Vor dem Sohn meines Frankreichbesuchs oute ich mich mit mancher Redewendung als Oldie. Zu meiner Zeit (hüstel) haben wir gelernt, dass jemanden anzurufen donner un coup de fil heißt. Das klingt zwar etwas umständlich, der fil ist die Schnur, die Telefonschnur, der coup wörtlich der Schlag, hier die Aktion, naja, aber das war eben so. Immer stärker kam dann appeler auf, anklingeln, schön und gut, als Synonym prima einsetzbar.
Die jungen Leute sagen nur noch téléphoner. Das Wort telefonieren schockiert mich auf Deutsch überhaupt nicht, weil ich es immer so gesagt habe, und auf Französisch klingt es für mich derzeit noch hart, gerade weil das Verb von der Allgemeinheit lange vermieden worden war. Lag diese Vermeidung an der auch von der französischen Regierung in Gesetze gegossenen Haltung, keine Anglizismen übernehmen zu wollen? Lag es an der inzwischen höchst relativen Neuartigkeit der Appparatur? (Man zeige einem Grundschüler heute ein Wählscheibentelefon oder eine Telefonzelle, es wird nicht sofort wissen, was das ist.)
Blick aus der Kabine auf den Redner |
Im politischen Feld, für das ich oft arbeite, ist immer häufiger von mission die Rede.
Damit ist eine Aufgabe gemeint, la tâche. Ebenso wird recht fröhlich mit Optischem herumgewirbelt, da sehen die Leute perspectives, ouvertures und auch visions. Das ist alles sehr nah am englischen Sprachgebrauch und verdrängt die unsprünglich verwendeten idiomatisch typischen Begriffe. Über die Visionen hat sich Altkanzler Schmidt ja mal dahingehend geäußert, wer Visionen habe, solle zum Augenarzt gehen.
______________________________
Foto: C.E. (Archiv)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen