Freitag auf Arte, jetzt noch eine knappe Woche als "Replay" bei ARTE+7: Ein Film über das Wunderwerk Gehirn, der mit irritierenden Zahlen aufwartet. Beispiel: In der Großstadthektik können bis zu elf Millionen Informationseinheiten auf uns einströmen, von denen uns maximal 40 bewusst werden. Im Film "Das automatische Gehirn" werden Vorgänge beschrieben, die ohne unser Wissen täglich stattfinden. Wenn wir davon wüssten, könnten wir nicht leben, unser Gehirn wäre überfordert oder so groß, dass wir es nicht tragen könnten. Nicht nur, wenn wir von Informationen überflutet werden, blendet unser Gehirn alles aus, was es für unwichtig hält ... oder für bekannt. Es schaltet dann auf "Autopilot" ...
Der Film von Francesca D'Amicis, Petra Höfer und Freddie Rückenhaus zeichnet die Erforschung des Unbewussten der letzten Jahrzehnte nach. (Den zweiten Teil zeigt ARTE am Freitag, dem 16. Dezember, ab 21.40 Uhr.)
Für uns Dolmetscher sind solche Filme spannend. Denn oft sagen mir Leute nach Dolmetscheinsätzen Sätze wie: "Ich finde ganz unglaublich, was Sie da machen, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie SO ETWAS funktionieren soll." Darauf antworte ich meist ebenso ehrlich wie schlicht: "Das geht mir genauso!"
Ich kann nur mutmaßen: Wir haben die dolmetschtypische Art des Ausblendens, also eine sehr stark kanalisierte Aufmerksamkeit, trainiert, unser Bewusstsein mehrerer Sprachebenen vergrößert und die Sprachproduktion im jeweils anderen Idiom automatisiert. Das ist ETWAS, das Laien in der Regel nicht länger als einige Minuten improvisieren können. Daher lernen und üben Dolmetscher erst viele Jahre, bevor sie auf die Menschheit losgelassen werden.
Wie viele Ebenen dieses ETWAS darstellt, das Multitasking der Dolmetscher, versuche ich hier Montag aufzuzählen.
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Bild: ARTE
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