Gefunden von Thomas Ruff (Maschinenfotos, cf. Arte) |
Der Arte-Film "Fundstücke" von Stan Neumann, der bis zum 22.8. online zu sehen ist, erzählt allerdings von künstlerischer Aneignung solcher Fundsachen, von Uminterpretationen und Spiel mit den klassischen Codes von Studio- und Urlaubsfotografie sowie von diversen Abnutzungserscheinungen unseres Blicks, aber auch des Trägermaterials. Mein Medientipp!
Der Film hat mich angeregt, über mein eigenes Verhalten nachzudenken. Seit vielen Jahren fotografiere ich meine Subjektiven für diesen Blog. Außerdem bringe ich Fundbilder und zeige, was mir auffällt. Die digitale Fotografie führt zu ganz anderen Motiven als früher, wo die Bandbreite geringer war, weil Fotografie schlicht zu teuer gewesen wäre für als banal Empfundenes.
Ich eigne mir neben gefundenen Bildern auch Motive an und empfinde das als Luxus.
Herumprobiert mit Formen und Material haben einst nur Künstler und Lehrlinge. Ich fühle mich manchmal wie eine Schülerin, die immer wieder ihre Experimente anstellt. Und denke darüber nach, welche Fotos fehlen in der Sammlung meiner Familie und der Photos trouvées vom Flohmarkt. Zum Beispiel der Blick in den alten Emailletopf am Sonntag. Der Salat wartet gespült und abgetropft in der irdenen Schüssel, der Fisch brät in der Röhre. Diesen Blick hätte das Urchen, wie meine Urgroßmutter im sächsischen Familienkreis hieß, genauso in den Topf werfen können. Und dieser Blick ist als photo trouvée im übertragenen Sinne eine mise en abyme, denn es ist ein Fundstück im Fundstück. Die mise en abyme erkläre ich hier.
Draufsicht, Sonntag halb eins |
Der Schlüssel des Schranks ging verloren und tauchte erst Anfang der 1990-er Jahre bei der Sanierung eines Brunnens wieder auf. Für meinen Berliner Haushalt konnte ich etliche Dinge übernehmen und habe sie seither in Verwendung. So gesehen ist das Bild der "gefundene Blick" in den "gefundenen" Topf. Im übertragenen Sinne die Story in der Story.
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Foto: C.E.
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