Lektorat einer Übersetzung, die von einem/einer Deutschen mit Wohnsitz im Ausland verfasst zu sein scheint. Ist ein kurzer Text, ich werde nach Zeit entlohnt, denn pauschal nach Zeilenpreis geht das nicht, wenn die Qualität der Arbeit im Vorfeld nicht erkennbar ist.
Am Hafen |
Schön auch dieser Satz: Ein Schiff liegt im Dock, und ... bientôt, le navire va quitter la rampe de lancement et mouiller dans les eaux de la méditerranéenne. Hier erst die "Übelsetzung", dann, was wirklich gemeint war: "Bald wird das Schiff die Rampe verlassen und das Mittelmeerwasser wird es nass machen" vs. "Bald wird das Schiff vom Stapel laufen und im Mittelmeer vor Anker gehen". Das Wort mouiller für nass machen bezieht sich hier auf den Anker, der beim Anlegen nass wird.
Zur Erhöhung der Verwirrung folgt hier sogleich noch ein komisches Kantinengespräch zwischen redaktionellen Mitarbeitern von Sendern, letztes Jahr dort aufgeschnappt: "Und wann läufst Du aus?" Hier sind weder Schiff noch Hafen gemeint, sondern der Ablauf eines Zeitvertrags oder der "Prognose". ("Prognose" bezeichnet die Anzahl der Tage innerhalb eines festgelegten Zeitraums, die ein Sender freie Mitarbeiter beschäftigen darf, ohne vom Gesetzgeber zu deren Festanstellung verpflichtet zu werden.)
Und hoppla, da versteht es der Erstübersetzer (oder die Erstübersetzerin) es sogar, ein Wörterbuch zu benutzen! Denn idiomatische Redewendungen, des idiomatismes, verleiten ohne Hilfsmittel gerne mal zu Idiotismen, siehe oben. Gefunden wurde: battre pavillon britannique — unter britischer Flagge segeln (wörtlich: das britische Vorstadthäuschen schlagen).
Es ist mühsam. Nein, ich werfe nicht so rasch das Handtuch, das auf Französisch ein Schwamm ist: jeter l'éponge ...? Kommt nicht infrage, il n'en est pas question.
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Foto: C.E. (Archiv)
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