Donnerstag, 28. Januar 2016

Jack in the Box

Hallo! Hier bloggt eine Über­set­zer­in und Dol­met­scher­in aus Pa­ris, Ber­lin, Lyon oder Köln ... oder von dort, wo Sie mich brau­chen.

Notenblatt
Der Veranstaltungsleiter bittet: "Lassen Sie am Ende bitte die Über­set­zer auf den Tischen liegen!"
1. Konferenzteilnehmer (KT): "Wie bitte?"
2. KT: "Er meint die Kästchen!"
1. KT: "Wie, ist da jemand drin?"
3. KT: "Yes, Jack in the Box!"

So eine Episode ist natürlich vom Feinsten für einen Dolmetscherblog. Jack in the Box ist die kleine Figur, die einem beim Öffnen eines Schächtelchens ent­ge­gen­kommt, ein Springteufel oder auch Schachtelteufel genannt.

Dieser Blogbeitrag hat einen Sound. Diesen verdanken wir Eric Satie.


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Illustration: YouTube / Eric Satie

Dienstag, 26. Januar 2016

Komische Gegenstände

Diese Woche bekam ich wohl die letzte Neujahrspost von einem Kunden. Beigelegt war ein analoger Gimmick, ein versilbertes Lesezeichen, über das ich mich freue und das ich lieber "eine kleine Aufmerksamkeit" nenne. Der Absender nannte es ein gadget.

Flache Eiffelturmminiatur
Deutlich kleiner als ein Flaschenöffner
Gimmicks sind kostenlose Dreingaben, klei­ne Geschenke und so manches Dings­bums, das fast schon ein Scherzartikel ist. Das Wort stammt aus dem Englischen. Die Franzosen haben für solche Objekte ein anderes englisches Wort im Gebrauch, le gadget. Das englische Wort bezeichnet ein Gerät, eine technische Spielerei oder ei­nen Schnickschnack. Sowas ist handlich und wird gerne verschenkt.

In Frankreich ist ein gadget nicht zwangs­wei­se ein ausgereiftes Produkt, es kann mit einem Scherzartikel verwandt sein. Ich habe das Gefühl, dass auf Englisch der Wert des Objekts etwas stärker wahr­ge­nom­men wird; so kann ein Smartphone durchaus the gadget genannt werden.

Mein Kunde ist übrigens Amerikaner und Franzose zugleich. In der Kreuzberger Oh­lau­er Straße habe ich für sowas mal das schöne Wort Pinökel gelernt, so hieß dort mal ein Laden für Gimmicks, Gadgets oder eben Pinökels. Der Begriff stammt aus Ostwestfalen und Norddeutschland, Pinökels dürfen gerne klein und ansteckbar oder nadelähnlich sein, das Wort the pin steckt schon drin.

Wo ich gerade mal bei den komischen Benamsungen seltener Objekte bin: In mei­ner Familie tragen zerbrechliche unidentified non-flying objets (UNFOs), genauer: allerlei Glastuben, Porzellandingselchen und Reagenzgefäße, den unvergleichlich schönen Namen "Emilapparat". Das kommt von dem Vorfahren, der eigentlich die Chemiefaser hätte erfinden sollen, sich dann aber blöderweise im Ersten Weltkrieg totschießen ließ.

Im alten Familienhaus wird aus dem Chemielabor im Keller ab und zu so ein [Jo­ker­wort Ihres Wunsches einsetzen] an die Oberfläche bzw. die oberen Geschosse hochgespült. Und der Reichtum der Sippe, den ein gewisser nach einer heute ver­ges­sen­en Stoffart so apostrophierte Marquis Bombassin einstmals begründet hatte, wurde durch das Textile im 20. Jahrhundert nicht vergrößert. Aber das ist eine an­de­re Geschichte.

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Foto:

Sonntag, 24. Januar 2016

Eisdecke

Bonjour, guten Tag! Hier bloggt eine Sprachmittlerin, derzeit aus Berlin. Sonntags werde ich privat: Sonntagsfotos!
 
When I look out of the window this morning: Le canal est recouvert d'un bloc de glace qui me fait penser au verre opalin blanc de lait sablé légèrement verdâ­tre ... // Auf dem Kanal liegt eine Eisdecke, die mich an leicht grünliches, sand­ge­strahl­tes Milchglas erinnert ...

Mein Bemühen um Präzision in meinen Hauptarbeitssprachen bringt mich zum Grin­sen. Naja, die nächsten Termine mit Innenarchitekten bei Berliner Kunden wer­fen eben auch sprachlich ihre Schatten voraus.


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Foto: C.E.

Freitag, 22. Januar 2016

Geläufigkeit

Bon­jour und Hallo! Hier bloggt eine Dol­met­scher­in und Über­set­zer­in. Nach an­stren­gen­den Sprach­ar­bei­ten ist es wich­tig, den Kopf zu lockern. Dabei muss ich nicht unbedingt etwas machen, was ich besonders gut kann, Hauptsache, andere Hirn­re­gio­nen werden angesprochen.

Farben, Stifte, Vokabelkartei und Skizzenblock
Die erste Seite meines Aquarellblocks
Vokabelnotiz heute: se faire la main — Fingerübungen machen.

Am Vokabellernschreibtisch breitet sich jetzt manchmal die Zeichen- und Aqua­rell­schü­ler­in aus, die ich auch bin, der winterlichen Licht­ver­hält­nis­se wegen.

Und dabei fiel mir eben auf, dass Fran­zo­sen "sich die Hand machen", während die Deutschen font des exercices des doigts.

Nach 25 Jahren Pinselabstinenz ist das mit dem Üben dringend nötig. Manches klappt ganz gut, anderes gar nicht.

Aber es macht Spaß! Dem Hirn gefällt's auch.
 
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Foto: C.E.

Donnerstag, 21. Januar 2016

Fleischbeschau

Ob absichtlich oder geplant, Sie lesen auf den Blogseiten einer Dolmetscherin und Übersetzerin, die in Paris, Berlin und überall dort arbeitet, wo Sie meine Dienste brauchen. 

Tier, das in viele, viele, viele "Partien" unterteilt ist
Fleischlandkarte
Ich zeige mir auf den Po, wei­se auf die Schenkel, tippe meine Schulter an. Ort: Beim Metzger mit einem Über­setz­ungs­kun­den, der in Berlin einen Empfang aus­richten will.

Er möchte partout beim ur­ber­li­ner Metzger die ent­spre­chen­den Platten bestellen; Käse und Weine bringt das fran­zö­si­sche Fachgeschäft.

Für mich als eingefleischte Vegetarierin keine einfache Aufgabe. Denn die Fran­zo­sen haben für fast jedes Körperteil beim Viech einen eigenen Begriff, aber die Deutschen nicht. Also nutze ich meinen Spickzettel und den eigenen Körper als Projektionsfläche, denn der Meister will partout auf der anderen Seite seines Fleischereifachgeschäftsthresens verbleiben.

Am Ende bemüht er sich doch in unsere Richtung und wir uns in seine. Ohne den eingangs beschriebenen Slapstick wird die ganze Chose weniger makaber und et­was politisch korrekter.

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Foto: C.E.

Mittwoch, 20. Januar 2016

Pariser Platz

Hallo! Hier bloggt eine Französischdolmetscherin aus Berlin, Paris und von unterwegs. Ich übersetze auch. Dieser Tage war ich viel am Pariser Platz. Heute: Rückblende ...
Pierre Cardin gibt Regieanweisungen
Am Brandenburger Tor
Frühlingsrabatz draußen vor dem Balkon, und drinnen bin ich geneigt zu sagen: "Mach' die Mücke, Mücke!" Kurze Erinnerung: Es ist Januar. 

Rückblende im Blog, der in wenigen Wochen neun Jahre alt wird. 2008 habe ich am Pariser Platz für Pietro Cardin gedolmetscht. Wer ist denn das? Hier der Bericht: Au revoir, Pierre!

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Foto: C.E. (Archiv)

Dienstag, 19. Januar 2016

Verschlüsselte Netzbotschaft

Hallo und guten Tag auf den Sei­ten des ersten Blogs Deutsch­lands aus dem In­ne­ren der Dol­met­scher­ka­bi­ne. Wenn ich nicht in Paris, Berlin oder sonstwo meine Stim­me verleihe, sitze ich am Übersetzerschreibtisch. Heute durfte ich mich mal wie­der wundern.

Vokabeln zur Wiedervorlage
Heute versuche ich mich auf einer Seite, die ich beruflich nutze, aber nicht re­gel­mä­ßig, wieder anzumelden. Leider habe ich das Passwort vergessen, erbitte ein neues und lese: "Wenn es ein Konto mit caroline[at]adazylla.de Sie eine E-Mail mit einem Link zum Zurücksetzen des Pass­worts erhalten assoziiert."

Erst tut sich lange nichts.
Dann melde ich mich neu an.

Und erhalte die Nachricht: "Konto bekannt ist ist. Bitte zurücksetzen Sie Ihre Pass­wort."
Hm, hier beißt sich die Katze in den Schwanz.

Ich nutze eine andere Mailadresse. Und lese: "Konto eine Bestätigung erforderlich ist. Bitte überprüfen Sie Ihre E-Mail für den Bestätigungslink. Um die Be­stä­ti­gungs­mail erneut bitte klicken Sie hier."

Das klappt. Ich bekomme eine Willkommensmail und gelange auf die nächste Web­sei­ten­stufe: "Von Ihrem Konto Übersicht haben Sie die Möglichkeit, einen Schnapp­schuss von Ihrem letzten Kontobewegungen einsehen und aktualisieren Sie Ihre Kon­to­da­ten. Wählen Sie einen Link unten, um anzuzeigen oder zu bearbeiten In­for­ma­tio­nen."

Ähm, ja doch. Später muss ich an der Kasse vorbei. Es gibt verschiedene Optionen, darunter die da: "Klare Warenkorb".

Die Seite hat mit Film zu tun, nicht mit Übersetzung. Schlimm genug. Sie wird mitsamt den krude verschlüsselten Netzbotschaften von einer staatlichen Stelle betrieben. Initiativbewerbung läuft.

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Foto: C.E.

Sonntag, 17. Januar 2016

Enten und Schäfchen

Willkommen auf den Seiten des ersten deutschen Blogs aus dem Inneren der Dol­met­scher­ka­bine. In Berlin herrscht noch winterliche Ruhe ...

Berlin kann im Januar so schön sein! Enten, Schäfchen und ein Schwan ...

Blick auf den Urbanhafen
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Foto: C.E.

Freitag, 15. Januar 2016

Mehr Bewegung!

Bonjour und guten Tag! Interessieren Sie sich für Dolmetschen und Über­set­zen? Dann sind Sie hier auf meinen digitalen Tagebuchseiten richtig. Hier schreibe ich über meinen Alltag ... und über erlaubte Hilfsmittel. 

Das schnelle Stehpult
Wiederholt habe ich hier (und hier) schon über meine Arbeit am Stehpult geschrieben. Mir hilft ein alter Stehpultaufsatz dabei. Ich liebe Fle­xi­bi­li­tät im Büro.
Solche Möbel las­sen sich bei re­el­len und vir­tu­el­len Tröd­lern fin­den, auf Dach­bö­den und Flohmärkten.

Menschen mit großem Büro und viel Geld schwärmen von Tischen, die mo­tor­be­trie­ben zum Stehpult werden können. Aber was ist mit all jenen, für die jene Geräte zu unansehnlich oder zu teuer sind? Was ist mit dem Zweitbüro oder dem Som­mer­bü­ro, in das maximal mit dem Auto gefahren wird?

Für diese Menschen gibt es jetzt Oristand, einen Stehpultaufsatz aus Pappe. Er ist höchst funktional, braucht keine Schrauben, lässt sich mit einem Handgriff auf- und abbauen, ist mit 25 $ verglichen zu einem ausgewachsenen Pultaufsatz günstig (naja, recht teuer für nur ein Stück Pappe!) und lässt sich, wenn seine Tage viel­leicht doch mal gezählt sein sollten, problemlos ins Recycling geben.

Der Aufsatz ist vielleicht auch ein gutes Testobjekt für alle, die zur Probe stehen möchten. Bitte bedenken: Je nach Körpergröße ist möglicherweise noch etwas Schnippelarbeit nötig.
 

 

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Illustration:
Oristand from local1 on Vimeo

Donnerstag, 14. Januar 2016

Auf dem (Schreib-)Tisch XXV

Guten Tag oder guten Abend! Sie sind mit­ten in ein Ar­beits­ta­ge­buch hinein­ge­ra­ten, in dem sich al­les um Spra­che, Dol­met­schen, Über­setzen und Kult­uren dreht. Als frei­be­ruf­li­che Sprach­mitt­lerin ar­bei­te ich in Pa­ris, Berlin, Marseille und dort, wo man mich braucht. Heute wieder: Blick auf den Schreibtisch.

Schreibtisch, Vokabelkarten, Kalender, Eifelturm, &-Zeichen
Schreibtisch im Arbeitszimmer
Pause in der Küche
Jetzt hat es mich auch er­wischt. Jetzt re­cher­chiere auch ich über Köln, habe schon live gedolmetscht, mache Kon­tak­te, plane Me­dien­ar­beit mit Dol­met­scher­in vor Ort, wes­halb meine eigenen Texte, die dazu ent­stan­den sind, hier nicht gleich alle vollständig hoch­ge­laden werden konnten, es fehlt die Schluss­re­dak­tion. Er­werbs­ar­beit geht im­mer vor.

Dazu kommt die Ter­min­pla­nung für die nächste Zeit: Grüne Woche, Fruit Logistica, Berlinale. Kaum hat das Jahr an­ge­fangen, rast es auch schon wieder. Binse. Sonst be­schäf­ti­gen mich: Ober­flä­chen­be­hand­lung von edlen Holz­pa­nee­len (In­nen­ar­chi­tek­tur­kun­de) und Marketing im Ein­zel­han­del.

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Fotos: C.E.

Montag, 11. Januar 2016

Differentialdiagnose

Hier bloggt eine Spracharbeiterin. Ob in der Kabine oder am Schreibtisch, ich ler­ne, übersetze und spreche regelmäßig diverse Idiome. Das macht einen zur Wör­ter­samm­ler­in.

Wortschatzarbeit mit Licht
Das Wort "Dendrochronologie" ist einfach. Ich schät­ze diese Wissenschaft, seit ich Kind bin. Die Aussprache von [ˈeɪjaˌfjatlaˌjœːkʏtl̥] macht mir auch keine Mühe. Der isländische Eyjafjöll-Glet­scher, der über dem gleichnamigen Vulkan liegt, war Mitte April 2010 aktiv und brachte den Flug­ver­kehr über halb Europa zum Er­lie­gen. See­len­ruhig über meine Eyjafjallajokull-Nacht auf dem Flug­ha­fen zu be­richt­en, stellt bei Ein­la­dun­gen und Parties einen meiner Stan­dards dar (inklusive wie­der­hol­te Aus­spra­che des Vulkannamens).

Schön sind Freunde, die mich mit kleinen sprach­li­chen Aufmerksamkeiten grüßen. Ein deutscher Freund mit französischer Vergangenheit macht jetzt nach einer ersten Karriere "bei Films" doch noch sein Medizinstudium zuende.

Hier sein neuestes Schmankerl aus der Abteilung sprachliche Absurditäten in der Staats­examens­vor­be­rei­tung: Pseudohypoparathyreoidismus in der Dif­fe­ren­tial­dia­gno­se von Pseudopseudohypoparathyreoidismus.

Das muss dann auch ich üben.

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Foto: C.E.

Donnerstag, 7. Januar 2016

Honig

Bien­ve­nue, guten Tag! Schön, dass Sie auf den Sei­ten meines Blogs ge­lan­det sind. Hier no­­tie­re ich nahezu täglich, wie der Sprach­be­ruf, ich bin Französischdol­met­scherin und -über­setzerin, Eng­lisch ist meine dritte Sprache, derzeit noch passiv. Dol­met­schen besteht zum Groß­teil aus Vor­be­rei­tung und Lernen. Das ver­än­dert die Sicht auf den All­tag.

Am Kottbusser Damm
Mittags zum Le­bens­mit­tel­la­den eilen, weil noch was fürs Essen fehlt und um später Brot selbst backen zu können (die Lieb­lings­bäcker machen Winter­pause). Dabei an einem Schild vorbeirennen, das Ess­ba­res anpreist. Obwohl es die passende Uhrzeit ist, das Wort nicht er­ken­nen. Und das Gehirn ist nicht auf Bilder, sondern auf Vokabeln pro­gram­miert.

To butter someone up heißt: Je­man­dem Honig ums Maul schmieren, das hatte ich gerade bei meinem Eng­lisch-Vor­mit­tag bestehend aus einer Stunde Selbststudium und zwei Stun­den Tandem.

Sich erst auf den zweiten Blick am zweiten "R" stören. Zweifel daran bekom­men, dass buttering das Nomen zum Verb sein könnte. (In der Tat handelt es sich um eine Vokabel aus dem Bereich der Technik. Buttering heißt "Puffern" oder "Auf­trag­schweißen".)

Erst auf den dritten Blick merken, dass es ein deut­sches Wort ist. Schließ­lich beim In-sich-Hineinhören über­rascht sein to find that the inner monologue is completely in English. 
 

Vokabelnotizen
brathering — ist auch keine englische Vokabel
le miel [mjɛl] — der Honig
la [mjɛl] — beliebte Waschmaschine (deutscher Hersteller)
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Foto: C.E.

Mittwoch, 6. Januar 2016

(aus)laufen

Ob zufällig oder absichtlich, Sie lesen auf den Seiten meines online geführten Arbeitstagebuchs. Ich dolmetsche und übersetze in Paris, Prag, Berlin, Tübingen und überall dort, wo Sie mich brauchen.

Lektorat einer Übersetzung, die von einem/einer Deutschen mit Wohnsitz im Aus­land verfasst zu sein scheint. Ist ein kurzer Text, ich werde nach Zeit entlohnt, denn pauschal nach Zeilenpreis geht das nicht, wenn die Qualität der Arbeit im Vorfeld nicht erkennbar ist.

Hafen im Gegenlicht
Am Hafen
Vor allem die idiomatischen Redewendungen sind hier ein Problem. Wenn die Franzosen mit einem Schiff irgendwo an­legen (oder vor Anker ge­hen), dann werfen sie den Anker, jeter l'ancre heißt die Grund­form. Wenn sie ab­le­gen, dann heben sie den Anker, lever l'ancre, oder sie laufen aus dem Hafen aus. Sie dürfen sich jetzt vorstellen, was in der Vorlage gestanden hat.

Schön auch dieser Satz: Ein Schiff liegt im Dock, und ... bientôt, le navire va quitter la rampe de lancement et mouiller dans les eaux de la méditerranéenne. Hier erst die "Übelsetzung", dann, was wirklich gemeint war: "Bald wird das Schiff die Rampe verlassen und das Mittelmeerwasser wird es nass ma­chen" vs. "Bald wird das Schiff vom Stapel laufen und im Mittelmeer vor Anker gehen". Das Wort mouiller für nass machen bezieht sich hier auf den Anker, der beim Anlegen nass wird.

Zur Erhöhung der Verwirrung folgt hier sogleich noch ein komisches Kan­ti­nen­ge­spräch zwischen redaktionellen Mitarbeitern von Sendern, letztes Jahr dort auf­ge­schnappt: "Und wann läufst Du aus?" Hier sind weder Schiff noch Hafen gemeint, sondern der Ab­lauf eines Zeitvertrags oder der "Prognose". ("Prognose" bezeichnet die Anzahl der Tage innerhalb eines festgelegten Zeitraums, die ein Sender freie Mitarbeiter be­schäf­ti­gen darf, ohne vom Gesetzgeber zu deren Festanstellung verpflichtet zu werden.)
 
Und hoppla, da versteht es der Erstübersetzer (oder die Erst­über­set­zerin) es so­gar, ein Wör­ter­buch zu be­nut­zen! Denn idio­ma­ti­sche Re­de­wen­dun­gen, des idio­ma­tis­mes, verleiten ohne Hilfsmittel gerne mal zu Idiotismen, siehe oben. Gefunden wurde: battre pavillon britannique — unter britischer Flagge segeln (wörtlich: das britische Vorstadthäuschen schlagen).

Es ist mühsam. Nein, ich werfe nicht so rasch das Handtuch, das auf Französisch ein Schwamm ist: jeter l'éponge ...? Kommt nicht infrage, il n'en est pas question.

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Foto: C.E. (Archiv)

Sinn(lichkeit)

Welcome, bienvenue, hier bloggt eine Dolmetscherin und Übersetzerin über ihren Berufsalltag. Meine Sprachen sind Französisch (als Ausgangs- und Zielsprache) und Englisch (Ausgangssprache).

Eis auf dem Kanal, Schnee darauf und auf den Dächern, den Wegen und der Eiffelturmminiatur zwischen den Blumentöpfen aus Ton
When I look out of my window
Gestern Abend: Listening to BBC ... It's Twelfth Night ..., the eve of Epiphany, der Vorabend von Dreikönige, einem Fei­er­tag in Teilen Eu­ro­pas und den USA. Da­mit geht die tra­di­tion­el­le winterliche Ru­he­zeit, die wir mit Familie und Freun­den verbringen, zu En­de.
Ich kannte den Begriff nur als Originaltitel eines Shakespearestücks, das sich na­tür­lich auf diese Zeit bezieht, wir haben das Stück vor dem Abitur inszeniert, es ist "Was Ihr wollt" auf Deutsch, La nuit des rois auf Französisch.

Berlin ist wie leergefegt, die Autos fahren langsam, offenbar sind viele zum Ski­ur­laub weg.

Zwischendurch darf ich bei einem Projekt mal kurz was sortieren. Ich komme von der Grobstruktur zum Erkennbaren, dann erst zu den Fein­hei­ten. Ideen aufräumen mag ich sehr. Das Gegenüber wundert sich über mein Tempo und die Klarheit. Er hat mit Design zu tun. Ich finde Dolmetschen und Gestalten sehr verwandt: Es geht um den Blick aufs Wesentliche, die Details sind später dran.

In einem anderen Kontext ergänzt ein anderer Designer: "Erst geht es um den Sinn, dann um die Sinnlichkeit."

So mag ich die Arbeit. Und wenn ich nicht das Gefühl haben muss, dass ich nur in den berühmten zwölf Nächten so unverstellt sein darf, wie ich es im Kreise der Lieb­sten sein darf.

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Foto: C.E.

Montag, 4. Januar 2016

Ruhiger Anfang

Bon­jour, hel­lo und sa­lut ... auf den Sei­ten die­ses Blogs. Hier schreibt ei­ne Dol­met­scher­in und Über­setzerin über ihren Alltag. Das vermeintlich so mühelose Jong­lie­ren mit den Vokabeln ist Ergebnis regelmäßigen Arbeitens.

Computer und Vokabellisten
Vokabellernschreibtisch
Lesetag! Auch an Tagen wie diesem, an dem ich nur zwei Kostenvoranschläge zu schreiben hatte, arbeite ich. Ich pinsele einen Film­start-Kalender, überlege mir, wie sich die Ablage verbessern lässt, rahme ein Bild ein und ich lese Zeitungen in drei Sprachen, und zwar zu Kultur- und Wirt­schafts­the­men,  all­ge­mei­ner Politik und vor allem zum Nahen Osten. Alle hat­ten wir uns gewünscht, dass dieses neue Jahr etwas friedlicher losgehen würde.

Zwei Termine habe ich noch mit "meiner" Therapeutin und aus Syrien ge­flüch­te­ten Frauen, unsere ehrenamtliche Kri­sen­be­glei­tung, bevor die Doktorandin wieder nach England darf.

Sessel und Bücher
Leseecke
Dazu wiederhole ich Fachtermini zu den aktuellen politischen Themen. Wir Über­setzer und Dolmetscher sind jeden, jeden, aber wirklich auch jeden Tag mit unseren Sprachen befasst. Ich habe auch schon den Filmfachwortschatz am Wickel. Neu­lich wussten Lai­en­über­setzer bei öf­fent­li­chen Veranstaltungen einige Be­grif­fe nicht, mit denen ich jetzt los­le­ge. (Ich hatte sie immerhin souf­flie­ren dür­fen.)

Am Ende des Tages lese ich noch Bel­le­tris­tik und mache mir Gedanken zu einem Kon­gress über Film und Sprache.


Vokabelnotiz
repérage (m) — Motivsuche (die)
étalonnage (m) — Farbkorrektur (die)
ensemblier (m) — Ausstatter, Innenrequisiteur
prise (f) raccord — Insert (das)
équipe (f) de construction de décor — Baubühne (die)
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Fotos: C.E. (Archiv)

Freitag, 1. Januar 2016

Gutes Neues!

Hallo! Hier bloggt eine Dol­met­scher­in und Über­set­zer­in. Fran­zö­sisch ist mei­ne akti­ve, Eng­lisch meine passive Sprache. Ich arbeite für Politik, Wirtschaft und Kultur, daneben werde ich oft im Sozialbereich tätig. Derzeit verbringe ich eine aktive Winterpause in Berlin — und bin bei Bedarf gerne für Sie da!

Blaues Blatt
Zwiebelmuster weitergedacht
Meine Winterpause wird nicht sehr lange dauern, richtig urlaubsreif bin ich immer erst nach der Berlinale. Daher bin ich gespannt, was gerade zu diesem größten Filmfestival Deutschlands wieder an kurz­fris­ti­gen Über­set­zungs­auf­trä­gen eintrudeln wird.

Bis dahin stehen Buchhaltung, Lesen und Kino auf dem Pro­gramm.

Und noch etwas macht Spaß und bringt Erkenntnisse: das Aquarellieren. Seit 25 Jahren hatte ich keinen Pinsel mehr in der Hand und bin höchst überrascht, wie flott sich das wieder normal anfühlt.

Derzeit übe ich diverse Techniken. Ich habe ein fertiges Bilderbuch für Menschen von vier bis 104 Jahren im Kopf, naja, fast. Es fehlt der Schlussstein, la clef de voûte, die das Ganze zusammenhält. Und da es sich um ein visuelles Buchkonzept handelt, werde ich die Lösung wohl at the end of the day mit dem Pinsel in der Hand finden.

Gässchen (Aquarell)
Prager Gasse
Es geht um Liebe, das Ver­lie­ben und Entlieben, um un­ter­schied­liche Sichtweisen auf die Welt, die einem manch­mal den Zugang zu den Mit­men­schen erschweren. Der Hinterkopf allein hat je­den­falls in den letzten Jahren nichts geliefert, das Kon­zept be­glei­tet mich schon seit ei­ni­gen Jahren. Der weltbeste Patensohn kennt die Ge­schich­te schon.

Er hat sie seinen Kumpels weitererzählt. Die Story hat ihnen be­reits er­mög­licht, über merkwürdiges Verhalten anderer zu sprechen, ohne verletzend zu werden. Als mir einer der Schulfreunde auf dem Schulhof ein knappes Jahr nach ihrer Ent­wick­lung mit meinen eigenen Worten einen verbalen Ausrutscher des Haus­meis­ters er­klärt hatte, wusste ich, dass das Buch gebraucht wird.

Falls es also die nächsten Wochen hier etwas stiller werden sollte, habe ich mit den Farben zu tun.

In diesem Sinne wünsche ich allen ein friedliches, gesundes, von Gelassenheit geprägtes, kreatives und buntes 2016!
 
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Illustrationen: C.E.