Hier die Fortsetzung meiner Drehgeschichte von gestern. Freitagnachmittag waren wir drehen, anschließend eilten die Protagonistin und ich erschöpft und hungrig ins nächste Restaurant. Montagvormittag ging es fürs Team weiter, während sich unsere Heldin auf dem Rückflug nach Afrika befand. Der Kameramann hatte inzwischen alle Bilder eingespielt, der Journalist seinen Bericht geschrieben, nur die französischen O-Töne (Originaltöne) fehlten noch.
Meine ersten Schnitterfahrungen durfte ich in den 1990-er Jahren in Frankreich sammeln. Damals hatte uns die Software immer nach "Point IN" und "Point OUT" gefragt. Ich lerne also gleich In-Punkt und Out-Punkt, bestes DEnglish.
Da der Journalist die Reihenfolge seiner Argumente schon festgelegt hat, braucht er jetzt die passenden Stellen. Je nach Auswahl verändert sich wiederholt der auf das Interviewzitat hinführende Kommentar. Beim Sichten verdolmetsche ich die takes simultan. Außerdem tippe ich meine Übersetzungen parallel dazu in den Laptop.
kreative Arbeitsstimmung, drei Menschen, vier Computer |
Michael, der Journalist, spricht inzwischen leise seinen Text und prüft, ob der Rhythmus stimmt.
Der Kameramann-in-Personalunion-mit-Cutter "trimmt" derweil die Töne. Dann ruft der Sender an, unser Beitrag soll gleich am Abend laufen, er darf etwas mehr als zwei Minuten lang dauern. Aber zwei Minuten sind nicht viel. Entsprechend kurz und prägnant müssen die einzelnen Zitate sein.
Ausgerechnet bei ihrem letzten Satz hatte die Interviewte mitten im Sprechfluss die Idee geändert und die Aussage ganz leicht verstolpert. Das hatte ich beim Dreh nicht gehört. Gesprächspartner so lange zu triezen, bis alles perfekt an- und ausgesprochen ist, ist nicht der Stil aller Redaktionen. Es gibt allerdings Medienleute, die so arbeiten. Bei ungeübten Sprechern empfiehlt sich derlei jenseits aller medienethischen Bedenken meistens schon deshalb nicht, weil diese immer schneller werden, ins Leiern kommen ... oder die Sätze erst richtig verstümmeln. (Kleine Erinnerung in dem Zusammenhang: Lottogewinner Erwin Lindemann von Loriot.)
Bevor ich mich von den Kollegen verabschiede, erbitte ich eine Kopie unseres Interviews, einiger zugehöriger Aufnahmen sowie des fertigen Beitrags, denn ich werde irgendwann auch hierzu unterrichten. Nächstes Sommersemester kehre ich als freie Lehrbeauftragte erstmal in Sachen Französisches Kino an die Universität zurück. (Ich freue mich darüber. In den Nuller Jahren war ich sieben oder acht Jahre lang "in der Lehre".)
Hier geht's zum Filmbeitrag von Michael Reiter für die dänischen Hauptabendnachrichten: Klick! Er soll für ca. sechs Monate online stehen.
Das Bild kennen Sie schon? Wir auch! Filmarbeit besteht zum Großteil aus Wiederholungen! |
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Fotos: C.E.
Wie Sie spenden können, steht hier.
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