Hauptstadt der Kräne |
Seniorengerecht? Die Wohnung ist mit dem Rolli zugänglich, liegt aber mitten in der Partyzone. Wir waren in der Gegend mal mit dem Büro. Es war laut.
Daher steht auch in der Wohnungsausschreibung weiter unten: "Ideale Stadtwohnung als Zweitadresse, zur gelegentlichen Übernachtung in der Arbeitswoche geeignet." Soso. Bevor ich das Exposé gesehen habe, ist meine Honorarsumme schon klar. Eine Dolmetscherkollegin, die in einer westdeutschen Kleinstadt im Gassirundenumkreis einiger Notare wohnt, macht das on the fly, im Vorbeirennen, dann berechnet sie für die Stunde vor Ort 120 Euro, sie kennt die Verträge auswendig.
Ich veranschlage hier 400, und ich rechne laut: Eine Stunde am Kudamm dolmetschen, höhere Hausnummer, plus 2 x 60 Minuten Fahrtzeit (laut www.bvg.de je ca. 43 Minuten je Weg, zzgl. Puffer), Einlesen auf der Hinfahrt bzw. in der verbleibenden Stunde vor dem Losrennen. Damit liege ich exakt bei dem, was das Justizvergütungs- und Entschädigungsgesetz für drei Stunden vorsieht, plus 100 Euro Eilzuschlag, ich muss ja meinen Abend umplanen. Das, was nachmittags liegenbleibt, darf ich in der Spätschicht fertigstellen ... und die Theaterkarten verschenken.
Die Antwort kommt sofort, ich sei zu teuer, man habe so mit 50, 60 Euro gerechnet. Netter Versuch. Holen Sie sich doch für das Geld einen Handwerker, der bringt dann auch sein Werkzeug mit und zeigt es Ihnen gerne, jeder weitere Handschlag kostet extra. Und das zwei Stunden vor Termin!
Ach ja, die oben beschriebene Bude kostet ca. 9400 Euro je Quadratmeter und soll für knapp 320.000 Euro über den Tisch gegangen sein. Solche Wohnungen heißen übrigens deshalb Junggesellenwohnungen, weil darin jeder Mann zum Junggesellen mutiert. Der Satz vom "gelegentlichen Übernachten" sagt alles. Mein Filmtipp zum Blogeintrag: "Das Appartment" von Billy Wilder. Im Vergleich zu dieser Räuberpistole hier ist der Streifen wirklich gut!
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Foto: C.E.
Hierzu passt: Fünftwohnsitz
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