Donnerstag, 31. Januar 2008

Zahlen

Die Tage zur Berlinale werden schon im Countdown gezählt. Ein Countdown ist einfach für Dolmetscher, was für Zahlen nicht immer gilt.

Uhrzeiten zum Beispiel. Mein innerer Monolog ist gleichermaßen französisch wie deutsch. Ich hab abends einen privaten Termin - aber wie spät nochmal? Im Kopf steht eine acht klar und deutlich als Abbild einer Erinnerung, dazu eine zweite Zahl: 30 oder halb. War es nun "halb acht" (deutscher stream of consciousness) oder "huit heures et demie" (acht Uhr und halb)?

Mit wem bin ich verabredet? Kann er oder sie Französisch oder ist es ein deutschsprachiger Zeitgenosse? Ich stand oft genug zur falschen Uhrzeit an den verrücktesten Stellen - bis ich mir das Problem erklären konnte. Jetzt versuche ich es mal, mir die Zahlen wie ein Radiowecker zu merken oder so, wie es manche Amis immer öfter schreiben: 20:30 oder 2030. Vielleicht kann ich das mit Geschichtsdaten verbinden: 1830 oder 1930 stehen ja für unterschiedliche Epochen, evozieren Bilder, denen ich von Kindertagen an Gefühle zugeordnet habe. Jahreszahlen konnte ich mir, im Gegensatz zu andren Zahlen immer gut merken, daran hat vielleicht der Familienclan aus Historikern und historisch bewussten Menschen "Schuld".

Zahlen und Rechnen, soviel als Bestätigung durch die Wissenschaft, sind an Sprache gekoppelt. Ich werde hier über die Erfolge oder Misserfolge dieser neuen Tricks berichten.

In der Kabine sind Zahlen auch immer am schnellsten weg, wenn wir sprechen und mir bei simultanem Dolmetschen immer parallel dazu uns etwas merken müssen. Verben hinterlassen halt einen stärkeren Eindruck bei Nichtmathematikern. Weil das nicht nur mir so geht, schreiben wir uns immer gegenseitig Zahlen auf. Gerade die französischen Zahlen sind ja so hübsch kompliziert und immer kleine Rechenaufgaben, Beispiel: tausend neunhundert vier (mal) zwanzig (plus) neunzehn für neunzehnhundertneunundneunzig.

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