Heute im französischen Radio gehört (sinngemäß, Programm von Sonntag): "Die Weltwirtschaftskrise, die uns erwartet, wird schlimmer werden als in die der 1920-er Jahre." Wo hat der Ökonom, der das gesagt hat, seine Zahlen her?
Büropflanzen und -ladies (1927) |
Acht Wochen lang blieb die Hälfte der Weltbevölkerung zuhause, gefolgt von monatelangen Einschränkungen versus zwei Jahre Weltkrieg in so vielen Ländern inklusive physischer Zerstörung von Handwerksbetrieben, Industrie, Landwirtschaft sowie der Reparationen? OK, wir sind sehr viel mehr Menschen als damals, die Industrien kreuz und quer viel stärker verflochten, das sind sicher wesentliche Faktoren. Und die Menschheit ist auch um so viel "produktiver" durch die Technik geworden! Es zählt in der Statistik eben auch alles mit, sogar die unnützesten Dinge, in Plastik eingeschweißte Einzelportionen von Ketchup zum Beispiel oder der Plastikkgriff mit den zwei gegabelten Ärmchen am Ende, zwischen den Zahnseide gespannt ist. (Die Herstellung solchen Mülls gehört amtlich verboten, wenn Ihr mich fragt.)
Die Folgen der Krise wird die Ärmsten der Armen treffen, hier und anderswo. Und doch sehe ich, dass solidarische Hilfe zur Selbsthilfe an vielen Stellen klappt. Das mag überraschen, passt es doch so gar nicht ins neoliberale Menschenbild von schillernden Solitären, die nur an sich denken. Anderes überrascht auch: Afrika steht epidemiologisch überraschend gut da, vorausgesetzt, die Infos stimmen. Die dort weiterverbreitete TB-Impfung könnte die COVID-19-Folgen abmildern, die Krankheit abgeschwächt durchlaufen werden, stand in einem Text, bislang eine unbestätigte Hypothese. Mangels Geld ist (von und nach) dort die Reisegeschwindigkeit auch langsamer, was wiederum die Ausbreitung verlangsamt.
Was sicher stimmt: Aufgrund der Erfahrungen mit Ebola nehmen die Menschen in Afrika die Sache ernster. Schon im Januar wurden in etlichen Ländern des Kontinents die ersten Schutzmaßnahmen getroffen. Bleibt die Angst vieler dort nicht vor der Seuche, sondern vor Hunger und Arbeitslosigkeit.
Zurück in mein Dolmetscherbüro. Meine To-Do-Liste wird täglich länger, der Tag könnte 20 Arbeitsstunden haben. Der Fortbildung nächste Etappe, es geht weiter um digitales Dolmetschen: Ferndolmetschen via Internet ist anstrengender, das wird auch hier gesagt, es sei etwa doppelt so ermüdend wie vor Ort und mit Kollegen/Kollegin neben einem.
Der Grund ist, dass die Anzahl der Vorgänge, die parallel bzw. in schnellem Wechsel geschehen, zunimmt. Die Kommunikation mit der „Ko-Kabine“ läuft über ein Interface mit Klickfeldern. Das, was wir sonst mit Körpersprache und Blicken klären — Fehlt ein Wort? Kannst du mir bitte die Zahlen aufschreiben? Willst du weitermachen? —, läuft parallel über ein separates "Chatfenster", also Kommunikation mit einer Zwischenetappe, geschriebener Sprache. Sonst, in der Box, verständigen wir uns oft durch Blicke oder verstehen ohne hinzusehen, allein durch körpersprachliche Signale.
Ferndolmetschen wird uns durch die Coronazeit hindurch begleiten. Meetings, Seminarformate an verkürzten Arbeitstagen werden wir hinterher ergänzend zu normalen Einsätzen auch mit Verdolmetschung aus der Ferne anbieten können. Es entsteht ein neuer Markt. Außerdem werden wir wohl für Kurzeinsätze seltener reisen (fliegen, bahnfahren, auswärts nächtigen), was wiederum dem Naturschutzgedanken entspricht. Großes Abwägen.
So, weiter im Text. Ich vergleiche, mit welchen natürlichen Mitteln wir am besten schallisolieren können, wobei der Faktor Gewicht auch berücksichtigt werden muss: Kork, Hanf, Kokos, Stroh oder was mir sonst über den Weg läuft. Ich ahne, dass Hanf und Kork die Liste anführen werden, Stroh nur unter Beigabe von irgendwelchen unsympathischen Stoffen zu haben sein. Kokos habe ich als ziemlich schwer in Erinnerung. So, nun Vorhang auf für einen Dolmetscharbeitsplatz der Zukunft, nach einem prägnanten Namen suchen wir noch:
Und wieder habe ich nur außerhalb des engsten Umfelds meine Mitmenschen nur digital getroffen. Mir fehlt Büroalltag, zusammen mit Zeitgenossen. Daher auch der Gedanke, die Small office Terpbox (Arbeitstitel, aktuell auf EN, das Entwicklungsteam ist international) und ihr Umfeld so zu gestalten, dass andere Kolleginnen und Kollegen aus dem Kiez immer mal wieder dort arbeiten können, denn wir sind ja auch viel für NGOs tätig, die sich nicht für viel Geld in Konferenzzentren einmieten können. NOTIZ AN MICH SELBST: Mein Wohnschlafzimmer braucht einen Computerarbeitsplatz zum Lernen und Recherchieren, der nicht als solcher ins Auge fällt.
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Foto: eigenes Archiv, Entwurf: C.E.
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