Sonntag, 28. August 2016

Die Blaubeerensache

Was Dol­met­scher und Über­setzer be­schäf­tigt und wie wir ar­bei­ten, da­rü­ber be­rich­te ich hier im zehn­ten Jahr, außerdem schreibe ich über die französische und deutsche Sprache, Englisch kommt am Rand auch vor, über Kom­mu­ni­ka­tions­si­tua­tio­nen und Landeskundliches. Samstag ist der Tag für meinen Link der Woche.

Obstschälchen aus Pappe
Ta-daaaa! Mein Lieblingsobst!
Die Pappschale aus Altpapier im zeit­lo­sen Rauhfaserdesign und mit Retro-Auf­druck ist heute mein Lieblingsobjekt. Der Aufdruck erinnert mich an eines meiner Lieblingsbilderbücherbücher, "Häns­chen im Blaubeerenwald", von dem ich als Kind entweder ein Reprint oder aber eine alte Ausgabe des erst­mals im Jahr 1901 in Schweden er­schie­ne­nen il­lus­trier­ten Buchs von Elsa Bees­kow ka­putt­ge­liebt habe.

Buchcover
Auf Deutsch­ in den 20-er Jahren veröffentlicht
Meinen bibliophilen Eltern ist zum (ge­glück­ten) Anfixen des Kindes alles zu­­zu­­trau­­en! Vielen herzlichen Dank noch­mal, auch im Namen der Ge­­schwis­­ter! Bei mir hat's doppelt geklappt, ich liebe Bücher und Obst. Umso verstörter war ich neulich, als ich auf meinem Markt, bei meinem Obstlieferanten, einer Bio­gärt­ne­rei aus der Nähe von Berlin, in Plastik eingesperrte Beeren sehen muss­te.

Kinderbuchseite
Leider keine gute Auflösung
Der Naturschutzbund Deutschland e.V. hat Einweg­ver­packungen von Obst und Ge­mü­se untersucht: 63 % dieser in un­se­rem Land gehandelten Le­bens­mit­tel seien vorverpackt, geht aus einer neu­en Stu­die hervor, ein Zuwachs von 78 % bei Obst und von 164 % bei Ge­mü­se (2000 bis 2014). Eine Katastrophe, denn Plas­tik vergiftet 500 Jahre lang, bis es zer­fällt, die Natur. Mi­kro­plas­tik ist das As­best des frü­hen 21. Jahr­hun­derts.

Plastikumverpackung in Serie
Am Berliner Maybachufer
Keine Spur am Marktstand vom Alt­pa­pier­schäl­chen, das ich nach Gebrauch etliche Male zurückbringe, ehe es im Hofgarten innerhalb von drei Monaten zusammen mit den Obst- und Ge­mü­se­res­ten von Regenwurm & Co. zu wun­der­ba­rem Humus verwandelt werden wird. Nein, diesen Plas­tik­müll kann ich nicht kaufen. Das un­ter­stüt­ze ich nicht. Ich oute mich. Ich bin Kon­sum­ver­wei­ge­rin.

Vertrieb: bioFrische GmbH, 10829 Berlin
Öko in Plastik: Das geht gar nicht!
Vor lauter Schreck esse ich zwei Tage lang Trauben, am dritten Pflaumen (zu­sätz­lich zum Apfel, an apple a day keeps the doctor away). Jetzt muss ich nur noch den Obstvertrieb anschreiben, denn die Heidelbeeren hatte der Stand zugekauft. Das mache ich glatt. Mal sehen, ob er ant­wor­tet. Denn als Dol­met­sche­rin ist mir die Stell­schrau­be "Ver­kehr" oft aus der Hand ge­nom­men. Ich ach­te da­her auf mein CO2-Konto.

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Illustrationen: C.E. und Netz

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