Freitag, 13. November 2020

COVIDiary (198)

Wie Dol­met­scher ar­bei­ten, können Sie hier mitlesen, denn hier bloggt eine Kon­fe­renz­dol­met­scherin. Mein Arbeits­platz war früher zu 80 Prozent das eigene Büro oder die Bibliothek, jetzt bin ich bei 98 Prozent. Der Weg in die Betriebsküche ist nicht weit.

Thema Lernposter. Die Küche hat einen Neuzugang: Ein Poster zu Vitaminen, Mi­ne­ra­lien in Obst und Gemüse, das perfekt unter den Schrank neben dem Herd passt. Ich liebe sol­che Lern­pos­ter und bedauere fast, dass es nicht auf Englisch ist.

Altbauküche ohne Normmöbel
Nicht, dass ich in dem Feld Anfän­gerin wäre, ich esse seit meinem 12. Lebens­jahr nur sel­ten bis kein Fleisch. Aber dieses Pla­kat hier hebt sogar auf vegane Er­nährung ab. Ich fin­de es hübsch. Ich esse nicht streng vegan, nur ei­ni­ge meiner re­gel­mä­ßi­gen Lo­gier­gäste, vor al­lem die Studen­ten aus Frankfurt und Essen, der Sohn von Freu­nden und seine Sü­ße. Intuitiv las­se ich seit einiger Zeit immer öf­ter Milch­produkte weg oder esse sie nur zwei Tage in der Woche oder so (bei Kä­se ma­che ich eine Ausnahme).
Ich möchte nicht erleben, wie es einer Verwandten von mir er­ging, im hohen Alter eine Lac­to­se­al­ler­gie entwickeln. (Wir Men­schen sind si­cher nicht geboren zum regel­mäßigen Ver­zehr von Produkten aus Drü­sen­se­kre­ten der Wie­der­käu­er.)

Wer seinen Lieben zum Jahres­ende etwas schicken möchte, bedenke: Unsere Re­gie­rung hilft vielen Menschen, die in der Pandemie nicht regelmäßig Geld ver­die­nen können. Dieses Geld stammt aus Steuern. Meine Kauf­empfehlung daher ist, die Big Player, die sich vor den Steuer­verpflich­tungen drücken, zu vermeiden. Also: Buy local.

Und dann finde ich im Webshop aus meiner Nachbarschaft, der mein Lernposter und andere Plakate mit den schönen Namen "Lebens­wurzeln" vertreibt, es gibt auch welche zu saiso­nalem Gemüse, Yoga, Meditation etc., eine englische Version meines Mineralienposters. Vorfreude!

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Foto:
C.E. (Die Lichtinstallation ist provisorisch)

6 Kommentare:

Voxy hat gesagt…

Der Satz: „Unsere Re­gie­rung hilft vielen Menschen, die in der Pandemie nicht regelmäßig Geld ver­die­nen können. Dieses Geld stammt aus Steuern“ ist (leider) komplett falsch. Die Corona-Hilfen werden mit sog. Fiat-Geld bezahlt. Das ist Geld, das die Regierung „einfach so“ aus der Not heraus druckt und verteilt, ohne dass dem irgendein Gegenwert gegenübersteht, denn anders wäre das viele Geld in so kurzer Zeit nicht zu beschaffen. Ähnliches hatte der Staat übrigens bereits vor ca. 100 Jahren angesichts der Großen Weltwirtschaftskrise gemacht. Wie das ausgegangen ist, in hinlänglich bekannt.

caro_berlin hat gesagt…

Fiatgeld, klar. Etliches kommt davon sicher auch über die Steuern, anderes kommt am Ende über Steuern wieder rein.
Sie winken mit der Weltwirtschaftskrise, verstanden.
Was wäre Ihrer Meinung nach die Alternative?

caro_berlin hat gesagt…

Bei jedem Haus- oder Wohnungskauf wird das Geld von der Bank "geschaffen", das die Käufer dann nach und nach abbezahlen. Unser Geld ist seit den frühen 1970-ern nicht mehr mit Gold oder Dollar gedeckt.

Voxy hat gesagt…

Das ist richtig. Das Problem an der jetzigen Situation ist, dass diese unglaublichen zusätzlichen Geldmengen in so kurzer Zeit nicht ohne Konsequenzen auf unser aller Leben bleiben können. Trotz der Wirtschaftskrise sind die Immobilienpreise munter weiter gestiegen. Unter anderem dort fließt das überschüssige Geld hin. Das nennt sich Inflation. Eine Lösung habe ich auch nicht. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Wirtschaft gar nicht erst so herunterzufahren, denn davon profitieren die GAFA ganz extrem und die kleinen Händler und Mittelständler leiden wie nie zuvor. Dabei sorgen Letztere doch für 80 % des Steueraufkommens in diesem Land! Und die Hilfspakete, die sie retten sollen, stammen wie gesagt keineswegs aus Steuergeldern. Das kann nicht mehr lange gutgehen :-(

caro_berlin hat gesagt…

Dass die GAFAM enorm profitieren, ist nichts Neues. Dass die aktuelle Situation das stark befördert, sehen alle. Die Sache laufen zu lassen war aber auch keine Option. Überforderte Krankenhäuser und Rehakliniken (Spätfolgen), Triage, Menschen, die lange arbeitsunfähig sind, andere, die sterben (auch junge und gesunde Menschen, siehe die Todesraten unter Ärztinnen und Pflegern) ... dann geht die Wirtschaft erst recht in die Knie.
Dass die Inflation im Immobilienbereich stattfindet, sehe ich auch, haben wir seit der letzten großen Krise, 2008. Und jetzt?

Vega hat gesagt…

Geld ist da, und ich meine hier nicht die aus dem Nichts geschaffenen Mittel. Es geht doch immer darum, wer wie hoch besteuert wird. Wir sollten diese Krise als Chance für mehr Gerechtigkeit nutzen. Dann müssen wir weder die Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts an die Wand malen noch andere Untergangsszenarien heraufbeschwören.

Der ungezügelte Kapitalismus ist doch nur eine große Schimäre, denn er zerstört in letzter Konsequenz die Lebensgrundlagen der menschlichen Spezies. Wann, wenn nicht jetzt, können die Staaten hier einigermaßen einheitlich vorgehen? Wann, wenn nicht jetzt, können die staatsübergreifenden Institutitionen die Forderungen aufgreifen, die diesbezüglich auf der Straße vor allem von den jungen Generationen gestellt werden?

Gruß, Bine