Nein, arbeitslos bin ich nicht, ich habe nur derzeit weder Einkommen noch Aufträge in Aussicht. Anders als große börsennotierte Firmen, für die ich (noch?) nicht arbeite und die internetaffiner zu sein scheinen, haben die mittleren und kleinen Unternehmen ihre europäischen Betriebsratssitzungen und sonstige Versammlungen in den Herbst verschoben, wenn nicht gleich auf Jahresanfang 2021. Bildungs- und Delegationsreisen: ausgesetzt. Parlamentarische Begegnungen: vertagt. Dreharbeiten, Festivals, Kongresse, Messen: abgesagt.
Leseecke |
Und ja, natürlich gehören auch Sport dazu und gutes Essen, die Arbeit im Grünen, der Kontakt mit Familie und Freunden. Und ich helfe inzwischen drei Schülern via Internet beim Lernen, nicht den ganzen Tag, nicht einmal täglich, aber doch regelmäßig.
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Das hat das Zeug zum Klassiker! Kanzlerin Merkel heute auf einer Pressekonferenz, als jemand bei einer Frage nachhakt: "Ich wollte das sagen, was ich gesagt habe. Ich habe meine Worte mit Bedacht gewählt. Alles andere warten wir erstmal ab." Die Dolmetscherin, die im Kopf gedolmetscht hat — Je savais ce que je voulais dire et je l'ai dit. J'ai choisi mes mots avec précaution. Attendons la suite des évènements. — freut sich.
Das geht in die Richtung von: "Eine hervorragende Frage. Gibt es weitere Fragen im Raum?" Auf FR: C'est une excellente question, je vous en félicite ! Y a-t-il d'autres questions dans la salle ? Auf EN: Good question, next question. (Die Unterschiede sind kulturell bedingt.)
Die Pressekonferenzen mit der Kanzlerin sind immer erfrischend rasch vorüber. Leider haben die derzeit in Berlin tätigen französischen Korrespondenten alle gute Deutschkenntnisse; vorbei die Zeiten, als ich da dolmetschen durfte. Nun, irgendwann kommt auch wieder ein Wechsel.
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In Treptow |
Links: Bericht zur Lage der Natur, BMU, Mai 2020; "Insektenzusammenbruch", Spektrum, aus dem Jahr 2018, Wie stoppen wir das Insektensterben?, Quarks, NDR, April 2020.
Als Hinterhofgärtnerin bilde ich mich in Naturthemen ständig fort, was mir als Dolmetscherin zu Themen der Agrarökologie sehr hilfreich ist. Wären Mais und Kürbis gekommen, hätten wir zu Demonstrationszwecken längst ein kleines Milpa-Hochbeet hinter dem Haus.
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Was sonst los war: Bücher sortieren, lesen, Kostenvoranschläge für Handwerkertätigkeiten einholen, das Office wird saniert und umgestaltet. Abends eine Onlinekonferenz der französischen Auslandscommunity zum Thema "Nach Corona". Ich dolmetsche für mich halblaut mit. Im Fachjargon heißt das "stumme Kabine", dieses Mal nur ohne Kabine.
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Fotos: C.E.
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