Die Frage von Marie aus München lautete: "Könnten Sie mir Tipps geben für effizientes Lernen?"
Jeder Mensch lernt auf eine andere Weise. Aber jeder Mensch lernt besser, wenn ihm oder ihr unterschiedliche Methoden angeboten werden. Das vergisst die Schule mit ihrem Frontalunterricht oft, von dem mir heute noch Schüler berichten.
We ich lerne, erfuhr ich schon früh, und das ist gut so, denn wir Dolmetscher müssen immerzu lernen, lesen, uns einarbeiten. Ich erfuhr die Tricks als Kind, zum Beispiel im Fach Chemie: Den Stoff der achten Klasse konnte ich lange auf Französisch besser, weil der Lehrer des CES Voltaire in Besançon mit Planeten, die wir Schüler in die Hand gedrückt erhielten, mit einer Taschenlampe wirkungsvoll in Szene setzte und zeigte, wie zum Beispiel eine Sonnenfinsternis entsteht. Oder die Namen mancher chemischer Substanzen, die ich mir auf Französisch besser merken kann als auf Deutsch: l'antimone ergab blaues Feuer, le strontium verbrannte rot, la chlorure de sodium sorgte für gelborange Effekte. Wir durften fackeln, na klar! Und keiner hätte in der Freizeit damit weitergemacht, dafür wussten wir zu viel über die Gefahren.
Ich lerne am besten praktisch, motorisch, akustisch, visuell: Ich gehe auch viel rum beim Lernen zwischen Schreibtisch, Küchentisch, Stehpult und Esstisch im Wohnzimmer. Ich brauche Raum, Bewegung, wiederhole gerne laut, um mir Lernstoff besser einprägen zu können. Ich habe elektronische Lernkarten und Vokabelkarten aus Karton, die ich bei Fahrten durch die Stadt oder in der Warteschlange beim Einkaufen ansehe. Und ich lese viel, vergleiche, zeichne Grafiken dazu, spüre Leerstellen auf, hinterfrage.
In der ehemaligen Lateinschule im Schwäbischen, wo ich auch die Schulbank gedrückt habe, war das alles nicht so gefragt - und wenn ich mir die Schulen von heute anschaue, so ist auch hier handelndens Lernen noch nicht überall Alltag. Schade.
Liebe Marie, Dir/Ihnen kann ich nur empfehlen, den eigenen Lerntyp herauszufinden, der wahrscheinlich wie bei den meisten Menschen eine Mischform sein wird. Dazu finden Sie/findest Du Hinweise und auch einen Test bei Werner Stangl. Viel Spaß!
2 Kommentare:
>> Ich lerne am besten praktisch, motorisch, akustisch, visuell <<
Kenn ich nur zu gut, in der Schule war es manchmal wirklich schrecklich, wenn nur stures Auswendiglernen ohne Verstehen gefordert war...
Ja, dass es heute an manchen Schulen noch so ist, macht mich traurig. Umso froher bin ich zu sehen, wie bei "unserem Mini" an einer Berliner staatlichen Schule die Erkenntnisse von Maria Montessori umgesetzt werden. Hier werden zumindest schon mal die unterschiedlichen Lernrhythmen berücksichtigt.
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