Vor 100 Jahren: Tante Therese verbringt den Sommerurlaub auf Balkonien. Damals gab es an vielen Balkonen noch Markisen und Wandgestänge, auf denen Blumentöpfe standen.
Sommer auf dem Balkon |
Architekturkritik beiseite, vor 100 Jahren verbrachte also die liebe Tante Therese den Sommerulaub auf dem Balkon, siehe Foto. Damals war das Geld knapp. Die Überlebenden von Weltkrieg und Spanischer Grippe waren in erster Linie froh, überlebt zu haben.
Auch mein Reiseziel wird heuer Balkonien sein. Damit bin ich nicht allein. Die einen Nachbarn dürfen nur kurz in den Urlaub fahren, weil sie im medizinischen Bereich arbeiten. Da wird nach engmaschigem Dienstplan gereist, bitteschön, und in Pandemiebereitschaft geblieben. Die anderen haben in den letzten Wochen jeden dritten Tag einen Urlaubstag nehmen müssen, um die Kinder zu hüten bzw. zu unterrichten, damit der nächste Lebensmensch auch arbeiten konnte. Keine Urlaubstage mehr übrig!
Dann gibt es jene, die zwei Monate Kurzarbeit hinter sich haben, denen fehlt das Geld fürs Reisen. Der nächsten Gruppe auch, das sind die Solo-Selbständigen. Etliche haben in Berlin nicht gleich an den ersten Tagen um Hilfe nachgesucht, und der staatliche Fonds hat sie mit Bundesgeldern in Sachen Zahlungsverpflichtungen für die Monate April bis Juni gegenüber Gewerbemietern, Kredit- und Leasinggebern rausgehauen, was toll ist! Die privaten Wohn- und Lebenshaltungskosten blieben indes Privatsache oder ein Fall für die Grundsicherung (die etliche ausschließt). Am Wochenende hat DER SPIEGEL darüber geschrieben.
Und ja, wir sind froh, die Verbreitung des Virus erstmal aufgehalten zu haben und gesund zu sein. Das war und ist ein gemeinschaftlicher Akt der Solidarität.
Sommer in Schwarz-Weiß |
Warum greifen sogar die öffentlich-rechtlichen Medien derart ungeniert die kaum kaschierte klientelorientierte Agenda der Politik auf? Und vor allem: Hat den Politikern noch immer niemand vermittelt, wie sich die Coronakrise auf viele Menschen auswirkt?
Ich habe Tante Therese nie kennengelernt, das Foto stammt vom Flohmarkt, nachretuschiert. Der Blog hier ist zum Teil autobiofiktional, denn ich kann und darf nicht 1:1 über meine beruflichen Erlebnisse berichten. Manche Neuzusammenstellung der Umstände macht diese deutlicher beschreibbar. Ich bin mir nicht einmal sicher, wie genau, ob die Ahnfrau Therese 1920 in Berlin war. Aber Ihr wisst alle, was gemeint ist.
Berufliche Lage
— Im Mai bislang zwei halbe Arbeitstage (einer statt 12,5 ganzen Arbeitstage);
— Buchungen für Juni 2020 auf Januar und Februar 2021 verschoben;
— Buchung für September 2020 auf März 2021 verschoben;
— Es liegen keine weiteren Buchungen für 2020 vor.
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Foto: eigenes Archiv
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