Gestern war der Earth overshoot day, der Tag der Übernutzung der Welt. Seit heute nutzen wir mehr Ressourcen, als der Globus uns für das Jahr 2016 anbieten kann. Zwei Jahre vor Mauerfall lag der Übernutzungstag am 19. Dezember. Wir müssen also mit den Ressourcen anders umzugehen lernen. Dringend.
Auch mit anderen Ressourcen. Geaast wird in diesem Land in Sachen Lebensmittel und Kleidung, mit Gewicht von Karossen, dem Fahren von Autobahnkilometern, mit Abwrackprämien I und II (die neue heißt anders, die mit den Elektrikautos), Investitionsprogrammen I und II der Bundesregierung ... in der sächsischen Geburtsstadt meines Vaters wurde das eben reparierte Pflaster der Gehwege aufgerissen und seit über 150 Jahre in der Mitte des Trottoirs liegende Granitplatten wurden durch kleinteiliges Granitpflaster ersetzt. Direkt neben dieser reparaturintensiveren Pflasterung verfallen Baudenkmale oder werden nur durch privates Engagement gesichert.
Gestern kam heraus, dass dieser Tage ein Tourist als China in die deutsche Asylbewerbermühle geraten ist. Eigentlich war er nur wegen eines verlorenen Portemonnaies in Heidelberg zu der Behörde gegangen, die er für die Polizei gehalten hat. Man habe ihm dort zum Ausfüllen des Formulars einen Dolmetscher an die Seite gestellt, war in den Medien zu lesen. Offenbar war dieser Dolmetscher nicht der Sprache des Reisenden kundig, ein Profi kann er auch nicht gewesen sein, ein Profi hätte diesen Umstand schlicht kommuniziert.
So geriet der 31-Jährige in ein Auffanglanger. Fast zwei Wochen saß er dort fest, bis er es dank der automatischen "Übersetzungs"funktion seines Mobiltelefons doch noch geschafft hat, einen Mitarbeiter des DRK, das das Heim betreibt, ausreichend zu irritieren, und zwar mit der Aussage, er wolle jetzt doch lieber in Italien oder in Frankreich spazieren gehen.
Die Abnahme von Fingerabdrücken und das medizinische Checkup hat der junge Mann offenbar für das übliche Procedere bei einer polizeilichen Anzeige gehalten. Und waren in seinen Augen die ganzen Mitbewohner des Flüchtlingslagers alle für Opfer von Raub und Kleindiebstahl? Welche Nachrichten erhält China nun über dieses komische Land inmitten Europas?
In Heidelberg gibt es übrigens das renommierteste sinologische Institut Deutschlands. Und ja, dort werden auch Dolmetscher ausgebildet.
Ehrenamt oder Arbeit zum Solidarpreis sind an sich gut. Wenn das aber ganze Berufszweige zur Armut verdammt, nicht. |
Ja, und auch wenn ich zu den deutschen Steuerzahlern zähle, wünsche ich mir und uns, dass der Gast die Bundesrepublik Deutschland auf Schadensersatz verklagt. Und zwar richtig.
Alles, was das Wissen um die Arbeit von echten Dolmetschern in der Öffentlichkeit mehrt, ist gut.
Die Heidelberger Caritas bzw. Diakonie schafft hier immerhin die sprachliche Differenzierung zwischen Sprachhelfern und Dolmetschern. Das ist gut.
Wir müssen nachhaltiger mit unseren Ressourcen umgehen. Dringend.
#Stop_Interp_loitation!
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Illustration: Diakonie Heidelberg
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