Als ich das Wort "Multitasking" zum ersten Mal gelesen habe, hatte ich einen schönen "Verleser", ich meinte nämlich "Muttitalking" zu verstehen ...
Über das Thema schrieb ich hier schon 2007 |
4. Grammatik und Redewendungen beider Sprachen vergleichen, indem wir 5. übersetzen, dabei 6. sprechen, uns 7. merken, was wir noch unübersetzt ist (Grammatikunterschiede ... unfertige Sätze und Gedankenfolgen) und uns dabei 8. selbst zuhören, ob am Ende das Verb auch beim Gesprochenen mit dabei war oder der letzte Nebensatz und ob die Stimme am Ende des Satzes wirklich runterging. Dabei müssen wir 9. atmen und 10. uns zur Sicherheit manche Zahl aufschreiben oder manches Wort, das wiederholt wird, ein zentraler Begriff ist, damit wir selbst es später ablesen können oder die Kollegin oder im Bedarfsfalle sogar rasch nachschlagen. Noch etwas vergessen? Ach ja, manchmal müssen wir auch noch 11. die Spucke runterschlucken zwischendurch und merken, dass wir durstig sind, was auf die Stimmbänder gehen könnte, also rechtzeitig mal was trinken, kurz: 12. die dazu geeigneten Pausen erkennen, weiterdenken, Glas ergreifen, leise ein Schlückchen nehmen, Glas ebenso leise wieder abstellen.
Ziemlich viel Multi, wie ich finde. Und zugleich weiß ich aus der Forschung, dass es echtes Multitasking gar nicht gibt, dass Mensch und Maschine nur eben mit kurzen Schaltmomenten hin- und herspringen. Warum so viele Frauen in den Kabinen sitzen? Okay, ich versuch's mal: Bei Frauen werden in der Sprachproduktion mehr Hirnareale beider Hemispären aktiv und das Corpus Callosum, der sogenannte Hirnbalken, der die beiden Hirnhälften verbindet, ist bei Frauen stärker entwickelt als bei Männern. Vielleicht geht damit auch das Hin- und Herschalten bei uns einfacher. Also doch Muttitalking beim Multitalking ;-)
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Foto: Ana Lisa Calais e Val
6 Kommentare:
Hallo Caroline,
Muttitalking ist eine herrliche Wortschöpfung, nicht nur, wenn man die zugehörige Mutti kennt.
Bei dem Verweis auf das Corpus Callosum fiel mir eine Fallstudie von Oliver Sacks ein (wird in dem von Dir verlinkten Wikipedia-Artikel auch genannt), die Michael Nyman in einer Oper vertont hat: The Man Who Mistook His Wife for a Hat.
Beide sind interessant, Fallstudie wie Oper, und Dir hiermit anempfohlen.
Beste grüsze,
Bertram
JaJa da können wir Männer nicht mithalten :D Ich neheme an wir wären daei schon blau angelaufen und umgefallen, da wir das Atmen vergessen hätten:D
Gruß Peter
Lieber Bertram,
dabei hab ich da gar nicht an meine Mutter gedacht, die als 68-er-Mutter niemals Mutti hieß, die "Mutti" war eher ihre eigne Mutter, die bei mir aber "Omaus" hieß (ob ihrer Größe).
Und den Sachs kenn ich natürlich, nur die Oper noch nicht, Danke für den Hinweis!
Sehen wir uns in zwei Wochen?
Grüße aus Berlin,
Caroline
Hm, Peter, es gibt durchaus auch männliche Dolmetscher, nur sind sie eben in der Minderzahl. Was sagt uns das über deren Hirnbalken? Wissenschaft, bitte melden!
Ganz toll zusammengefasst, chapeau! Und du hast noch untertrieben, denn bei all dem muss man ja auch noch das rote Knöpfchen drücken, wenn man was sagen will, und nicht vergessen, es wieder auszumachen, wenn man nicht dran ist, oder (in meinem Fall) sich zwischendurch Englisch oder Französisch als Input reinholen, wenn gerade irgendeine Viertsprache gesprochen wird, der man selber nicht mächtig ist. Vom An-die-Scheibe-Klopfen, weil man seit Stunden nicht abgelöst wurde, mal ganz zu schweigen...
Ja, die Pivotebene hatte ich total ausgeblendet, weil wir häufig nur bilateral arbeiten. Und klar, also 12. Hin- und Her- und Rüberschalten bzw. Mikro ausmachen ... damit ist das Dutzend voll.
Glückwunsch dazu, dass Ihr den Standesbeamten überzeugen konntet!
Grüße,
Caroline
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