch rasch ein Tipp für das ganz komische, regelmäßig wiederkehrende Wort erwähnt, das solch ein Diktierprogramm garantiert immer falsch schreibt. Bei jedem Text ist es ein anderes, aber der Vorgang ist immer gleich nervig (und bis das System ein Wort gelernt hat, dauert es). Ich ersetze das Dingsbums-Wort immer durch einen Begriff, der in dem Text garantiert nicht vorkommen wird, zum Beispiel durch das liebe, kleine Wort "Stubenfliege" ... oder anderes Fluggetier wie "Drachen" oder "Dinosaurier" (naja, manche).
Der Platzhalter sollte, das nur am Rande, das gleiche Geschlecht haben wie das Wort, das er ersetzt, damit erkennt's das Programm glaube ich im Satzgefüge besser, wenn es beschrieben, verglichen, ins Verhältnis gesetzt wird. Am Ende regelt copy & paste alles.
Der weltbeste Patensohn hat Freitagnachmittag ganz schön frech gegrinst, als ich in einem technischen Fließtext, der einer Filmfinanzierung gewidmet war, andauernd vom Dinosaurier gesprochen habe. Er lag nach der Schule auf dem Sofa im Arbeitszimmer, wollte nicht alleine sein beim Lesen und interessierte sich plötzlich für meine Arbeit. Nur gut, dass ich als Platzhalter nicht Peepshow gewählt hatte ... (manche Kinderfragen haben Zeit)! Die Tatsache, warum dieser sich hochoffiziell gebende Papierdrache nun ausgerechnet solche Wörter kennt, ist mir allerdings schleierhaft.
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Foto: C.E.
(*) Grund für den Spitznamen und andere
Fehlleistungen des Programms hier, dort
und auch an dieser Stelle.
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Sonntag, 27. Mai 2012
Kalauer
Heute nur ein Kalauer. Beim Frühstück: "Das ist kein Zwieback, das ist Triback."
Schöne und geruhsame Feiertage wünsche ich. Auf diesem Blog geht es Dienstag weiter.
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Foto: C.E. (Layout leicht verändert)
Schöne und geruhsame Feiertage wünsche ich. Auf diesem Blog geht es Dienstag weiter.
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Foto: C.E. (Layout leicht verändert)
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Sonntagsbilder,
Sprachschatz
Samstag, 26. Mai 2012
symmetrisch — asymmetrisch
Hallo! Sie haben ein digitales Logbuch aus der Welt der Sprachen angesteuert. Hier schreibe ich über meinen Berufsalltag als Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache. Heute wie jeden Samstag: Link der Woche.
Über die Kunst, Partygespräche zu verdolmetschen, schrieb der englische Guardian in seinem "Shortcuts Blog" diese Woche. Bei genauerem Hinsehen sind aber eher Arbeitsessen als Partygespräche gemeint.
Überschrieben mit "G8 interpreters: the art of many different dinner party conversations" und der Unterzeile "How the world's most powerful people ask one another to pass the salt" wird sehr richtig zunächst der Beruf der Dolmetscher von dem der Übersetzer unterschieden. Dann widmet sich Journalist Jon Henley dem vergangenen Wochenende in Camp David und seinen Sprachbesonderheiten.
Er berichtet völlig zutreffend, dass wir Dolmetscher "aktive" und "passive" Sprachen haben, und wie explosionsartig die Zahl der Dolmetscher zunimmt, wenn zum Beispiel in der EU für jede Sprachrichtung Kollegen vor Ort sein müssen: 23 offizielle Sprachen gleich 96 Dolmetscher — für den Fall einer "symmetrischen" oder "vollständigen" Verdolmetschung. Und er erklärt das Arbeiten über "Pivot" und was Arbeitssprachen sind, also die verschiedenartigen "asymmetrischen" Dolmetschsituationen.
Dolmetscher freuen sich immer, wenn sie in den Medien richtig dargestellt werden, was selten genug geschieht. Nur, wie das mit dem Salzwunsch in Camp David sprachlich geregelt wurde, darauf gibt der Beitrag leider keine Antwort.
Blog des britischen "Guardian" |
Überschrieben mit "G8 interpreters: the art of many different dinner party conversations" und der Unterzeile "How the world's most powerful people ask one another to pass the salt" wird sehr richtig zunächst der Beruf der Dolmetscher von dem der Übersetzer unterschieden. Dann widmet sich Journalist Jon Henley dem vergangenen Wochenende in Camp David und seinen Sprachbesonderheiten.
Er berichtet völlig zutreffend, dass wir Dolmetscher "aktive" und "passive" Sprachen haben, und wie explosionsartig die Zahl der Dolmetscher zunimmt, wenn zum Beispiel in der EU für jede Sprachrichtung Kollegen vor Ort sein müssen: 23 offizielle Sprachen gleich 96 Dolmetscher — für den Fall einer "symmetrischen" oder "vollständigen" Verdolmetschung. Und er erklärt das Arbeiten über "Pivot" und was Arbeitssprachen sind, also die verschiedenartigen "asymmetrischen" Dolmetschsituationen.
Dolmetscher freuen sich immer, wenn sie in den Medien richtig dargestellt werden, was selten genug geschieht. Nur, wie das mit dem Salzwunsch in Camp David sprachlich geregelt wurde, darauf gibt der Beitrag leider keine Antwort.
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Grundsätzliches,
Link der Woche
Donnerstag, 24. Mai 2012
zu verwirrlich
Hello, guten Tag, bonjour ... beim Dolmetscherblog aus Berlin, dem ersten virtuellen Arbeitstagebuch über Dolmetschen und Übersetzen aus dem Inneren der Kabine bzw. vom Übersetzerschreibtisch. Ich biete beides an, immer bilateral Deutsch-Französisch bzw. aus dem Englischen (Dolmetschen) und ins Deutsche (Übersetzen). Andere Sprachen bieten meine Netzwerkkollegen an. Und auch wenn das mit den gesprochenen und geschriebenen Idiomen auf viele sehr feinstofflich wirken mag, bin ich immer dann, wenn ich unsere Arbeit beschreiben soll, um handfeste Vergleiche nicht verlegen.
Meine kleine Logline ist leider noch nicht bekannt genug, denn manche telefonischen Anfragen klingen komisch bzw. ich frage immer sehr genau nach, was denn nun gebraucht wird, wenn ein potentieller Kunde anruft. Beispiele gefällig?
Der Klassiker sind Leute, die anrufen und wissen wollen, ob sie mit einer Dolmetscherin sprechen. "Ja, was kann ich für Sie tun?" Dann kommt etwas mit Urkunden, die zu übersetzen seien. Auch schön: "Was kosten Sie denn als Dolmetscherin so pro Seite?"
Dem entspricht, wenn die Frage aufkommt, ob wir auch als "Sychnronübersetzer" arbeiten würden. Olle Kamelle, "Synchron" ist die Vertonung von Filmton oder aber es findet als Sportart im Schwimmbad statt, beim Synchronschwimmen. Wir sind Simultan...dolmetscherinnen, um ganz genau zu sein.
Eben erkläre ich das am Telefon. Ich spreche nicht schnell, bin noch nicht ganz wach, Kind ist in der Schule, die ersten Büroanrufe reißen mich seit zehn Uhr aus einer Übersetzung. "Das ist mir jetzt aber doch zu verwirrlich", sagt der Anrufer, der ein Franzose ist. (Moment mal, wie kommt der denn jetzt auf verwirrlich? Das hat unser kleiner Schatz mal mit viereinhalb gesagt ...)
Ich sage ungefähr dies: Die Unterschiede zwischen Übersetzern und Dolmetschern sind denen der französischen bouchers und charcutiers nicht unähnlich. Gemeinsam ist ihnen, dass sie tote Tiere stückweise für den menschlichen Verzehr verkaufen. Ein boucher ist ein Metzger, der charcutier indes ist mehr für die feinen Wurstwaren zuständig. Was denn nun jetzt was sei, will mein telefonvirtuelles Gegenüber von mir wissen. Ganz logisch: Die Dolmetscher sind die Metzger, hier geht's schnell, das Tier wird vom Leben in den Tod befördert, es geht um große Stücke. Die Übersetzer sind jene, die mit mehr Zeit und manchmal mehr Raffinesse an den Stücken arbeiten können, ganz so, wie die charcutiers auch, deren Läden oft mehr in Richtung Feinkost gehen.
Nee, ich denke mir heute kein zweites Motto aus, überhaupt, wie komme ich als eingefleischte Vegetarierin überhaupt zu solchen Analogien? Hm, könnte es vielleicht sein, dass ich schon wieder Hunger habe? Zeit fürs Mittagessen ist noch nicht, aber für ein zweites Frühstück ... vielleicht. Mahlzeit!
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Foto: C.E.
Meine kleine Logline ist leider noch nicht bekannt genug, denn manche telefonischen Anfragen klingen komisch bzw. ich frage immer sehr genau nach, was denn nun gebraucht wird, wenn ein potentieller Kunde anruft. Beispiele gefällig?
Der Klassiker sind Leute, die anrufen und wissen wollen, ob sie mit einer Dolmetscherin sprechen. "Ja, was kann ich für Sie tun?" Dann kommt etwas mit Urkunden, die zu übersetzen seien. Auch schön: "Was kosten Sie denn als Dolmetscherin so pro Seite?"
Dem entspricht, wenn die Frage aufkommt, ob wir auch als "Sychnronübersetzer" arbeiten würden. Olle Kamelle, "Synchron" ist die Vertonung von Filmton oder aber es findet als Sportart im Schwimmbad statt, beim Synchronschwimmen. Wir sind Simultan...dolmetscherinnen, um ganz genau zu sein.
Eben erkläre ich das am Telefon. Ich spreche nicht schnell, bin noch nicht ganz wach, Kind ist in der Schule, die ersten Büroanrufe reißen mich seit zehn Uhr aus einer Übersetzung. "Das ist mir jetzt aber doch zu verwirrlich", sagt der Anrufer, der ein Franzose ist. (Moment mal, wie kommt der denn jetzt auf verwirrlich? Das hat unser kleiner Schatz mal mit viereinhalb gesagt ...)
Ich sage ungefähr dies: Die Unterschiede zwischen Übersetzern und Dolmetschern sind denen der französischen bouchers und charcutiers nicht unähnlich. Gemeinsam ist ihnen, dass sie tote Tiere stückweise für den menschlichen Verzehr verkaufen. Ein boucher ist ein Metzger, der charcutier indes ist mehr für die feinen Wurstwaren zuständig. Was denn nun jetzt was sei, will mein telefonvirtuelles Gegenüber von mir wissen. Ganz logisch: Die Dolmetscher sind die Metzger, hier geht's schnell, das Tier wird vom Leben in den Tod befördert, es geht um große Stücke. Die Übersetzer sind jene, die mit mehr Zeit und manchmal mehr Raffinesse an den Stücken arbeiten können, ganz so, wie die charcutiers auch, deren Läden oft mehr in Richtung Feinkost gehen.
Nee, ich denke mir heute kein zweites Motto aus, überhaupt, wie komme ich als eingefleischte Vegetarierin überhaupt zu solchen Analogien? Hm, könnte es vielleicht sein, dass ich schon wieder Hunger habe? Zeit fürs Mittagessen ist noch nicht, aber für ein zweites Frühstück ... vielleicht. Mahlzeit!
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Foto: C.E.
Mittwoch, 23. Mai 2012
Bilderlotto
Willkommen auf den Seiten des digitalen Logbuchs einer Sprachmittlerin. Meine Arbeitssprachen sind Französisch, Deutsch ... und Englisch. An dieser Stelle schreibe ich regelmäßig und so, dass man nicht die Betreffenden, dafür aber durchaus die Situationen erkennen kann, über meinen vielfältigen Berufsalltag. Der beinhaltet auch die Weitergabe von Wissen. Heute ein neuer Lerntipp (nicht nur für Grundschüler).
Das Wort "Bilderlotto" kennt der weltbeste Patensohn nicht, meine Oma benutzte es noch. Wir haben Sonntag auf dem "Nowkoellner Flowmarkt" ein, wie es schon seit einigen Jahrzehnten heißt, Memory |'abgeschossen'| gekauft, wobei dessen Schwerpunkt auf dem Lesenlernen liegt.
Die Motive sind für unseren Achtjährigen gerade noch OK.
Ich mache aus dem deutschen Memory, in Berlin wird sowas im untersten einstelligen Eurobereich gehandelt, ein deutsch-französisches Bilderspiel, ergänze handschriftlich, wobei ich mir bei einigen Begriffen überlegen muss, welches Wort ich jeweils auswähle. Welche Lieder kennt der Junge schon? Was hat er in der Schule an Vokabeln gelernt? Welche Wörter kamen in den französischsprachigen Rollenspielen oder im Urlaub an der Loire vor?
Dann werden wir uns noch neue Begriffe suchen dürfen. Etliche Leselernwörter sind zweigeteilt oder in verschiedenen Schriftarten präsentiert. Das Doppelbildwort "Uhren" wird zu Quelle heure | est-il? werden.
Oder aber die Kärtchen sprechen uns heute nicht mehr an, wie die "Pfeifen" da unten. Das braucht heute doch kein (kleiner) Mensch! Auch die "Rakete" kommt wie aus einem früheren Zeitalter dahergesaust, zumindest hier in Deutschland wird derlei nicht mehr als regionale Bedrohung wahrgenommen, was in der Kindheit der heutigen Erwachsenen noch völlig anders war.
Telefone und Schlitten sehen heute ganz anders aus, ein Handy gibt's in der Sammlung noch nicht. Nur die Brille, der Ravensburger-Verlag bildete etwas Kantiges ab, das damals "Kassengestell" genannt wurde, ist heute wieder "in". Inzwischen tragen derlei nicht nur Intellektuelle, sondern auch kleine Schlaumeier, die lieber wie Heiner Müller als wie Harry Potter aussehen möchten.
Die Spielanleitung nennt 1984 als Jahr der Veröffentlichung. Die Illustrationen sind älter. Auf Webseiten für gebrauchte Bücher und Spiele finde ich die gleichen Motive: "70-er Jahre-Vintage-Design" steht da. So sind wir wieder auf der Höhe der Zeit.
Und für weitere Basteleien entdecke ich im Internet unter "Lesememory" weitere Illustrationen. Erst dachte ich, dass es eine Anregung für Verlage sein könnte: Blanko-Karten zum Selbstbemalen herzustellen und zu vertreiben. Dann fand ich sie im Netz, herausgebracht von der Juniorenfirma von Ravensburger! Super!
(Und auch andere Anbieter lassen sich über Internet finden.)
Unser erstes Bilderlotto, das noch von Hand krumm und schief ausgeschnippelt wurde, nutzen der weltbeste Patensohn und ich gerne weiter. Damals waren "Essensvokabeln" dran.
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Bilddesign: Ravensburger AG
Fotos: C.E.
Die Motive sind für unseren Achtjährigen gerade noch OK.
Ich mache aus dem deutschen Memory, in Berlin wird sowas im untersten einstelligen Eurobereich gehandelt, ein deutsch-französisches Bilderspiel, ergänze handschriftlich, wobei ich mir bei einigen Begriffen überlegen muss, welches Wort ich jeweils auswähle. Welche Lieder kennt der Junge schon? Was hat er in der Schule an Vokabeln gelernt? Welche Wörter kamen in den französischsprachigen Rollenspielen oder im Urlaub an der Loire vor?
Dann werden wir uns noch neue Begriffe suchen dürfen. Etliche Leselernwörter sind zweigeteilt oder in verschiedenen Schriftarten präsentiert. Das Doppelbildwort "Uhren" wird zu Quelle heure | est-il? werden.
Oder aber die Kärtchen sprechen uns heute nicht mehr an, wie die "Pfeifen" da unten. Das braucht heute doch kein (kleiner) Mensch! Auch die "Rakete" kommt wie aus einem früheren Zeitalter dahergesaust, zumindest hier in Deutschland wird derlei nicht mehr als regionale Bedrohung wahrgenommen, was in der Kindheit der heutigen Erwachsenen noch völlig anders war.
Telefone und Schlitten sehen heute ganz anders aus, ein Handy gibt's in der Sammlung noch nicht. Nur die Brille, der Ravensburger-Verlag bildete etwas Kantiges ab, das damals "Kassengestell" genannt wurde, ist heute wieder "in". Inzwischen tragen derlei nicht nur Intellektuelle, sondern auch kleine Schlaumeier, die lieber wie Heiner Müller als wie Harry Potter aussehen möchten.
Die Spielanleitung nennt 1984 als Jahr der Veröffentlichung. Die Illustrationen sind älter. Auf Webseiten für gebrauchte Bücher und Spiele finde ich die gleichen Motive: "70-er Jahre-Vintage-Design" steht da. So sind wir wieder auf der Höhe der Zeit.
Und für weitere Basteleien entdecke ich im Internet unter "Lesememory" weitere Illustrationen. Erst dachte ich, dass es eine Anregung für Verlage sein könnte: Blanko-Karten zum Selbstbemalen herzustellen und zu vertreiben. Dann fand ich sie im Netz, herausgebracht von der Juniorenfirma von Ravensburger! Super!
(Und auch andere Anbieter lassen sich über Internet finden.)
Unser erstes Bilderlotto, das noch von Hand krumm und schief ausgeschnippelt wurde, nutzen der weltbeste Patensohn und ich gerne weiter. Damals waren "Essensvokabeln" dran.
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Bilddesign: Ravensburger AG
Fotos: C.E.
Kategorien:
Lerntipps,
Sprachschatz
Dienstag, 22. Mai 2012
Veranstaltungsankündigung
Peuple & Culture Marseille proudly presents
.Deutsch-französischer Lehrgang
Dokumentarisches Kino heute:
Filmvermittlung und Filmkulturen
.Deutsch-französischer Lehrgang
Dokumentarisches Kino heute:
Filmvermittlung und Filmkulturen
— in Zusammenarbeit mit dem 23. Internationalen Dokumentarfilmfestival Marseille Festival international du cinéma / FID Marseille —
Daten: 4. bis 11.07.2011 (sieben Tage, 42 Stunden Fortbildung)
Präsentation des Programms
Parallel zum Dokumentarfilmfestival FID (4.-09.07.2011) findet in Marseille ein Lehrgang über "dokumentarisches Kino" statt. Der Kurs bietet im Zeitraum vom 4. bis zum 11. Juli 2011 umfassende Einblicke in unterschiedliche Formen und Handschriften dokumentarischer Kinofilme an, die ergänzend zu den Sichtungen beim Festival in einer deutsch-französischen Seminargruppe vertieft werden. Fragen der Filmästhetik, -herstellung und -vermittlung (darunter Verleih/Vertrieb, Programmplanung, Seminargestaltung) diskutieren wir in der Seminargruppe — und zum Teil auch mit externen Gästen. Dabei haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, eigene Erfahrungen in diesem Feld zu besprechen und zu vergleichen. Französisch- und Englischkenntnisse sind erwünscht. Die Filme des Festivals sind oft englisch untertitelt. Gruppendiskussionen und Gespräche mit den Gästen werden simultan verdolmetscht.
Noch ein paar Worte zum Festival international de cinéma de Marseille: Es ist eines der wichtigen Dokumentarfilmfestivals Europas und legt weniger den Schwerpunkt auf kommerzielle Programme, denn auf eigenständige Handschriften, Autorenfilm und Versuche, die die Grenzen zu angrenzenden Bereichen verwischen (Spielfilm, Bildende Kunst, experimentelles Kino). Link: www.fidmarseille.org
Zielgruppe und Ziele
Der Lehrgang steht grundsätzlich allen am Dokumentarkino interessierten Menschen offen, die bereits einen praktischen Bezug zum Thema haben oder diesen noch planen, also künstlerischen Mitwirkenden, Dozenten und Filmpädagogen, Verleih-/Vertriebsprofis sowie (auch ehrenamtlichen) Mitarbeitern von Festivals. Die Arbeitsbereiche können sein: Vertrieb, Kritik, Programmplanung, Filmpädagogik, Produktion/Regie. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine Auswahl durch die Veranstalter — es nehmen insgesamt 18 Menschen aus Frankreich und Deutschland am Programm teil, dazu kommen noch die Veranstalter/Teamer.
Anders als sonst bei vom deutsch-französischen Jugendwerk geförderten Programmen gibt es bei diesem Seminar, das auch der Filmvermittlung gewidmet ist, keine Altersbeschränkung.
Die ganze Ausschreibung steht hier.
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Gefördert vom deutsch-französischen
Jugendwerk
Montag, 21. Mai 2012
Hannelore
Hallo, Sie interessieren sich für Dolmetschen und Übersetzen in Berlin, Paris und anderswo? Dann sind Sie hier, beim Weblog einer Spracharbeiterin, richtig. Wie Sie uns erreichen, steht in der Spalte rechts. Hier unten denke ich in möglichst kurzweiliger Form und unter Wahrung der Berufsgeheimnisse über unseren Alltag und die Grundlagen unserer Tätigkeit nach. So auch über Namen ...
Zur Vorbereitung von Dolmetscheinsätzen in der Politik höre ich viel französisches Radio. Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, interessiert die Journalisten von France Culture als "aufsteigende Kraft". Ich muss schmunzeln ... auf Französisch wird sie Anne-Laure genannt.
Vor über zehn Jahren habe ich in Paris beim Festival des deutschen Films für eine deutsche Schauspielerin gedolmetscht, die auch Hannelore hieß. Sie sagte immer: "Caro, sag' mal 'Hannelore' auf Französisch, das klingt so viel netter als auf Deutsch!" Weitaus öfter als üblich habe ich ihren Vornamen in Gespräche eingeflochten, das wirkte schon fast amerikanisch, wo seit Dale Carnegie ... Aber das ist ein anderes Thema.
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Zur Vorbereitung von Dolmetscheinsätzen in der Politik höre ich viel französisches Radio. Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, interessiert die Journalisten von France Culture als "aufsteigende Kraft". Ich muss schmunzeln ... auf Französisch wird sie Anne-Laure genannt.
Vor über zehn Jahren habe ich in Paris beim Festival des deutschen Films für eine deutsche Schauspielerin gedolmetscht, die auch Hannelore hieß. Sie sagte immer: "Caro, sag' mal 'Hannelore' auf Französisch, das klingt so viel netter als auf Deutsch!" Weitaus öfter als üblich habe ich ihren Vornamen in Gespräche eingeflochten, das wirkte schon fast amerikanisch, wo seit Dale Carnegie ... Aber das ist ein anderes Thema.
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Sonntag, 20. Mai 2012
Ü oder D? Siehe "Log Line"
Hallo! Sie haben das Web-Arbeitsjournal einer Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache angesteuert, Drittsprache ist Englisch. Mich beschäftigen Politik, Wirtschaft, Kultur und Soziales in Berlin, Paris und anderswo. Hier schreibe ich über unseren Berufsalltag, aber auch über die Außenwahrnehmung unseres Berufs. Und da ist es oft schon schwierig, richtig "benannt" zu werden.
Eine Log Line brauchen alle, die Ideen verkaufen, sei es, dass es um ein Filmprojekt geht, eine Buchidee oder Werbeprodukte, neuerdings habe ich das Wort sogar im Zusammenhang von Bauvorhaben gehört, es ging um ein Wohnviertel, das auf einer Industriebrache entstehen soll. Die Log Line fasst knackig und kurz zusammen, worum es geht, oft als kurzer Text, am besten mit hohem Wiedererkennungswert. Worin ist die Logline vom Slogan abzugrenzen? Log Lines sind länger, Slogans sind kürzer. Sie unterscheiden sich auch in ihrer Verwendung. Den Slogan sollen am Ende alle kennen ("Haribo macht ... "). Die Log Line ist dagegen mehr etwas für Insider.
So gesehen ist mein Satz "Übersetzen ist Handwerk, Dolmetschen ist Mundwerk" zwar knackig kurz wie ein Slogan, aber doch eher eine Logline, denn gemessen an den Zugriffs- und Zuschauer-/-hörerzahlen anderer Medien sind wir hier unter uns.
Und doch wäre es schön, wenn sich der Inhalt meines kurzen Satzes auf diesem oder anderen Wegen ein wenig herumsprechen könnte. Dolmetscher und Übersetzer werden eindeutig noch zu oft verwechselt. Die Süddeutsche, der Spiegel, die Zeit, jetzt auch der Berliner Tagesspiegel — Legende sind die Medien, die das regelmäßig verbüchseln. Hier, was ich gestern im Tagesspiegel sehen musste; das Bild illustrierte einen Artikel über verschiedensprachige Politikblogs (in der Onlinefassung taucht das Foto nicht auf).
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Illustration: Der Tagesspiegel
Eine Log Line brauchen alle, die Ideen verkaufen, sei es, dass es um ein Filmprojekt geht, eine Buchidee oder Werbeprodukte, neuerdings habe ich das Wort sogar im Zusammenhang von Bauvorhaben gehört, es ging um ein Wohnviertel, das auf einer Industriebrache entstehen soll. Die Log Line fasst knackig und kurz zusammen, worum es geht, oft als kurzer Text, am besten mit hohem Wiedererkennungswert. Worin ist die Logline vom Slogan abzugrenzen? Log Lines sind länger, Slogans sind kürzer. Sie unterscheiden sich auch in ihrer Verwendung. Den Slogan sollen am Ende alle kennen ("Haribo macht ... "). Die Log Line ist dagegen mehr etwas für Insider.
So gesehen ist mein Satz "Übersetzen ist Handwerk, Dolmetschen ist Mundwerk" zwar knackig kurz wie ein Slogan, aber doch eher eine Logline, denn gemessen an den Zugriffs- und Zuschauer-/-hörerzahlen anderer Medien sind wir hier unter uns.
Und doch wäre es schön, wenn sich der Inhalt meines kurzen Satzes auf diesem oder anderen Wegen ein wenig herumsprechen könnte. Dolmetscher und Übersetzer werden eindeutig noch zu oft verwechselt. Die Süddeutsche, der Spiegel, die Zeit, jetzt auch der Berliner Tagesspiegel — Legende sind die Medien, die das regelmäßig verbüchseln. Hier, was ich gestern im Tagesspiegel sehen musste; das Bild illustrierte einen Artikel über verschiedensprachige Politikblogs (in der Onlinefassung taucht das Foto nicht auf).
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Illustration: Der Tagesspiegel
Kategorien:
Sonntagsbilder,
Sprachschatz
Samstag, 19. Mai 2012
Bildglossare
Willkommen beim Arbeitstagebuch einer Sprachmittlerin für die französische Sprache! Was Französischdolmetscher und -übersetzer nicht nur in Berlin umtreibt, wie wir leben und arbeiten, können Sie hier verfolgen. Regelmäßig denke ich auch über unser Arbeitsmaterial nach, heute (einmal wieder): Bildglossare.
Liebe Stammleser: Ganz unten ist Neues!
Wir Dolmetscher sind Lernprofis. Nein, wir lernen keine Wörterbücher auswendig, aber zu bestimmten Themen, mit denen wir in der Arbeit zu tun haben, erstellen wir ausgehend von Originaltexten Vokabeltabellen, Lexiken genannt, die oft über das entsprechende Kapitel in Fachwörterbüchern hinausgehen. Ich errinnere nur an die Schuldenbremse, die auf Französisch zumeist la règle d'or genannt wird, was höchstwahrscheinlich noch in keinem gedruckten Wörterbuch steht (ich hab's aber noch nicht geprüft). Hier, bei Leo, habe ich das Wort nach einem Dolmetscheinsatz für Minister bestätigt.
Und dann hilft es, Wortfelder zu zeichnen, als Lerntrick oder aber zur besseren Orientierung bei der Arbeit. Hier zwei eigene, das erste ist eine mind map (hier größer), das zweite entstand bei der Arbeit (dort mit Doppelklick noch größer).
Derlei lässt sich gut zum (Weiter-)Lernen am Schreibtisch aufhängen oder auf dem Klo.
Und hier ein wunderbarer Netzfund, ein echtes, künstlerisches Typogramm von Aaron Kuehn. Link der Woche! (Wer dem folgt, findet auch noch ein Skelett aus den wichtigsten lateinischen Begriffen.)
P.S.: Die Radsaison ist eröffnet!
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Hadopi- und Auto"bild": Caroline Elias
Fahrradtypogramm: Aaron Kuehn
Liebe Stammleser: Ganz unten ist Neues!
Wir Dolmetscher sind Lernprofis. Nein, wir lernen keine Wörterbücher auswendig, aber zu bestimmten Themen, mit denen wir in der Arbeit zu tun haben, erstellen wir ausgehend von Originaltexten Vokabeltabellen, Lexiken genannt, die oft über das entsprechende Kapitel in Fachwörterbüchern hinausgehen. Ich errinnere nur an die Schuldenbremse, die auf Französisch zumeist la règle d'or genannt wird, was höchstwahrscheinlich noch in keinem gedruckten Wörterbuch steht (ich hab's aber noch nicht geprüft). Hier, bei Leo, habe ich das Wort nach einem Dolmetscheinsatz für Minister bestätigt.
Und dann hilft es, Wortfelder zu zeichnen, als Lerntrick oder aber zur besseren Orientierung bei der Arbeit. Hier zwei eigene, das erste ist eine mind map (hier größer), das zweite entstand bei der Arbeit (dort mit Doppelklick noch größer).
Derlei lässt sich gut zum (Weiter-)Lernen am Schreibtisch aufhängen oder auf dem Klo.
Lexik von 2011 (korrigiert) |
Und hier ein wunderbarer Netzfund, ein echtes, künstlerisches Typogramm von Aaron Kuehn. Link der Woche! (Wer dem folgt, findet auch noch ein Skelett aus den wichtigsten lateinischen Begriffen.)
P.S.: Die Radsaison ist eröffnet!
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Hadopi- und Auto"bild": Caroline Elias
Fahrradtypogramm: Aaron Kuehn
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Link der Woche
Mittwoch, 16. Mai 2012
Haarsträubend
Bienvenue beim Weblog aus der Dolmetscherkabine! Hier denke ich über unseren Alltag nach, stets unter Wahrung von Berufsgeheimnissen. Heute habe ich eine Gastautorin, die ihre Situation als Nachwuchsdolmetscherin in Berlin beschreibt. Sie nennt sich selbst "Françoise" und möchte anonym bleiben. Ich habe gezögert, den Text anzunehmen, aber ich halte ihn für wichtig.
"Berlin ist ein schwieriges Pflaster!" So kommentierte meine Lieblingsprofessorin vor über zwei Jahren meinen Umzug in die deutsche Hauptstadt. Es war Familienzusammenführung, mein Mann arbeitet hier. Berlin ist nicht Brüssel, das war mir von vorneherein klar. Ich habe damit gerechnet, im Job Abstriche machen zu müssen.
Markt
In Brüssel leben tausende Übersetzer und Dolmetscher, dort gibt es finanziell gut ausgestattete Einrichtungen, Lobbyisten, Bildungseinrichtungen, kulturelle Institutionen. Doch Berlin hat immerhin eine Bundesregierung zu bieten, sicherlich auch viele Lobbyisten, zudem Universitäten, Botschaften, Verbände, Stiftungen und zahlreiche kulturelle Einrichtungen.
Ich war optimistisch. Außerdem habe ich mein Dolmetscherstudium mit hervorragenden Noten abgeschlossen und verfüge über mehr als drei Jahre Berufserfahrung. Seit unser Sohn im Kindergarten ist, bin ich jetzt öfter abends in Berlin unterwegs, um bei verschiedensten Veranstaltungen die Marktlage kennenzulernen. Mein Eindruck kurz zusammengefasst: Ich bin schockiert.
Kultureinrichtung A.
Im Hause A. sitzt eine ordentlich arbeitende Nachwuchskraft neben einer Dame im Rentenalter in der Kabine. Das scheint der Berliner Filz zu sein, vor dem ich gewarnt worden war. Trotzdem bin ich nicht voreingenommen, meine Professorin ist ja selbst das, was man früher einen "alten Haudegen" genannt hätte, und sie arbeitet auch manchmal noch. Sie ist hervorragend. Die ältere Berliner Dame aber kommt bei dem Thema, es geht um Selbstrekrutierung von Eliten, Grandes écoles und Bildungsgerechtigkeit, nicht mit.
Ein kleines Beispiel (unter sehr, sehr vielen) gefällig? Die Moderatorin kennt sich eindeutig gut in Frankreich aus, sie spricht das Wort méritocratie aus, als sei es ein deutsches ... und die Kabine bleibt stumm diesbezüglich. Beziehungsweise die Dame mäandert sich durch die Nebensätze, dann kommt ein französischer Gast auf die Sache zu sprechen, verwendet das Wort, diesmal auf Französisch, die ältere Kollegin macht: "... wo manche ihre Meriten haben" draus. Dann übernimmt wieder die jüngere Kollegin, sie macht ihre Sache ganz ordentlich.
Der Vorfall ist einige Wochen her. Ich habe gezögert, diesen Eindruck öffentlich wiederzugeben. Ein Grundsatz unserer Branche ist es, nicht über Kollegen zu plaudern und niemanden anzuschwärzen. Aber ist es kollegial, weit über den Eintritt ins Rentenalter hinaus tätig zu sein, der aktiven Generation damit zum Teil den Weg zu versperren ... und dann noch nicht mal seine Hausaufgaben zu machen?
Schlimmer: Hier hat offenbar jemand seit 20 Jahren zu gesellschaftlichen Themen keine Hausaufgaben mehr gemacht. Das Wort méritocratie kam bereits vor Jahrzehnten in Gebrauch, es beschreibt die typische Fehlentwicklung der französischen Demokratie, in der jene, die sich in jungen Jahren durch extremes Büffeln einen guten Rang als Absolvent einer Grande école erarbeitet haben, Zutritt zur Kaste der Privilegierten gesichert haben. Sie können sich lebenslang ihre Jobs aussuchen, ganz gleich, ob sie für sie qualifiziert sind oder nicht, das spielt eine untergeordnete Rolle. Frankreich krankt an der méritocratie, es ist eine "Art (...) Feudalismus, der auf (einstiger) Exzellenz beruht". (*)
Nächstes Beispiel: Kultureinrichtung B.
Im Veranstaltungsraum steht eine professionelle Kabine, darin bemüht sich ein Laie, bei einer Debatte zur "Arabellion" halbwegs mitzukommen. Auf der Bühne liefern zwei Gäste dem Moderator viel Stoff, der aber kaum darauf einzugehen scheint. Nach der Diskussion äußern Zuschauer über genau diese Distanz ihr Befremden. Hätte ich sagen sollen, dass es an der Übersetzung lag? Von "Verdolmetschung" mag ich nicht sprechen, die Crux geht ja schon allein damit los, dass der Mann mehr als zwei Stunden allein in der Kabine saß.
Seine Übertragungen ins Französische waren umgangssprachlich und grob fehlerhaft. Aber auch ins Deutsche "übersetzte" er mit Schnitzer auf Schnitzer. Gerne sprach auch er französische Worte deutsch aus, aber anders als die Moderatorin im ersten Beispiel wohl deshalb, weil ihm die Übersetzung nicht so schnell einfiel. Also machen Journalisten "Akrobatien" (statt Klimmzüge), um der Zensur zu entgehen, da hat es die "Kreation" nicht leicht (statt das Kulturschaffen/die Kulturschaffenden), einige haben einen "Traumatismus" (und kein Trauma), verfolgen "Objektive" (statt Ziele), operieren in als Erste-Hilfe-Stationen umfunktionierten "Karawanen" (statt in Wohnwagen) ... Ja, das sind alles "Subtilitäten", wie der Betreffende übertragen hatte (statt feine Unterschiede), aber es kam noch dicker.
"Ich finde, dass Leuten der Prozess gemacht wird" war zu hören für le procès d'intention, was so viel wie "Unterstellung" heißt. Da die Kritikern der arabischen Regierungen wirklich oft juristischen Prozesse ausgesetzt sind, war die "Übertragung" höchst irreführend. Weiter im Text: "Das ist ein normaler Prozess" (c'est un procédé normal), Profis hätten hier "Vorgang" übersetzt. Oder: "Ich bin von sechs Richtern verfolgt worden", j'ai été poursuivi pour six chefs d'inculpation, richtig wäre gewesen: "Mir wurden sechs Anklagepunkte zur Last gelegt".
Zweifel
Wie eingangs gesagt, das ist alles gehört und erlitten in steuerfinanzierten, höchst renommierten Kultureinrichtungen der Stadt. Ich bin inzwischen nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee war, nach Berlin zu ziehen, aber es war doch nur "Familienzusammenführung".
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(*) C. E., merci beaucoup pour la petite phrase !
Text: "Françoise" (Diplom-Dolmetscherin)
Redaktion und Foto: Caroline Elias
Dienstag, 15. Mai 2012
Interferenzen
Bonjour, Sie haben ein digitales Arbeitstagebuch aus der Dolmetscherkabine angesteuert. Die Welt der französischen und deutschen Sprache bechäftigt mich täglich. Hier notiere ich kleine Episoden aus dem Arbeits-, aber auch aus dem Privatleben, wenn ich die Kabine oder den Übersetzerschreibtisch verlassen habe.
Gestern schrieb ich kurz über Interferenzen. Ich hatte getextet: "Ich habe an ihm (dem Krimi) nur einen Monat geschrieben, das Schreiben zwei Monate lang geplant: Recherche, Fotos, Personen entwickeln." Dabei fiel mir auf, dass ich offenbar noch nie etwas über Interferenzen gesagt habe. Ich erkläre den Vorgang: Le personnage heißt "die Filmfigur" auf Französisch, das Wort "Person" gibt's im Deutschen auch, es heißt aber leicht etwas anders. Es ist wie mit den alten Radiofrequenzen: Da hat, als mein Kopfradio auf Deutsch 'eingestellt' war, mal eben der französische Nachbarsender 'reingefunkt' und das Ergebnis verändert.
Oder gestern am frühen Abend. Der weltbeste Patensohn und ich saßen mit französischem Besuch mit einem Eis draußen vor dem Eisladen, als ich zum Gast auf Deutsch sagte: "Mit deiner Mutter musst du auf den Maybachufermarkt gehen, da gibt's viel Stoff zum Nähen, das wird ihr Glück machen" — ça fera son bonheur war das (wörtlich übersetzte) Sprachmuster, das zugrunde lag, gemeint war: das wird sie freuen. Und ich schob gleich noch so 'nen Klopper nach, den ich aber einige Stunden später vergessen habe, gar gnädig ist mir das Gedächtnis. Wir wechselten flott hin und her ... und ich war nicht im Dolmetschmodus.
Résumé: Interferenzen — das ist, wenn ich zwar Deutsch spreche, aber französischen Grammatikregeln folge und etwas merkwürdige Redewendungen verwende. Oder wer auch immer gerade spricht ...
Oder es ist wie mit der unbekannten, kleinen beauté, die uns beim Eisladen gegenübersaß. Ein Eis ist schick und einfach zu handhaben, zwei Eise können kompliziert sein, anschließend zu einem Eis zurückzukehren muss halt eben nicht immer unfallfrei bleiben.
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Fotos: C.E. (zum Vergrößern anklicken)
Gestern schrieb ich kurz über Interferenzen. Ich hatte getextet: "Ich habe an ihm (dem Krimi) nur einen Monat geschrieben, das Schreiben zwei Monate lang geplant: Recherche, Fotos, Personen entwickeln." Dabei fiel mir auf, dass ich offenbar noch nie etwas über Interferenzen gesagt habe. Ich erkläre den Vorgang: Le personnage heißt "die Filmfigur" auf Französisch, das Wort "Person" gibt's im Deutschen auch, es heißt aber leicht etwas anders. Es ist wie mit den alten Radiofrequenzen: Da hat, als mein Kopfradio auf Deutsch 'eingestellt' war, mal eben der französische Nachbarsender 'reingefunkt' und das Ergebnis verändert.
Oder gestern am frühen Abend. Der weltbeste Patensohn und ich saßen mit französischem Besuch mit einem Eis draußen vor dem Eisladen, als ich zum Gast auf Deutsch sagte: "Mit deiner Mutter musst du auf den Maybachufermarkt gehen, da gibt's viel Stoff zum Nähen, das wird ihr Glück machen" — ça fera son bonheur war das (wörtlich übersetzte) Sprachmuster, das zugrunde lag, gemeint war: das wird sie freuen. Und ich schob gleich noch so 'nen Klopper nach, den ich aber einige Stunden später vergessen habe, gar gnädig ist mir das Gedächtnis. Wir wechselten flott hin und her ... und ich war nicht im Dolmetschmodus.
Résumé: Interferenzen — das ist, wenn ich zwar Deutsch spreche, aber französischen Grammatikregeln folge und etwas merkwürdige Redewendungen verwende. Oder wer auch immer gerade spricht ...
Oder es ist wie mit der unbekannten, kleinen beauté, die uns beim Eisladen gegenübersaß. Ein Eis ist schick und einfach zu handhaben, zwei Eise können kompliziert sein, anschließend zu einem Eis zurückzukehren muss halt eben nicht immer unfallfrei bleiben.
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Fotos: C.E. (zum Vergrößern anklicken)
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Grundsätzliches,
Kopfeinsichten
Montag, 14. Mai 2012
Urheberrecht
Willkommen auf den Seiten eines digitalen Arbeitstagebuchs. Hier geht's nicht nur ums Dolmetschen und Übersetzen, nicht nur um Französisch, Deutsch und Englisch und auch nicht nur über Berlin, Paris, Cannes, Marseille ... bei meiner Arbeit streife ich viele Fragen der Zeit. Durch meinen Nebenberuf bin ich an manchen Themen doppelt interessiert.
Derzeit das große Thema deutscher Feuilletons: das Urheberrecht. Wir haben schon oft zu Urheberrecht und Internet gedolmetscht, also lese ich darüber Texte, um auf dem Laufenden zu bleiben. Ich lese aber auch regelmäßig darüber, weil ich derzeit die Tantiemen meines ersten Buches einstreiche. Bei Facebook wird bei der Seite eines gewissen "Anonymous" gegen Urheber gewettert, die sich gegen ihre Entrechtung wehren. Auf einer anderen Internetseite veröffentlichen eben diese Netzaktivisten fürs freie Teilen aller Inhalte anonym die Privatadressen deutscher Urheber, die einen Appell unter dem Titel "Wir sind die Urheber!" gezeichnet haben. Das wirkt wie der implizite Aufruf, diese Leute doch mal besuchen zu gehen. Solche Aktionen machen Angst.
Dabei ist das Problem uralt. Nur ein Zitat, hier eine Klage Tucholskys aus dem Jahr 1931: Theobald Tiger spricht; Zitat über jene, die sich fremde Texte "aneignen": "Sie stehlen eine Ware. Denn jedes literarische Produkt ist, neben allem andern, eine Ware wie ein Pfund Butter; das trifft auf Operetten zu wie auf die Verse Stefan Georges, und dabei ist auch gar nichts Herabwürdigendes. Waren aber sollte man nicht stehlen."
Es gibt sicher noch ältere Texte dazu. Dieser Tage aber überschlagen sich die Kommentatoren und Betroffenen. Dabei lese ich viele Nuancen aus den Meinungsäußerungen heraus, die derzeit überall im Netz veröffentlicht werden. Hervorheben möchte ich Petra von Cronenburg, die sich gegen Grabenkämpfe, gegen Kriminalisierung von Jugendlichen und gegen das französische HADOPI-Gesetz äußert und feststellt: "Bedroht fühle ich mich (...) von Zeitungsredaktionen, die mir Buy-out-Verträge andienen, um im Gegensatz damit zu drohen, mich abzumahnen, wenn ich auf meiner Website aus einer Buchrezension zu viel zitiere." Sie macht deutlich, dass das Problem seine Wurzeln in der ungleich verlagerten Macht hat, weil die Verwerter die Bedingungen bestimmen: "Es geht mir schlecht, weil (...) ich am Ende der Nahrungskette Buch stehe, obwohl ich mein Buch überhaupt erst ermögliche."
Hier müssten alle aufmerken, denn ohne Autoren/Urheber kein Werk, und doch befinden die Kreativen sich derzeit so, wie das Urhebergesetz aktuell gestrickt ist, in einer sehr schwachen Position: Sie leiden unter total buy out-Verträgen bei Sendern und Pressehäusern ... "inklusive aller noch zu erfindenden Medien"; sie leiden unter sinkenden (Ko-)Finanzierungen von (zunehmend formatierten) "Auftragsproduktionen" für die öffentlich-rechtlichen TV-Sender, die dann wochenlang "Nichtfiktionales" in kostenlosen Mediatheken "bereitstellen", so dass der verschuldete Dokumentarist (zum Beispiel) sein Herzensprojekt nicht über DVD-Verkäufe refinanzieren kann (oder aber im Ausland infolge von engen Formatvorgaben und von geforderter regionaler Relevanz); sie leiden auch unter Neuübersetzungen von ausländischen Bestsellern in Fällen, wo der erste, preisbepackte Übersetzer durch einen alten Verlagsvertrag eigentlich in nennenswerter Höhe am Erfolg hätte beteiligt werden müssen ...
Drei Beispiele, die längst keine Ausnahmen mehr sind.
Die andere Seite des Urheberrechts, und die meinten die Piraten in erster Linie (in zweiter Linie auch Film- und Buchinhalte ...), ist, dass das Urheberrecht, wie es derzeit mitunter gehandhabt wird, Zitate und intellektuellen Austausch erschwert bis verhindert. Eine mir nicht bekannte Person könnte mir jetzt für die Reproduktion seines Wahlhinweises links oben eine Rechnung oder über Anwalt eine Unterlassungsaufforderung ins Haus schicken; Facebook könnte mich möglicherweise unter Verweis auf Urheberrecht für die Gestaltung seiner Seiten belangen, siehe zweites Bildzitat, der Typograf für die Erfindung der Schrift, eine Seminarteilnehmerin aus Strasbourg wegen der Fotorechte.
Der oben erwähnten Dokumentarfilmer darf heute Gedrehtes nicht verwenden, wenn z.B. Musik im Radio läuft, Kunstwerke ins Bild geraten, die aber vor Ort zu sehen sind (egal ob als Poster, auf einem Werbeplakat oder im Original in der Vorstandsetage einer Bank); bei der logischen Ausweitung des Urheberrechtgedankens auf Mode könnte sogar erkennbare Markenkleidung tabu sein, obwohl diese (wie die Designermöbel im Vorstandsbüro ...) manchen Portraitierten mit wenig Worten charakterisieren und damit Alltagswirklichkeit abgebildet werden würde. Nackte Protagonisten in kahlen Räumen? Beim Weiterdenken wird die Chose richtig absurd.
Ein zentrales Problem spricht Petra von Cronenburg an, mit dem möchte ich heute schließen. Sie fragt in ihrem langen Beitrag: "Wo sind die Aufschreie der Urheber gegen unsittliche Verträge? (...) Das Urheberrecht sichert den meisten von uns längst nicht mehr die Existenz."
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Illustrationen: ??? und Facebook
Notiz für die gestrige NRW-Wahl, Urheber: ??? |
Dabei ist das Problem uralt. Nur ein Zitat, hier eine Klage Tucholskys aus dem Jahr 1931: Theobald Tiger spricht; Zitat über jene, die sich fremde Texte "aneignen": "Sie stehlen eine Ware. Denn jedes literarische Produkt ist, neben allem andern, eine Ware wie ein Pfund Butter; das trifft auf Operetten zu wie auf die Verse Stefan Georges, und dabei ist auch gar nichts Herabwürdigendes. Waren aber sollte man nicht stehlen."
Mein naiver Kommentar bei "Anonymous" auf Facebook. (Korrektur: "Figuren" entwickelt statt Personen. Interferenz!) |
Hier müssten alle aufmerken, denn ohne Autoren/Urheber kein Werk, und doch befinden die Kreativen sich derzeit so, wie das Urhebergesetz aktuell gestrickt ist, in einer sehr schwachen Position: Sie leiden unter total buy out-Verträgen bei Sendern und Pressehäusern ... "inklusive aller noch zu erfindenden Medien"; sie leiden unter sinkenden (Ko-)Finanzierungen von (zunehmend formatierten) "Auftragsproduktionen" für die öffentlich-rechtlichen TV-Sender, die dann wochenlang "Nichtfiktionales" in kostenlosen Mediatheken "bereitstellen", so dass der verschuldete Dokumentarist (zum Beispiel) sein Herzensprojekt nicht über DVD-Verkäufe refinanzieren kann (oder aber im Ausland infolge von engen Formatvorgaben und von geforderter regionaler Relevanz); sie leiden auch unter Neuübersetzungen von ausländischen Bestsellern in Fällen, wo der erste, preisbepackte Übersetzer durch einen alten Verlagsvertrag eigentlich in nennenswerter Höhe am Erfolg hätte beteiligt werden müssen ...
Drei Beispiele, die längst keine Ausnahmen mehr sind.
Die andere Seite des Urheberrechts, und die meinten die Piraten in erster Linie (in zweiter Linie auch Film- und Buchinhalte ...), ist, dass das Urheberrecht, wie es derzeit mitunter gehandhabt wird, Zitate und intellektuellen Austausch erschwert bis verhindert. Eine mir nicht bekannte Person könnte mir jetzt für die Reproduktion seines Wahlhinweises links oben eine Rechnung oder über Anwalt eine Unterlassungsaufforderung ins Haus schicken; Facebook könnte mich möglicherweise unter Verweis auf Urheberrecht für die Gestaltung seiner Seiten belangen, siehe zweites Bildzitat, der Typograf für die Erfindung der Schrift, eine Seminarteilnehmerin aus Strasbourg wegen der Fotorechte.
Der oben erwähnten Dokumentarfilmer darf heute Gedrehtes nicht verwenden, wenn z.B. Musik im Radio läuft, Kunstwerke ins Bild geraten, die aber vor Ort zu sehen sind (egal ob als Poster, auf einem Werbeplakat oder im Original in der Vorstandsetage einer Bank); bei der logischen Ausweitung des Urheberrechtgedankens auf Mode könnte sogar erkennbare Markenkleidung tabu sein, obwohl diese (wie die Designermöbel im Vorstandsbüro ...) manchen Portraitierten mit wenig Worten charakterisieren und damit Alltagswirklichkeit abgebildet werden würde. Nackte Protagonisten in kahlen Räumen? Beim Weiterdenken wird die Chose richtig absurd.
Ein zentrales Problem spricht Petra von Cronenburg an, mit dem möchte ich heute schließen. Sie fragt in ihrem langen Beitrag: "Wo sind die Aufschreie der Urheber gegen unsittliche Verträge? (...) Das Urheberrecht sichert den meisten von uns längst nicht mehr die Existenz."
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Illustrationen: ??? und Facebook
Sonntag, 13. Mai 2012
Der Muttertagsbrief
Zu einem erfolgreichen Leben gehören die unterschiedlichsten Formen von Engagement und Ehrenamt. Ich engagiere mich seit etlichen Jahren für meinen Ziehsohn, bin begeisterte Zweitmama ehrenhalber. Als Dolmetscherin höre ich auch außerhalb der Kabine gut hin. Vier Sonntagsbilder (eins davon in Textform)!
Derzeit helfe ich freitags in der ersten Stunde
in der Grundschulklasse meines weltlichen Patensohns aus. Mit den
Erstklässlern war ich Freitag im Computerraum. Die Kinder durften einen
Brief zum Muttertag schreiben. Alle Kids tippten fröhlich drauflos und
halfen sich gegenseitig bei technischen Fragen, das war sehr schön
mitzuerleben.
Nur eins saß stumm vor der Tastatur, ein kleiner, schmaler, blonder Junge. Er hat “Liebe Mama” geschrieben und das war’s dann. Die anderen Kinder waren schon beim zweiten Satz.
Er schaut mich mit großen Augen an und fragt: “Was soll ich jetzt schreiben?” — “Was du deiner Mama sagen willst”, sage ich. Er bleibt nachdenklich sitzen. Ich werde an einen anderen Tisch gerufen. Kurz darauf komme ich wieder an seinem Platz vorbei. Fragender Blick. Ich schlage vorsichtig vor: "Du kannst ja schreiben 'Danke, dass du morgens da bist und mich in die Schule bringst'”. Er darauf: “Das macht mein Papa.” Ich darauf: “... 'oder dass du für mich kochst'” ... Er darauf: “Das macht mein Papa” ... Es folgen zwei weitere Schleifen dieser Art, ich werde immer vorsichtiger. Ich: “Was macht deine Mutter denn so?” Er: “Sie ist immer weg”.
Der Junge schaut rüber, was sein Nachbar aufschreibt: "alalipste mama ich hap dich gants dolelib."
Vor dem Unterricht hatte ich den fragenden Jungen mit anderen spielen sehen, fantasievoll und voller Lebensfreude. Da sage ich: “Du warst ja mal in Mamas Bauch, und du kannst auch sagen: Danke, dass ich auf der Welt bin.” Daraufhin schreibt er: “Liebe Mama, danke, dass du mich geboren hast.” (Seine exakte “Schreibweise” weiß ich nicht mehr, bei den Kleinsten zählt das Erfolgserlebnis, etwas notiert zu haben, aber es war überraschend gut lesbar.)
Ich bekam eine ziemliche Gänsehaut. Die andere mögliche Antwort fiel mir wie oft erst zu spät ein: Es hätte auch ein Brief an den Vater werden können. Auch er scheint an seine Grenzen zu stoßen, da wäre ein Briefchen vielleicht gut gewesen. Die Schreibstunde war in der ersten Klasse, das Kind hatte nicht nur sehr, sehr schmutzige Hände, sondern auch ... wobei ... gegen einen ungekämmten Schopf darf ich wegen des weltbesten Patensohns nichts sagen, ich nenne ihn morgens manchmal scherzhaft “Samson” (könnt ja eins ausfallen).
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Fotos: C.E. (Namen geändert)
Brief nach kleiner Korrektur |
Nur eins saß stumm vor der Tastatur, ein kleiner, schmaler, blonder Junge. Er hat “Liebe Mama” geschrieben und das war’s dann. Die anderen Kinder waren schon beim zweiten Satz.
Er schaut mich mit großen Augen an und fragt: “Was soll ich jetzt schreiben?” — “Was du deiner Mama sagen willst”, sage ich. Er bleibt nachdenklich sitzen. Ich werde an einen anderen Tisch gerufen. Kurz darauf komme ich wieder an seinem Platz vorbei. Fragender Blick. Ich schlage vorsichtig vor: "Du kannst ja schreiben 'Danke, dass du morgens da bist und mich in die Schule bringst'”. Er darauf: “Das macht mein Papa.” Ich darauf: “... 'oder dass du für mich kochst'” ... Er darauf: “Das macht mein Papa” ... Es folgen zwei weitere Schleifen dieser Art, ich werde immer vorsichtiger. Ich: “Was macht deine Mutter denn so?” Er: “Sie ist immer weg”.
Der Junge schaut rüber, was sein Nachbar aufschreibt: "alalipste mama ich hap dich gants dolelib."
Vor dem Unterricht hatte ich den fragenden Jungen mit anderen spielen sehen, fantasievoll und voller Lebensfreude. Da sage ich: “Du warst ja mal in Mamas Bauch, und du kannst auch sagen: Danke, dass ich auf der Welt bin.” Daraufhin schreibt er: “Liebe Mama, danke, dass du mich geboren hast.” (Seine exakte “Schreibweise” weiß ich nicht mehr, bei den Kleinsten zählt das Erfolgserlebnis, etwas notiert zu haben, aber es war überraschend gut lesbar.)
Ich bekam eine ziemliche Gänsehaut. Die andere mögliche Antwort fiel mir wie oft erst zu spät ein: Es hätte auch ein Brief an den Vater werden können. Auch er scheint an seine Grenzen zu stoßen, da wäre ein Briefchen vielleicht gut gewesen. Die Schreibstunde war in der ersten Klasse, das Kind hatte nicht nur sehr, sehr schmutzige Hände, sondern auch ... wobei ... gegen einen ungekämmten Schopf darf ich wegen des weltbesten Patensohns nichts sagen, ich nenne ihn morgens manchmal scherzhaft “Samson” (könnt ja eins ausfallen).
Bei den Mädchen: Kopfmassageninflation |
Fotos: C.E. (Namen geändert)
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Sonntagsbilder
Samstag, 12. Mai 2012
Mal wieder: Untertitel
Hallo! Hier lesen Sie täglich außer freitags Neues aus der Dolmetscherkabine, vom Übersetzerschreibtisch und aus der Welt der Idiome ... völlig subjektiv gefiltert von mir, einer Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache. Samstags veröffentliche ich hier immer meinen "Lieblink".
Bis auf Kinderfilme und Programme für Senioren wird in skandinavischen Ländern alles untertitelt, denn Synchronisationen wären einfach nicht wirtschaftlich. Die Sprachkenntnisse der Skandinavier liegen weit über dem Durchschnitt. Leute, die wie ich beruflich mit Sprache zu tun haben, sehen da eine Verbindung, wurden aber immer wieder belächelt. Untertitel gelten als anstrengend, unbequem, kurz: sie sind ein Kassengift. So laufen in Deutschland eigentlich nur in in großen Städten und an Orten mit Hochschulen Filme mit Untertitel: die kleinen, feinen Werke aus exotischen oder eben sehr kleinen Ländern oder Filme, die mit minimalem Budget ausgewertet werden.
Diese Woche lobte der englische Guardian einsprachige Untertitel als Mittel zum Schriftsprachenerwerb. In Indien werden laut Guardian vom staatlichen Sender Doordarshan viele (Musik-)Programme auf Hindi oder Gujarati untertitelt. Das Projekt hat sich als hocheffektive Alphabetisierungscampagne erwiesen. Wissenschaftler wiesen jetzt in Untersuchungen mit 13.000 Kindern nach, dass 24 % von ihnen alleine durch die Schule zu sicheren Lesern werden. Mit zusätzlichen 30 Minuten untertitelten Filmmusikvideos pro Woche lässt sich dieser Prozentsatz mehr als verdoppeln: 56 % werden zu sicheren Lesern.
Schlicht und ergreifend, mein Link der Woche!
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Foto: The Guardian
Bis auf Kinderfilme und Programme für Senioren wird in skandinavischen Ländern alles untertitelt, denn Synchronisationen wären einfach nicht wirtschaftlich. Die Sprachkenntnisse der Skandinavier liegen weit über dem Durchschnitt. Leute, die wie ich beruflich mit Sprache zu tun haben, sehen da eine Verbindung, wurden aber immer wieder belächelt. Untertitel gelten als anstrengend, unbequem, kurz: sie sind ein Kassengift. So laufen in Deutschland eigentlich nur in in großen Städten und an Orten mit Hochschulen Filme mit Untertitel: die kleinen, feinen Werke aus exotischen oder eben sehr kleinen Ländern oder Filme, die mit minimalem Budget ausgewertet werden.
Diese Woche lobte der englische Guardian einsprachige Untertitel als Mittel zum Schriftsprachenerwerb. In Indien werden laut Guardian vom staatlichen Sender Doordarshan viele (Musik-)Programme auf Hindi oder Gujarati untertitelt. Das Projekt hat sich als hocheffektive Alphabetisierungscampagne erwiesen. Wissenschaftler wiesen jetzt in Untersuchungen mit 13.000 Kindern nach, dass 24 % von ihnen alleine durch die Schule zu sicheren Lesern werden. Mit zusätzlichen 30 Minuten untertitelten Filmmusikvideos pro Woche lässt sich dieser Prozentsatz mehr als verdoppeln: 56 % werden zu sicheren Lesern.
Schlicht und ergreifend, mein Link der Woche!
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Foto: The Guardian
Kategorien:
Link der Woche
Donnerstag, 10. Mai 2012
Botin
Sie haben einen Weblog aus der Arbeitswelt angeklickt (oder erhalten die neuen Postings per Mail). Meine Aufgabe ist das Dolmetschen und Übersetzen in Politik, Wirtschaft und Kultur, darunter auch Medien, Arbeitssprachen Französisch, Deutsch und Englisch (C-Sprache). Heute wieder der kurze Blick auf meinen Schreibtisch.
Doch, ich denke, dass ich eine gute Aussprache habe. Aber das Drehbuch, das sich gerade im Schlusslektorat befindet, habe ich mal wieder mit Diktiersoftware übersetzt … und die erkennt manches eben leider nicht (richtig).
Gemeint war Unglücksbotin. Weitere Irrtümer folgen nächste Woche.
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Illustration: Dragon/Nuance
Doch, ich denke, dass ich eine gute Aussprache habe. Aber das Drehbuch, das sich gerade im Schlusslektorat befindet, habe ich mal wieder mit Diktiersoftware übersetzt … und die erkennt manches eben leider nicht (richtig).
Gemeint war Unglücksbotin. Weitere Irrtümer folgen nächste Woche.
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Illustration: Dragon/Nuance
Kategorien:
Am Wegesrand aufgelesen,
Werkstatt
Mittwoch, 9. Mai 2012
Ausfallhonorar
Willkommen auf den Seiten eines digitalen Logbuchs aus der Dolmetscherkabine. Was ich beruflich anbiete, Dolmetschen und Übersetzen, beschäftigt mich täglich, auch an den auftragsfreien Tagen. Da ich mich neben Politik, Wirtschaft und Soziales auf Kultur und Medien spezialisiert habe, bin ich nebenberuflich auch in diesem Feld tätig. Am meisten beschäftigt mich aber die Spracharbeit — und dass ich manchmal unseren Auftraggebern möglichst vorsichtig die Grundlagen unseres Geschäfts erklären muss. Manöverkritik.
Vor vielen, vielen Jahren durfte ich mal für eine große Berliner Kultureinrichtung einen Filmstar dolmetschen. Oder besser: Es war geplant, dass ich ihn dolmetschen würde. Ich bereitete mich wie immer vor, paukte Filmtitel und Erscheinungsjahre, wobei die beste Vorbereitung darin bestanden hatte, dass ich den Betreffenden gut kannte.
Ich hatte das Glück gehabt, diesen Herrn schon wiederholt verdolmetschen zu dürfen, zum Beispiel für Deutschlandradio Kultur. Und so hatte mich eines Tages sogar Ulrich Gregor von den Freunden der Deutschen Kinemathek Günter Rohrbach (damals Bavaria) mit den Worten vorgestellt: "Das ist Frau E., die Dolmetscherin von Claude Lanzmann". Gut, jetzt ist der Name des direkten Kunden "raus", nicht aber der des Auftraggebers. Es handelt sich um eine Berliner Institution, mehr werde ich hier nicht sagen, discrétion oblige.
Mein Einsatz war für einen Samstag geplant, der Auftrag wurde schriftlich bestätigt. Es kamen verschiedene Kulturleute zusammen, auch Lanzmann sollte darunter sein. Ich steckte gerade mitten in einem anderen Projekt und habe mir für den Tag eine Kollegin organisiert, deren Arbeit ich natürlich bezahlt habe.
So saß ich also überpünktlich, schick gekleidet und gut vorbereitet im betreffenden Kulturhaus auf einem Stühlchen und wartete ... bis die Auftraggeberin den Kopf zur Tür reinsteckte und mich etwas zerknirscht ansah. Sie sei ohne Nachrichten meines Klienten, er verspäte sich wohl, ich möge warten. Ich wartete. Nach einer Stunde kam sie zurück: Er habe nun abgesagt, irgend etwas mit dem Flug. Er komme auch später nicht mehr hinzu. Ich durfte gehen.
Anschließend stellte ich ein Ausfallhonorar in Rechnung. Natürlich. Natürlich? Madame, die festangestellt ist, fand das nicht. Die Sache ist ein Jahrzehnt her.
Ja, auch vor einem Jahrzehnt wussten Festangestellte eigentlich schon, wie Freiberufler arbeiten. Ich stellte 100 % in Rechnung. Sie bot 10 % an, Zitat: "Sie hatten außer dem Weg ja keinen Aufwand, während der Wartezeit konnten Sie lesen". Ich erklärte ihr, dass das nicht branchenüblich sei und dass ich mich vorbereitet hatte. Darauf die Dame: "Wir haben Sie engagiert, weil Sie den Star gut kennen, damit eben keine Vorbereitungszeit anfällt!"
Ich sagte ihr, dass ich an diesem Tag für einen anderen Job jemanden anheuern musste, der meine Aufgabe bei einem anderen Projekt übernommen hatte. Madame wollte es nicht glauben, Aufträge an einem Samstag seien doch höchst selten. Ich erklärte mich: Es war das Catering bei meiner eigenen kleinen Filmproduktion. Alle zwei Jahre produziere ich einen Film zusammen mit anderen, in diesem Fall war unser Beitrag, eben auch morgens um fünf Brötchen zu schmieren ... (Salate zu machen, auszuliefern, zu servieren und zu spülen), da unsere finanzielle Beteiligung kein externes Catering erlaubt hat. Sie darauf: "Ich erstatte Ihnen, was diese Person gekostet hat!"
Ich war mit diesem Vorschlag gar nicht zufrieden. Ich muss mit den Honoraren nicht nur die Anfahrts- und Arbeitszeit finanzieren, sondern auch die Vorbereitung (und es liegt in meinem Ermessen, wie intensiv ich vorab lese und lerne; am Ende erwarten alle doch, dass ich die jeweiligen Zahlen, Daten, Fakten und Begriffe aus dem Effeff kann).
Außerdem habe ich diverse betriebliche Ausgaben, meine "Gestehungskosten". Sozialabgaben, Kranken-, Urlaubs- oder Weihnachtsgeld kommen bei mir nicht vom festen Arbeitgeber, auch Fortbildungen zahle ich selbst, nicht zu vergessen meine Entnahmen für die privaten Lebenshaltungskosten.
In solchen Situationen, in denen mein Gegenüber nicht weiß (oder nicht wissen will), wie wir Freiberufler rechnen, fällt es manchmal schwer, die richtigen Argumente vorzubringen, ohne belehrend zu wirken. Was "viel Geld" für eine Angestellte sein kann, muss es nicht notwendigerweise auch für mich sein. Die Chose erfuhr leider noch eine ziemlich peinliche Steigerung: Die Ansprechpartnerin rechnete mir alsdann vor, was ihre Mitarbeiter im Haus pro Tag verdienen würden. Es ist schlicht unfair, Zwanzigstel eines Festgehaltes mit Tagesgagen zu vergleichen, siehe oben.
Und ich muss außerdem noch einplanen, dass es immer wieder Wochen gibt, in denen ich nur mit "Freelancer-ABC" zu tun habe: Akquise, Buchhaltung, Computerupdates, Datenbankpflege, Eigenwerbung, Fachtermini ... Gerade die Sache mit der Kundenpflege ist manchmal nicht so einfach. In Zeiten, in denen ich viel zu tun habe, kann passieren, dass ich hier nachlässig werde. Das ist gefährlich, denn unsereiner droht schnell in Vergessenheit zu geraten. Qualität allein setzt sich nicht durch.
"Wer seine Zukunft nicht plant, hat keine", sagte mir ein Unternehmensberater mal. Ganz so hart sehe ich es nicht, aber auch ich muss mir in auftraglosen Zeiten Gedanken machen, wie ich neue Kunden finden und alte dauerhaft für mich begeistern kann. Die größten Schwierigkeiten bereiten mir aber unklare Auftragsvergaben, die so typisch sind für den "Berliner Filz", zum Beispiel Ausschreibungen, bei denen der Sieger von vorneherein feststeht. Manchmal habe den Eindruck, dass Berlin zurecht die Partnerstadt von Paris ist, der Hauptstadt der méritocratie, dieser sehr französischen Art des Feudalismus, der auf (einstiger) Exzellenz beruht. (Und wenn die Exzellenz nur darin besteht, die besseren Kontakte zu haben, sehnse, det is Balin.)
Ausfallhonorare müssen 100 % des Honorars betragen, wenn kurzfristig eine Absage erteilt wird, unsereiner kann sich ja keine Ersatzaufträge aus dem Hut zaubern. Manchmal habe ich sogar, um das betreffende Datum möglich zu machen, einen anderen Termin abgesagt. Jetzt kommen AGBs ins Spiel, Allgemeine Geschäftsbedingungen, in denen gestaffelt stehen sollte, wieviel Prozente des verhandelten Honorars im Falle von Annullierungen X Tage, eine, zwei oder drei Wochen vor Termin jeweils fällig sind. Dieser Aspekt spiegelt wider, dass unsereiner für manchen Einsatz in einem Zeitraum von 14 Tagen beispielsweise jeden Morgen eine Stunde paukt. Finde ich für den fraglichen Zeitraum einen anderen, möglicherweise kürzeren oder schlechter dotierten Auftrag, verringert sich natürlich mein Anspruch auf Ausfallhonorar um die neue Honorarsumme. Natürlich? Natürlich!
Sie werden sich jetzt fragen, wie die Sache vor zehn Jahren ausgegangen ist. Ich habe auf der Honorarzahlung bestanden. Der Kunde hat mich nie wieder angefragt. Ich war nicht überzeugend genug ... und es ist mir in all den Jahren leider nicht gelungen, jemanden im gleichen Haus zu finden, der sich für mich verwendet und (für weitere Anfragen) vermittelt hätte.
P.S.: Die Institution gehört zu den Berliner "Leuchttürmen" in Sachen Kultur.
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Fotos: C.E. (Archiv)
Vor vielen, vielen Jahren durfte ich mal für eine große Berliner Kultureinrichtung einen Filmstar dolmetschen. Oder besser: Es war geplant, dass ich ihn dolmetschen würde. Ich bereitete mich wie immer vor, paukte Filmtitel und Erscheinungsjahre, wobei die beste Vorbereitung darin bestanden hatte, dass ich den Betreffenden gut kannte.
Ich hatte das Glück gehabt, diesen Herrn schon wiederholt verdolmetschen zu dürfen, zum Beispiel für Deutschlandradio Kultur. Und so hatte mich eines Tages sogar Ulrich Gregor von den Freunden der Deutschen Kinemathek Günter Rohrbach (damals Bavaria) mit den Worten vorgestellt: "Das ist Frau E., die Dolmetscherin von Claude Lanzmann". Gut, jetzt ist der Name des direkten Kunden "raus", nicht aber der des Auftraggebers. Es handelt sich um eine Berliner Institution, mehr werde ich hier nicht sagen, discrétion oblige.
Mein Einsatz war für einen Samstag geplant, der Auftrag wurde schriftlich bestätigt. Es kamen verschiedene Kulturleute zusammen, auch Lanzmann sollte darunter sein. Ich steckte gerade mitten in einem anderen Projekt und habe mir für den Tag eine Kollegin organisiert, deren Arbeit ich natürlich bezahlt habe.
So saß ich also überpünktlich, schick gekleidet und gut vorbereitet im betreffenden Kulturhaus auf einem Stühlchen und wartete ... bis die Auftraggeberin den Kopf zur Tür reinsteckte und mich etwas zerknirscht ansah. Sie sei ohne Nachrichten meines Klienten, er verspäte sich wohl, ich möge warten. Ich wartete. Nach einer Stunde kam sie zurück: Er habe nun abgesagt, irgend etwas mit dem Flug. Er komme auch später nicht mehr hinzu. Ich durfte gehen.
Anschließend stellte ich ein Ausfallhonorar in Rechnung. Natürlich. Natürlich? Madame, die festangestellt ist, fand das nicht. Die Sache ist ein Jahrzehnt her.
Ja, auch vor einem Jahrzehnt wussten Festangestellte eigentlich schon, wie Freiberufler arbeiten. Ich stellte 100 % in Rechnung. Sie bot 10 % an, Zitat: "Sie hatten außer dem Weg ja keinen Aufwand, während der Wartezeit konnten Sie lesen". Ich erklärte ihr, dass das nicht branchenüblich sei und dass ich mich vorbereitet hatte. Darauf die Dame: "Wir haben Sie engagiert, weil Sie den Star gut kennen, damit eben keine Vorbereitungszeit anfällt!"
Ich sagte ihr, dass ich an diesem Tag für einen anderen Job jemanden anheuern musste, der meine Aufgabe bei einem anderen Projekt übernommen hatte. Madame wollte es nicht glauben, Aufträge an einem Samstag seien doch höchst selten. Ich erklärte mich: Es war das Catering bei meiner eigenen kleinen Filmproduktion. Alle zwei Jahre produziere ich einen Film zusammen mit anderen, in diesem Fall war unser Beitrag, eben auch morgens um fünf Brötchen zu schmieren ... (Salate zu machen, auszuliefern, zu servieren und zu spülen), da unsere finanzielle Beteiligung kein externes Catering erlaubt hat. Sie darauf: "Ich erstatte Ihnen, was diese Person gekostet hat!"
Ich war mit diesem Vorschlag gar nicht zufrieden. Ich muss mit den Honoraren nicht nur die Anfahrts- und Arbeitszeit finanzieren, sondern auch die Vorbereitung (und es liegt in meinem Ermessen, wie intensiv ich vorab lese und lerne; am Ende erwarten alle doch, dass ich die jeweiligen Zahlen, Daten, Fakten und Begriffe aus dem Effeff kann).
Außerdem habe ich diverse betriebliche Ausgaben, meine "Gestehungskosten". Sozialabgaben, Kranken-, Urlaubs- oder Weihnachtsgeld kommen bei mir nicht vom festen Arbeitgeber, auch Fortbildungen zahle ich selbst, nicht zu vergessen meine Entnahmen für die privaten Lebenshaltungskosten.
In solchen Situationen, in denen mein Gegenüber nicht weiß (oder nicht wissen will), wie wir Freiberufler rechnen, fällt es manchmal schwer, die richtigen Argumente vorzubringen, ohne belehrend zu wirken. Was "viel Geld" für eine Angestellte sein kann, muss es nicht notwendigerweise auch für mich sein. Die Chose erfuhr leider noch eine ziemlich peinliche Steigerung: Die Ansprechpartnerin rechnete mir alsdann vor, was ihre Mitarbeiter im Haus pro Tag verdienen würden. Es ist schlicht unfair, Zwanzigstel eines Festgehaltes mit Tagesgagen zu vergleichen, siehe oben.
Und ich muss außerdem noch einplanen, dass es immer wieder Wochen gibt, in denen ich nur mit "Freelancer-ABC" zu tun habe: Akquise, Buchhaltung, Computerupdates, Datenbankpflege, Eigenwerbung, Fachtermini ... Gerade die Sache mit der Kundenpflege ist manchmal nicht so einfach. In Zeiten, in denen ich viel zu tun habe, kann passieren, dass ich hier nachlässig werde. Das ist gefährlich, denn unsereiner droht schnell in Vergessenheit zu geraten. Qualität allein setzt sich nicht durch.
"Wer seine Zukunft nicht plant, hat keine", sagte mir ein Unternehmensberater mal. Ganz so hart sehe ich es nicht, aber auch ich muss mir in auftraglosen Zeiten Gedanken machen, wie ich neue Kunden finden und alte dauerhaft für mich begeistern kann. Die größten Schwierigkeiten bereiten mir aber unklare Auftragsvergaben, die so typisch sind für den "Berliner Filz", zum Beispiel Ausschreibungen, bei denen der Sieger von vorneherein feststeht. Manchmal habe den Eindruck, dass Berlin zurecht die Partnerstadt von Paris ist, der Hauptstadt der méritocratie, dieser sehr französischen Art des Feudalismus, der auf (einstiger) Exzellenz beruht. (Und wenn die Exzellenz nur darin besteht, die besseren Kontakte zu haben, sehnse, det is Balin.)
Ausfallhonorare müssen 100 % des Honorars betragen, wenn kurzfristig eine Absage erteilt wird, unsereiner kann sich ja keine Ersatzaufträge aus dem Hut zaubern. Manchmal habe ich sogar, um das betreffende Datum möglich zu machen, einen anderen Termin abgesagt. Jetzt kommen AGBs ins Spiel, Allgemeine Geschäftsbedingungen, in denen gestaffelt stehen sollte, wieviel Prozente des verhandelten Honorars im Falle von Annullierungen X Tage, eine, zwei oder drei Wochen vor Termin jeweils fällig sind. Dieser Aspekt spiegelt wider, dass unsereiner für manchen Einsatz in einem Zeitraum von 14 Tagen beispielsweise jeden Morgen eine Stunde paukt. Finde ich für den fraglichen Zeitraum einen anderen, möglicherweise kürzeren oder schlechter dotierten Auftrag, verringert sich natürlich mein Anspruch auf Ausfallhonorar um die neue Honorarsumme. Natürlich? Natürlich!
Sie werden sich jetzt fragen, wie die Sache vor zehn Jahren ausgegangen ist. Ich habe auf der Honorarzahlung bestanden. Der Kunde hat mich nie wieder angefragt. Ich war nicht überzeugend genug ... und es ist mir in all den Jahren leider nicht gelungen, jemanden im gleichen Haus zu finden, der sich für mich verwendet und (für weitere Anfragen) vermittelt hätte.
P.S.: Die Institution gehört zu den Berliner "Leuchttürmen" in Sachen Kultur.
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Fotos: C.E. (Archiv)
Dienstag, 8. Mai 2012
Beamer
Willkommen auf dem Blog einer Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache, Drittsprache ist Englisch. Hier schreibe ich über unseren Berufsalltag, den viele Lernphasen strukturieren, oder aber ich denke über die Grundlagen unseres Wirkens nach, die Sprache.
Der große Bruder des Mobiltelefons, das den schönen Namen "Handy" trägt, ist der "Beamer": Sieht zwar sehr englisch aus, ist es aber nicht. Diese Wortgruppe läuft unter dem Begriff false friends.
Die Süddeutsche Zeitung, die am Wochenende über Small talk im Berufsleben schrieb, wusste mehr.
Fotos: C.E.
Der große Bruder des Mobiltelefons, das den schönen Namen "Handy" trägt, ist der "Beamer": Sieht zwar sehr englisch aus, ist es aber nicht. Diese Wortgruppe läuft unter dem Begriff false friends.
Die Süddeutsche Zeitung, die am Wochenende über Small talk im Berufsleben schrieb, wusste mehr.
Fotos: C.E.
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Am Wegesrand aufgelesen,
Sprachschatz
Montag, 7. Mai 2012
Geboren in Miffe
» Willkommen, welcome, bienvenue! « Nein, Sie sind nicht bei Cabaret gelandet, sondern mitten im allerersten digitalen Arbeitstagebuch deutscher Sprache, das in einer Dolmetscherkabine entsteht. Hier dreht es sich nur ums Dolmetschen und Übersetzen ... trotzdem geht's hier mitunter recht crazy zu.
Als Sprachmittlerinnen dürfen wir regelmäßig nicht nur sprachliche Probleme lösen, und wenn's "nur" ein verdoppelter, gespiegelter und auf den Kopf gestellter Buchstabe ist: Ein Hauch von Fehlerchen, nicht mal echte Druckerschwärze, nur der Abdruck des Farbbandes einer alten Schreibmaschine. Blick auf den Übersetzerschreibtisch.
Es war einmal eine zarte Blondine aus Ostberlin, die liebte einen jungen Mann aus dem Elsass, den sie durch Zufall kennengelernt hatte. Die beiden wurden ein Paar und rasch Eltern. Soweit, so gut.
Das damals geborene Töchterchen, Jeanne, wird nun selbst bald Mutter und lebt heute in Berlin. Sie braucht ihre Geburtsurkunde auf Deutsch. Kein Problem für beglaubigte Übersetzer. Aber, oh Schreck, da ist dem beurkundenden Beamten 1971 in einem Pariser Vorort ein Fehler unterlaufen! Woher sollte dieser denn damals wissen, dass es den Stadtteil Berlin-Miffe (5. Zeile rechts) hinter dem Eisernen Vorhang nicht gibt!
Und was machen wir jetzt mit diesem Fehler? Das Papier ist ein Dokument, das pflichtgemäß zu übertragen ist, also ohne Auslassungen oder eigenmächtige Abänderungen ...
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Foto: C.E. (Eigennamen geändert)
Als Sprachmittlerinnen dürfen wir regelmäßig nicht nur sprachliche Probleme lösen, und wenn's "nur" ein verdoppelter, gespiegelter und auf den Kopf gestellter Buchstabe ist: Ein Hauch von Fehlerchen, nicht mal echte Druckerschwärze, nur der Abdruck des Farbbandes einer alten Schreibmaschine. Blick auf den Übersetzerschreibtisch.
Es war einmal eine zarte Blondine aus Ostberlin, die liebte einen jungen Mann aus dem Elsass, den sie durch Zufall kennengelernt hatte. Die beiden wurden ein Paar und rasch Eltern. Soweit, so gut.
Das damals geborene Töchterchen, Jeanne, wird nun selbst bald Mutter und lebt heute in Berlin. Sie braucht ihre Geburtsurkunde auf Deutsch. Kein Problem für beglaubigte Übersetzer. Aber, oh Schreck, da ist dem beurkundenden Beamten 1971 in einem Pariser Vorort ein Fehler unterlaufen! Woher sollte dieser denn damals wissen, dass es den Stadtteil Berlin-Miffe (5. Zeile rechts) hinter dem Eisernen Vorhang nicht gibt!
Und was machen wir jetzt mit diesem Fehler? Das Papier ist ein Dokument, das pflichtgemäß zu übertragen ist, also ohne Auslassungen oder eigenmächtige Abänderungen ...
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Foto: C.E. (Eigennamen geändert)
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Am Wegesrand aufgelesen
Sonntag, 6. Mai 2012
Wahlparty
... mit deutsch-französischem Charakter. Neues Kapitel!
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Foto: C.E. (irgendwo in Berlin ...)
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Foto: C.E. (irgendwo in Berlin ...)
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Sonntagsbilder
Samstag, 5. Mai 2012
DEnglish
Anglizsmen, wohin das Auge schaut. Wenn eine meiner Großmütter, die leider beide schon in den Achtziger Jahren gestorben sind, 2012 am Berliner Hauptbahnhof ankäme, würde sie sich zurechtfinden?
Nun kaufen die wenigsten bei Ankunft gleich den nächsten Fahrschein, aber dieser Satz gilt für beide: Oma war vorausschauend. Hätten sie aber beim Fahrkartenautomat von heute den Durchblick gehabt? Diese Automaten sind viel komplizierter als die Geräte von einst. Hätte sie "Bitte berühren Sie den Screen" verstanden, was hier noch vor wenigen Jahren stand? Und wie genau muss der Bildschirm berührt werden?
Einschub: Als ich vor einigen Wochen in München eine Karte ziehen will, steht ein älterer Herr vor mir und weiß nicht recht, wie er "drücken" soll. Er versucht es frontal mit dem Daumen, dann mit dem Fingernagel, weil er recht breite Finger hat. Das Hauptproblem ist aber das leichte Zittern seiner Hände. Ich helfe ihm und ernte ein: "Dankeschön! Das ist gar nicht so einfach, wenn man's noch nie gemacht hat!" Das Hauptproblem ist aber außerhalb von Gebäuden allerdings der geringe Kontrast der Monitore, auf denen bei schlechtem Lichteinfall — nicht auszudenken, Sonne! — nicht mehr viel zu sehen ist.
Zurück zu meiner Ahnfrau. Vielleicht will meine Oma sich auch nur am Schalter nach etwas erkundigen?
Das könnte sie neuerdings wieder an der "Information" tun. Einige Jahre lang hieß die Stelle "Service point", aber dort wollten wohl zu viele Leute dort ihre Koffer abgeben. Viele ausländische Reisende, wie peinlich, kamen nicht auf die Idee, hier Informationen nachzufragen. Die Bahn hatte übersehen, dass "Information" ein ziemlich internationales Wort ist).
Nun, die alte Dame schaut sich um, noch immer kein Schalter, denn praktisch wie sie nunmal ist, will sie gleich den Sitzplatz für die Rückreise reservieren. Die Läden rufen ihr zu: “come in and find out”, was sie vielleicht interpretiere würde als “komme herein und finde wieder hinaus“. Ich sehe sie kopfschüttelnd weitersuchen. Die eine Oma, die recht gut Englisch sprach, würde sich bei einem "handy shop" vielleicht erkundigen, was denn wohl hier verkauft wird, ob da besonders handliche Dinge über den Tresen gehen oder man jemanden ordern kann, der einem zur Hand geht, Koffertragen auf den überlangen Umsteigewegen zum Beispiel.
Sie würden sich fragen, ob sie nicht in einem Einkaufszentrum mit Gleisanschluss gelandet ist, aber das frage ich mich auch in jüngeren Jahren ...
Jetzt trete also ich auf und hole sie ab, die liebe Oma. Ach, und Dein Ticket und die Reservierung kaufen wir bequem zu Hause, im Internet. Komm, lass' uns Berlin anschauen.
Und ich freue mich mit ihr darüber, dass in Berlin keine Mauer mehr steht. Diese Art der Veränderung wiegt so manche Verschlechterung inklusiver hässlicher Anglizismen auf!
Jetzt folgt noch ein TV-Beitrag der deutschen Welle zur Übermacht des Englischen in der deutschen Sprache. Er trägt den Titel: "Kampf den Anglizismen — Weshalb Industrie, Kultur und Politik die deutsche Sprache retten wollen".
Schönes week end, allerseits!
______________________________
Bilder: C.E. und Deutsche Welle
große Finger, kleine Flächen |
Einschub: Als ich vor einigen Wochen in München eine Karte ziehen will, steht ein älterer Herr vor mir und weiß nicht recht, wie er "drücken" soll. Er versucht es frontal mit dem Daumen, dann mit dem Fingernagel, weil er recht breite Finger hat. Das Hauptproblem ist aber das leichte Zittern seiner Hände. Ich helfe ihm und ernte ein: "Dankeschön! Das ist gar nicht so einfach, wenn man's noch nie gemacht hat!" Das Hauptproblem ist aber außerhalb von Gebäuden allerdings der geringe Kontrast der Monitore, auf denen bei schlechtem Lichteinfall — nicht auszudenken, Sonne! — nicht mehr viel zu sehen ist.
Zurück zu meiner Ahnfrau. Vielleicht will meine Oma sich auch nur am Schalter nach etwas erkundigen?
Aus dem Beitrag der Deutschen Welle (siehe unten) |
Anfang März 2012 irgendwo in Westfalen |
Sie würden sich fragen, ob sie nicht in einem Einkaufszentrum mit Gleisanschluss gelandet ist, aber das frage ich mich auch in jüngeren Jahren ...
Jetzt trete also ich auf und hole sie ab, die liebe Oma. Ach, und Dein Ticket und die Reservierung kaufen wir bequem zu Hause, im Internet. Komm, lass' uns Berlin anschauen.
Und ich freue mich mit ihr darüber, dass in Berlin keine Mauer mehr steht. Diese Art der Veränderung wiegt so manche Verschlechterung inklusiver hässlicher Anglizismen auf!
Jetzt folgt noch ein TV-Beitrag der deutschen Welle zur Übermacht des Englischen in der deutschen Sprache. Er trägt den Titel: "Kampf den Anglizismen — Weshalb Industrie, Kultur und Politik die deutsche Sprache retten wollen".
Schönes week end, allerseits!
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Bilder: C.E. und Deutsche Welle
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Link der Woche,
Sprachschatz
Donnerstag, 3. Mai 2012
Die "deutsche" Cola ...
« Bienvenue !» Sie sind auf den Arbeitstagebuchseiten einer Berliner
Übersetzerin gelandet, die daneben als Französischdolmetscherin für
Politik, Wirtschaft und Handel, Kino, Medien und Medienökonomie
arbeitet. Blick auf den Schreibtisch: Sprachunterschiede!
Die "deutsche" Cola steht im französischen Drehbuch als Coca da : Il boit du coca chaud, mange une pomme et contemple l’immense paysage autour de lui. (Er trinkt heiße Cola, isst einen Apfel und bestaunt die sehr weite Landschaft zu seinen Füßen.)
Der junge Mann im Drehbuch sitzt traurig und mutterseelenallein mitten im Hochsommer im Gebirge. Dann nimmt er ein Tempo aus der Tasche und wischt sich Tränen weg. Auf Französisch ist es ein kleenex.
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Foto: fällt mangels Masse aus.
Wir sind eher markenlos.
Die "deutsche" Cola steht im französischen Drehbuch als Coca da : Il boit du coca chaud, mange une pomme et contemple l’immense paysage autour de lui. (Er trinkt heiße Cola, isst einen Apfel und bestaunt die sehr weite Landschaft zu seinen Füßen.)
Der junge Mann im Drehbuch sitzt traurig und mutterseelenallein mitten im Hochsommer im Gebirge. Dann nimmt er ein Tempo aus der Tasche und wischt sich Tränen weg. Auf Französisch ist es ein kleenex.
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Foto: fällt mangels Masse aus.
Wir sind eher markenlos.
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