Montag, 22. September 2008

Reenactment

Gestern Abend kam eine lustige Anfrage. Eine deutsche Filmproduktionsfirma, eine von den Großen, rief an und fragte, ob ich nicht eine bekannte Dolmetscherin spielen wolle, eine, die in einer bestimmten Epoche häufig Politiker mit ihrer Arbeit begleitet hat. Es ginge um kurze Filmausschnitte, nachgestellte Szenen, die nicht existentes historisches Filmmaterial ersetzen sollen, sogenanntes "reenactment". Und während die Regieassistentin noch den Begriff erklären will, oute ich mich als Fachfrau nicht nur für Sprachdienstleistungen. Und verrate, dass ich natürlich weiß, welche Person ich eventuell spielen soll, wir kennen in der Branche durchaus die Namen.

So habe ich jetzt Castingfotos an die Firma geschickt, mache mir ein paar Gedanken zu Honoraren und suche im Auftrag der Firma noch Kollegen. Wenn alles klappt, habe ich diesen Herbst zwei Drehtage, wenn's für mich nicht klappt, dann hätte ich allerdings "nur" als Castingfrau gearbeitet, was ja nicht mein Beruf ist ...
Maintenant, il faut toucher du bois, jetzt heißt es, auf Holz klopfen, croiser les doigt, Daumen drücken, et merde ! ... und toi, toi, toi.

Schön, dass Sie mit mir fühlen! Nein, ich werde mich jetzt nicht höflich anerkennend dazu äußern, das kleine d-word soll nämlich Unglück bringen! Sagen die Filmleute, die entweder häufig abergläubig sind oder nur so tun. Ebenso bringe es Unglück, Einzelheiten über noch nicht fest vereinbarte Rollen zu verraten. Daher gilt jetzt: bouche cousue, ich kann schweigen, als wäre ich stumm.
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Bei den Redewendungen zu Aberglauben und Glückwunsch gibt es zwischen Deutsch und Französisch kleine Verschiebungen:
il faut toucher du bois - wörtlich: 'man muss Holz anfassen'
il faut
croiser les doigt - wörtlich: 'man muss die Finger kreuzen'
- et merde ! - 'und Sch...'
Und bouche cousue ist ganz gemein als Bild: 'zugenähter Mund' ...

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