Freitag, 17. Juli 2015

Auf dem Schreibtisch XXVI

Welcome, bienvenue, hier bloggt eine Dolmetscherin und Übersetzerin über ihren Berufsalltag. Meine Sprachen sind Französisch (als Ausgangs- und Zielsprache) und Englisch (Ausgangssprache).

Den Sommer über bleiben wir in Berlin, von Ausflügen an die Seen und an die See abgesehen. Das ist wichtig, weil praktisch alle Kolleginnen und Kollegen der­zeit im Urlaub und hier und in Paris die meisten Büros verwaist sind.

Beistelltisch im Morgenlicht
Was steht an? Der Vormittag gehört der Bundestagsdebatte zu Griechenland, einem Thema, das mich derzeit stark beschäftigt.

Ich habe Angst um Europa. Si c’était à refaire, je commencerais par la culture ("Wenn ich es noch einmal zu tun hätte, würde ich mit der Kultur beginnen"), der fälschlicherweise Jean Monnet zu­ge­schrie­bene Satz, ist nichtsdestotrotz aktueller denn je. Wer die kulturellen Unterschiede der Nationen außer Acht lässt und nur mit Zahlen argumentiert, hat offenbar das Wesen des Europas, das die jungen Ge­ne­ra­tio­nen ganz selbstverständlich leben, nicht erfahren.

Heute Nachmittag lese ich wieder Technikkram für den nächsten Berliner Bau­stel­len­be­such mit französischem Steinmetz, es geht um ein Marmorbad. Sonst liegt auf dem Schreibtisch:

— Nachbereitung Rechtsradikalismus, Nationalsozialismus und Homosexualität
— Zwei Drehbücher (ein Gutachten und die Weitergabe von Übersetzungen ins Französische und Englische)
— Finanz- und Europapolitik
— Wohnungswirtschaft
— drei Arte-Produktionen, bei denen ich für Fragen im Schnittraum stand by bin (für Schnittberatung bzw. die Abnahme der französischsprachigen Partien)
— Rechner und Büro weiter modernisieren, das Material der letzten Monate fertigsortieren
— Einarbeiten in Software für Online-Unteritelung im kollaborativen Modus (mehrsprachiges Team)

Die ersten Buchungen für den September liegen schon vor, die früheste Anfrage haben wir für September 2016 bekommen. Wie gut, dass wir in der Vorsaison im Urlaub waren.

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Foto: C.E. (Archiv)

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