Freitag, 27. November 2020

COVIDiary (206)

Herzlich will­kom­men! Hier bloggt ei­ne Dol­met­sche­rin. Was Konferenzdolmetscher und Übersetzer machen, wie sie arbeiten, wie sie leben, ist hier seit 2007 re­gel­mä­ßig Thema. Corona hat auch in meiner Branche alles bös durch­ein­an­der­ge­wir­belt, das Jahr 2020 auch sonst einiges verbockt. Mit viel En­ga­ge­ment und Phan­tasie halte ich dagegen.

Links grün, rechts rot, in der Mitte gefaltet: Beide Hälften sind zeitgleich mit wenigen Strichen entstanden
"Simultanzeichnung"

In unserer Krisenzeit ist es ne­ben einer festen Ta­ges­struk­tur wichtig, sich regel­mäßig etwas Gutes zu tun, feste Ter­mine mit sich selbst fest­zu­le­gen, bei de­nen es oft auch nur um Ge­nuss­vol­les geht. 

Ich ge­nie­­ße das Lesen von Bü­chern, ich mag Kunst, Autoren­le­sun­gen, gute Filme, aber auch Se­mi­nare, an denen ich teil­neh­me und die mich vor neue Her­aus­­for­derungen stellen.

Damit meine Bildschirmzeit nicht durch die Decke geht, entzerre ich die Arbeits- und Freizeittermine online. Auch gemütliches Zusammensitzen mit Freunden und Familie wird in den nächsten Monaten zum Großteil mit Interface stattfinden müs­sen. Ich besetze also die sonst mit "Beruf" belegten Känäle positiv, nutze jetzt mein privates Tablet nun auch für Onlineevents.

Gestern Abend durfte ich meinen Namen in Spiegelschrift schreiben, dann auf dem Kopf stehend, dann die Spiegelschrift auf dem Kopf stehend, dann habe ich ge­klebt, geschnitten, geschoben, beobachtet und skizziert.

Das Berliner Bauhaus-Archiv veranstaltet derzeit seine museumspädagogischen Events und etliches mehr online. Das Team war für Corona bestens gerüstet, denn aufgrund von Bauarbeiten war der Schritt ins Netz schon länger geplant. Gestern hatte ich das Ver­gnügen und die Ehre, an einer dreistün­digen Einfüh­rung zum Vor­kurs im Bau­haus Weimar (später Dessau) teilnehmen zu dürfen.

Farbkreis
Entwickelt 1921
Mit dem Bau­haus habe ich mich schon als Ju­gend­­li­che auseinandergesetzt, ein zwie­späl­tiger Kunstl­ehrer (fachlich toll, menschlich höchst frag­würdig) hat früh Grund­lagen ge­legt. Johannes Itten und seine Farb­ku­gel zum Beispiel war genauso Stoff wie eine wunderbar kritische Einfüh­rung in Ar­chi­tek­tur­ge­schich­te, die bis in die Ge­gen­wart führte. 

Mein Vater hatte damals von einer Dienstreise einen Reprint einer Publikation über den Vorkurs mitgebracht, so dass ich in meiner kargen Frei­zeit etliche Übungen dieser künstleri­schen Grund­la­gen­ar­beit gemacht habe.
Gestern abend habe ich mein Gehirn erneut herausgefordert, und zwar, das lässt sich ahnen, mit Farben.

Das Frauenbild oben entstand simultan mit zwei Buntstiften. Ich hab wieder mal vergessen, dass die Augen ten­denziell in der Mitte des Kopfes sitzen, durch die Haare über­sehen wir das meistens. Mehr Vorschläge siehe Bauhaus-Werkblätter sowie das letztes Jahr erschienene Übungs­buch original bau­haus (Hg. Nina Wie­de­meyer, Friederike Holländer, Link hier). Jetzt noch etwas bauhaus yoga, dann darf ich einen Aufsatz übersetzen.

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Illustration:
C.E. und Johannes Itten (Commons)

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