Montag, 20. September 2010

Erschwerte Medienrezeption

Bei manchen deutschen oder französischen Radio- oder TV-Beiträgen, bei denen das jeweils andere Land vorkommt, verstehe selbst ich erst beim zweiten Hinhören alles, was gesagt wird. Manchmal hindern mich schlechte Übersetzungen an der Rezeption, manchmal liegt es nur an der Aussprache, oder jemand will besonders gebildet rüberkommen. Das alles sind Stolperer für unsereinen, die das ungestörte Weiterhören manchmal verunmöglichen.

So wollte neulich mal der Autor eines TV-Berichts eher salopp rüberkommen: "für einen Apfel und ein Ei" sei etwas zu haben gewesen, so zumindest der Off-Sprecher. Der verhunzte umgangssprachliche Ausdruck ließ den Urheber des Beitrags, der ohnehin schon verschachtelt formulierte, doppelt steif wirken. 

Ärgerlich sind auch schludrige Übersetzungen. "Karl-Marx-ville" war unlängst auf dem sogenannten deutsch-französischen Kulturkanal zu hören, für den ich oft arbeite und den ich eigentlich lieben müsste, hätte ich nicht häufig den Eindruck, es handele sich um ein Hochkulturghetto.

Ach, und die Aussprache von Fremdsprachigem erst! Fronce ist ein Land, das ich nicht kenne, es klingt so wie froncer les sourcils, bedeutet: die Augenbrauen zusammenziehen. 
Das mach' ich denn auch, wenn ich wieder höre, dass JEDER CHIRAC dieses oder jenes geäußert habe, chaque [ʃak] Chirac statt Jacques [ˌʒak] Chirac. Die beste Namensverhunzung durch Sprecher, die kein Französisch können, sich aber doch in den Medien zu öffentlicher Vernehmbarkeit rauswagen, ist Herr Ohnesinn. Nix Ohnesorge, auch kein Theater, Monsieur Camille Saint-Saëns  [sɛ̃ˈsɑ̃s] heißt, als sans sens [sɑ̃ sɑ̃sausgesprochen, halt einfach so: Camille ohne Sinn.

Und für die Französischsprachigen gleich noch einen Rausschmeißer: Jacques Chirac s'en sort sans sanctions, neulich im Radio gehört, ein moderner Zungenbrecher! "Chirac kommt ohne Strafe davon", heißt der Satz auf Deutsch, Fischers Fritze fischt also im Trüben (ihm war 
wegen gefakter Angestelltenverträge der Prozess gemacht worden, die er zur illegalen Parteifinanzierung verwendet hatte, das war's doch, oder hab ich was verpasst?)

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(Habe ich schon gesagt, dass ich in meiner 
nächsten Karriere Sprecherin werden will?) 

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