Dieser Tage steigen in Berlin wieder viele Sektempfänge und Parties, bei denen sich das Filmvolk trifft, denn Berlin ist auch außerhalb der Berlinale Filmfestivalstadt. Das größte Event der Woche wird kommenden Samstag die Verleihung der
Europäischen Filmpreise mit 2.500 Gästen sein. Am gleichen Abend geht "
Around the world in 14 films" zunde, eine Festivalperle, die Werke zeigt, die oft Mühen haben, ins reguläre Kino zu kommen. Für diese jährlich im Dezember stattfindende cinéastische Reise habe ich dieses Jahr mal nicht gedolmetscht, schlicht, weil kein frankophoner Gast zugegen war.
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François Cluzet, Olivier Nakache, Eric Toledano,
Nathalie Licard bei der Französischen Filmwoche |
Das ist bei der
Französischen Filmwoche anders. Diese Werkschau des französischen Films zieht (nach einer Formatänderung vor einem Jahr) mit ihren Vorabpremieren bald startender Filme weiterhin Kreative aus französischsprachigen Landen an — und auch das Berliner Publikum goutiert das Programm. Hier war gestern Eröffnung mit
"Ziemlich beste Freunde" (Intouchables), einem sehr berührenden und zugleich humorvollen Film, der in Frankreich in nur vier Wochen 10,3 Millionen Zuschauer gefunden hat. Am Nachmittag und Abend dolmetschte ich in den Kulissen ... für Journalisten. Was mich im Gespräch mit den Regisseuren
Olivier Nakache und Eric Toledano beeindruckt hat, war ihre Arbeitsweise. Sie erzählten, wie sie sich hochschaukeln beim Finden von Gags und wie die Kreativität des einen immer die Erfindungskraft des anderen beflügele.
Diese Filmparties sind wunderbare Ereignisse, um Kollegen und Konkurrenten, Freund und Feind zu sehen, zu begrüßen und
small talk zu betreiben. Vorneweg kommt oft das in der Branche übliche Küsschen links, Küsschen rechts auf die Wange, für das mir außer dem bayerischen "Bussi" nur das französische Original als Bezeichnung einfällt:
la bise.
Bei einem anderen Empfang, letzte Woche in Paris, freute ich mich, seit langem den Berliner Produzenten Marco Mehlitz (Lago Film) mal wiederzusehen, der neben Alfred Hürmer (Integral Film) deutscher Koproduzent von
"Mr. Nobody" (Regie: Jaco van Dormael) war. Unsere Begrüßung fiel ehrlich aus: Wir uns freuten uns zwar, einander zu sehen, lauerten zugleich aber dringend auf andere Gesprächspartner.
Schon beim Bussi schweiften unsere Blicke ab ... um kurz darauf sehr herzlich miteinander zu lachen. Denn so ehrlich läuft derlei selten ab: Wir beschrieben einander das ungute Gefühl, begrüßt zu werden, während die Augen des Gegenübers durch den Raum wandern auf der Suche nach dem ranghöheren Tier, auf dass er oder sie sich werfen könnte ... "Das ist eine Art
Raumscan, der da stattfindet", sagte Marco (oder war ich es?) — "Ja,
hit and scan anstatt
hit and run", erwiderte der andere. Und so schaukelten wir uns auf zur nächstböseren Variante und erfanden den Begriff für das szene- und empfangstypische "
kiss and scan".
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Fotos: C.E.
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