Hupender, stehender Autoverkehr |
Unsere Arbeit ist Ergebnis jahre- bis jahrzehntelanger Ausbildung, da geht es uns wie Tänzern, Anwältinnen, Sängern und Jongleurinnen. Damit nicht genug, der Begriff lifelong learning stammt bestimmt von einer Dolmetscherin, denn das ist die Essenz unseres Alltags.
Manche Menschen, zum Beispiel Bäcker, mag das überraschen. Das Bäckereihandwerk blieb mit seinen Grundlagen und Gesten über Jahrhunderte stabil, nun gut, Technik kam hinzu, Ausbildungsordnungen, Verwaltungskram. Das tägliche Brot von Spracharbeiterinnen entwickelt sich indes ständig weiter, es entstehen neue Begriffe und Zusammenhänge, neue Autoren treten auf die Bühne, Politikerinnen und Stars; Titel, Theorien und Thesen dürfen wir kennenlernen und geistig verarbeiten.
Die jetzige Herausforderung trifft uns Dolmetscherinnen und Dolmetscher also auch an unserer starken Seite. (So wie an der schwachen, da Kommunikation im Kern aus Begegnungen besteht und die ja derzeit nicht direkt möglich sind.)
Sofern die Internetleitung sicher steht, alle ein Headset benutzen, regelmäßig die Stummtaste drücken, den Rednerinnen und Rednern nicht beim Vortragen die Pferde durchgehen und wir genügend Zeit und Material zur Vorbereitung bekommen, können wir auch via Internet dolmetschen. Wir entwickeln derzeit Schritt für Schritt alle Parameter dieses Settings weiter, werten alle bisher gemachten Erfahrungen aus, berücksichtigen Hinweise der Berufsverbände, beraten Technikanbieter, die uns unterstützen.
We’re paid for preparation, performance is for free. 80 Prozent unserer Zeit verbringen wir mit der Vorbereitung, das war schon immer so. Die Corona-Epidemie hat den Schnitt für Monate auf 90, 95, ... Prozent raufgesetzt.
Sprechen Sie uns an!
Vokabeln
Ferndolmetschen, aus der Ferne dolmetschen, von manchen als RSI bezeichnet, Remote Simultaneous Interpreting, auch Video Remote Interpreting (VRI) habe ich schon gehört, bezeichnet stets den Einsatz professioneller Dolmetscherinnen und Dolmetscher, die sich nicht an ein- und demselben Ort mit den zu Verdolmetschenden befinden.
Was sonst geschah: Heute saß ich selbst in digitalen Konferenzräumen, von morgens bis zum späten Abend. Dutzende Wortarbeiterinnen haben einander fortgebildet. Die Coronapause dient auch dazu. Tagsüber war Wochenmarkt vor dem Haus und der erste Stau mit Hupkonzert seit einem knappen Vierteljahr. Wie befremdlich das plötzlich gewirkt hat!
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Foto: C.E.
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