Wenn ich für ein Festival in der Kabine sitze, und den Film für fremdsprachige Gäste simultan dolmetsche oder "einspreche" (hier liegt der übersetzte Text vor), gibt es eine vorgegebene, weil längst abgefilmte, geschnittene, gemischte, mit Musik unterlegte Spielhandlung. Ich komme aus dem Bereich Journalismus und Film, Dolmetscherin wurde ich auf dem zweiten Bildungsweg, insofern weiß ich genau, wie da gearbeitet wird.
Oder vielmehr: ich sollte es genau wissen. Manchmal hab ich Zweifel. Dann nämlich, wenn ich dem Leinwandgeschehen hellwach zusehe und mir wie jeder Zuschauer, der den Film nicht kennt, im Hinterkopf Handlungsalternativen überlege, zumindest vorahnungshalber, und eigentlich nur darauf warte, dass die Schauspieler von ihrem vorgegebenen Text abweichen. Ein kleines Stück meiner selbst hält es für möglich, dass die Filmfiguren ihr Eigenleben entwickeln, sich der Plot ganz anders weiter entwickelt, und ich plötzlich neuen, mir unbekannten Text dolmetschen muss.
Dass wurde mir letztens beim Dolmetschen eines Wettbewerbsfilms klar, dessen Inhalt ich eigentlich kannte. Die Cinéastin in mir schmunzelte und suchte nach einem Filmnamen.
Es ist "The Purple Rose of Cairo“ von Woody Allen: Tom Baxter, eine Leinwandfigur, verliebt
"Draußen" und "drinnen" verschwimmen in dem Film. Hier, wo ich den Schauspielern wenige Minuten nach dem Abspann in der Pressekonferenz leibhaftig begegne, scheint die Wirkung auf mich ähnlich zu sein.
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