Mit Englisch wär's einfacher |
Manchmal komme ich durcheinander mit diesem "DuSie". Beispiel Baustelle: Mit dem Projektleiter aus Frankreich duze ich mich, mit der Betriebschefin in Deutschland, die gerade mit französischer Beteiligung und meiner sprachlichen Hilfe einen neuen Produktionsstandort baut, duze ich mich auch. Die beiden allerdings siezen einander. Er verfällt gerne mal in eine Art kollektives Duzen, ich glaub, die Baustelle färbt ab. Ich folge immer dem, was der/die Sprechenden sagen, sieze im Dolmetschton Menschen, die ich sonst duze und andersherum.
In Frankreich siezen einander die Menschen schneller, sogar junge Leute. Es war für mich als Erstsemester fast ein Schock, wie sich im Seminar alle siezen.
Genauso beim Gastsemester in Deutschland ... dieses "Du" überall. Ebenso gewöhnungsbedürftig wie als ich in Deutschland Schlag zwei Uhr im Seminar saß und die Erste war. Und so lange allein, dass ich schon Angst hatte, im falschen Raum zu sein. Die anderen kamen zehn Minuten zu spät, der Prof sogar fünfzehn! Ich fand das fast schon frech. Bis mir jemand etwas von c.t. und s.t. erzählt hat, cum tempore und sine tempore, mit oder ohne Viertelstündchen Puffer. (Sowas passiert auch nur Leuten, die aus dem Ausland zum Studium herkommen. Für mich putzig: Als Deutsche diese typische Ausländererfahrung zu machen.)
Mit Du und Sie bin ich, was Gleichaltrige angeht, noch immer wackelig. In Paris sitzt das "Sie" in allen Altersgruppen lockerer. Die ersten Jahre meines Erwachsenenlebens habe ich in Frankreich verbracht, das spüre ich noch immer. Zum Glück fällt das Problemchen mit wachsendem Alter nicht mehr auf: Dass einander Gleichaltrige, die nicht mehr 35 sind, spontan duzen, ist auch hierzulande seltener. Nur für Berlin gilt das wieder nicht.
Auf der Baustelle, nach dem Dolmetscheinsatz, sieze ich plötzlich alle um mich herum, ausnahmslos. Fehlt nur noch, dass ich mich selbst sieze!
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Grafik: C.E.
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