Montag, 25. Mai 2020

COVIDiariy (75)

Ob geplant oder zufällig, Sie sind auf den Sei­ten des ers­ten Dol­met­scher­­blogs Deutsch­lands aus dem Inneren der Dol­metscherkabine gelandet. In diesen Zeiten allerdings ruht das Büro. Eine Pandemie macht aus meinem Blog das eher private COVIDiary. 

Heute im fran­zö­si­schen Radio gehört (sinngemäß, Programm von Sonntag): "Die Weltwirtschaftskrise, die uns erwartet, wird schlim­mer werden als in die der 1920-er Jahre." Wo hat der Öko­nom, der das gesagt hat, seine Zah­len her?

Drei Damen im Büro mit Wasserwelle, Bubikopf und Palme
Büropflanzen und -ladies (1927)

Acht Wochen lang blieb die Hälfte der Welt­be­völ­kerung zuhause, gefolgt von mo­na­te­lan­gen Einschränkungen versus zwei Jahre Weltkrieg in so vielen Ländern in­klu­­sive physischer Zerstö­rung von Hand­­werks­be­trieben, Industrie, Land­wirtschaft sowie der Repara­tionen? OK, wir sind sehr viel mehr Men­schen als damals, die Industrien kreuz und quer viel stärker verflochten, das sind sicher wesentliche Faktoren. Und die Mensch­­heit ist auch um so viel "pro­duk­tiver" durch die Technik ge­wor­den! Es zählt in der Statistik eben auch alles mit, sogar die unnützesten Dinge, in Plastik eingeschweißte Einzelportionen von Ketchup zum Beispiel oder der Plastikkgriff mit den zwei gegabelten Ärmchen am Ende, zwischen den Zahn­sei­de ge­spannt ist. (Die Herstellung solchen Mülls gehört amtlich verboten, wenn Ihr mich fragt.)

Die Folgen der Krise wird die Ärmsten der Armen treffen, hier und anders­wo. Und doch sehe ich, dass solida­ri­sche Hilfe zur Selbst­hilfe an vielen Stellen klappt. Das mag über­ra­schen, passt es doch so gar nicht ins neoliberale Menschenbild von schillernden Solitären, die nur an sich denken. Anderes überrascht auch: Afrika steht epidemiologisch über­raschend gut da, voraus­gesetzt, die Infos stimmen. Die dort weiterver­breitete TB-Impfung könnte die COVID-19-Folgen abmildern, die Krank­heit abge­schwächt durch­laufen werden, stand in einem Text, bislang eine unbestätigte Hypothese. Mangels Geld ist (von und nach) dort die Rei­se­ge­schwin­dig­keit auch langsamer, was wiederum die Ausbreitung verlangsamt.

Was sicher stimmt: Auf­grund der Erfah­run­gen mit Ebo­la nehmen die Men­schen in Afrika die Sache ernster. Schon im Januar wurden in etlichen Ländern des Kon­ti­nents die ersten Schutzmaß­nahmen getroffen. Bleibt die Angst vieler dort nicht vor der Seuche, sondern vor Hunger und Arbeitslosigkeit.

Zurück in mein Dolmetscherbüro. Meine To-Do-Liste wird täglich länger, der Tag könnte 20 Arbeitsstunden haben. Der Fortbildung nächste Etappe, es geht weiter um digitales Dolmet­schen: Fern­dol­met­schen via Internet ist an­stren­gender, das wird auch hier gesagt, es sei etwa doppelt so ermüdend wie vor Ort und mit Kol­le­gen/Kollegin neben einem.

Der Grund ist, dass die Anzahl der Vorgänge, die parallel bzw. in schnellem Wech­sel geschehen, zunimmt. Die Kommunikation mit der „Ko-Kabine“ läuft über ein Interface mit Klick­fel­dern. Das, was wir sonst mit Körper­sprache und Blicken klären — Fehlt ein Wort? Kannst du mir bitte die Zahlen aufschreiben? Willst du wei­ter­ma­chen? —, läuft parallel über ein separates "Chatfenster", also Kom­mu­ni­ka­tion mit einer Zwischen­etappe, geschriebener Sprache. Sonst, in der Box, ver­stän­digen wir uns oft durch Blicke oder verstehen ohne hin­zusehen, allein durch kör­per­sprach­li­che Signale.

Ferndolmetschen wird uns durch die Corona­zeit hindurch begleiten. Meetings, Seminar­formate an verkürzten Arbeitstagen werden wir hinterher er­gän­zend zu normalen Einsätzen auch mit Verdol­metschung aus der Ferne an­bie­ten kön­­nen. Es entsteht ein neuer Markt. Außerdem werden wir wohl für Kurz­einsätze sel­tener reisen (fliegen, bahnfahren, auswärts nächtigen), was wiederum dem Na­tur­schutz­gedanken entspricht. Großes Abwägen.

So, weiter im Text. Ich vergleiche, mit welchen natürlichen Mitteln wir am besten schall­iso­lieren können, wobei der Faktor Gewicht auch berücksichtigt werden muss: Kork, Hanf, Kokos, Stroh oder was mir sonst über den Weg läuft. Ich ah­ne, dass Hanf und Kork die Liste anführen werden, Stroh nur unter Beigabe von ir­gend­wel­chen un­sym­pathischen Stoffen zu haben sein. Kokos habe ich als ziemlich schwer in Erin­ne­rung. So, nun Vorhang auf für einen Dolmetscharbeitsplatz der Zu­kunft, nach einem prägnanten Namen suchen wir noch:

Und wieder habe ich nur au­ßer­halb des engsten Umfelds meine Mit­menschen nur digital getroffen. Mir fehlt Büroalltag, zusam­men mit Zeitgenossen. Daher auch der Gedanke, die Small office Terpbox (Arbeitstitel, aktuell auf EN, das Ent­wick­lungs­team ist inter­national) und ihr Umfeld so zu gestalten, dass andere Kol­le­gin­nen und Kollegen aus dem Kiez immer mal wieder dort arbeiten können, denn wir sind ja auch viel für NGOs tätig, die sich nicht für viel Geld in Konferenzzentren einmieten können. NOTIZ AN MICH SELBST: Mein Wohn­schlaf­zimmer braucht einen Com­pu­ter­ar­beits­platz zum Lernen und Re­cher­chie­ren, der nicht als solcher ins Auge fällt.

______________________________  
Foto: eigenes Archiv, Entwurf: C.E.

Sonntag, 24. Mai 2020

COVIDiariy (74)

Hello, bon­jour und gu­ten Tag! Hier be­rich­te ich aus mei­nem Berufsleben als frei­be­ruf­liche Konferenzdolmetscherin für die französische Sprache. Vor Monaten wurde aus dem Arbeitstagebuch das eher private COVIDiary. Was macht deutsches Wochenende aus? Fußball und Kaffee und Kuchen.

Kaffeetafel mit Damen und Herren. Alte Frisuren und Kleider, Bank aus weißgestrichenem Holz, Stofftischdecke. (Kaffeetafel 1927)
Einst im Mai ...
Der nächste Lebensmensch ging gestern zum ersten Mal seit drei Monaten zum Fuß­ball­training, er war beim Abendessen selig. Sie hätten nur zu viert Pässe hin- und hergespielt, aber im­mer­hin das. Und an­schlie­ßend das Fußballerbierchen am Kiosk gezi­scht, mit Ab­stand na­tür­lich. Auch das klingt in mei­nen Ohren ziemlich gut.

Ich hatte in der Zwischenzeit erst weiter an meinem Ordnungssystem für die Fo­to­samm­lung gearbeitet, dann war ich für den Garten unterwegs und einkaufen. Neu­lich habe ich eine Pflanzspirale auf dem Gehweg ge­fun­den, Me­tall, klein­kind­hoch, was wird da wohl bald daran emporarbeiten, Efeu oder etwas, das blüht? Die Spi­ra­le hat einige Roststellen, also habe ich nach der Möglichkeit gesucht, einen an­ge­bro­che­nen Topf Metallfarbe zu übernehmen. Das hat geklappt, Voraussetzung waren 2,5 Kilometer Fußweg je Strecke, dafür kein Lebensmittelladen am We­ges­rand. Aber fürs Essen fehlte noch Salat, fürs Wochenende eine Zitrone, Yoghurt, Brot, Möh­ren.

Kaffeetafel mit Damen und Herren. Alte Frisuren und Kleider, Bank aus weißgestrichenem Holz, Stofftischdecke. (Kaffeetafel 1927, Originalbild)
Fröhliche Kaffeetafel mit Marlene Dietrich (1927)
Also bin ich für den Rückweg bzw. den Um­weg in einen Bus eingestiegen. Dort ist der Weg vom vorderen Eingang zum Fahr­gast­raum mit Plastik abgeklebt, der Fahrer sitzt vom Rest isoliert. Das hatte ich gelesen, aber noch nicht gesehen.
Alle Mitreisenden trugen eine Maske.

Nach nur zwei Stationen fing eine junge Frau an zu niesen, zu husten und zu schniefen. Böse, fragende und verzweifelte Blicke kreuzten einander. Der Bus hielt an einer Haltestelle.

Mich hat die Situation überfordert. Soll ich aussteigen? Sämtliche möglichen Krank­heits- und Elendsbilder blitzen vor meinem inneren Auge auf. Was, wenn es nur einfacher Schnupfen, die olle Virusgrippe oder eine allergische Reaktion ist? Darf ich sitzenbleiben? Ist das Risiko hoch für mich und meine Lieben? Ist die Gefahr abschätzbar? Ich wäge ab: Rechtzeitiges Essen auftischen versus dreier weiterer Kilometer Fußmarsch. Soll ich 2,25 Euro Fahrgeld einfach vergessen? Das ist eine Menge Geld vor allem im Hinblick darauf, dass wir Konferenzdolmetscher kaum noch Einsätze haben.

Das waren zu viele Fragen für die kurze Zeitspanne, in der die Türen geöffnet wa­ren. Der Bus fuhr wieder an. Weiter gingen fragende Blicke hin und her. An der nächsten Station stieg die junge Frau aus. Ihre Atemluft blieb im Bus zurück. Kurz bevor die Türen zugingen, bin auch ich ausgestiegen. (Und auch nachher nur noch zu Fuß gegangen. Das Tagesprogramm verschob sich. Der nächste Mitmensch hatte Verständnis.)

Im Bioladen stehe ich einige Zeit später in der Schlange, als mich eine Frau direkt anniest. Sie sagt: "Entschuldigung!", dreht sich zur Seite und niest erneut, dieses Mal direkt ins Gesicht eines anderen Kunden. Dann legt sie ihre Waren hastig ne­ben der Kasse ab und verlässt das Geschäft.

Keine leichte Zeit, für niemanden. Neue Berufsidee: Vielleicht sollte ich hübsche Blumen-T-Shirts gestalten mit dem mehrsprachigen Aufdruck: "Sorry, ich habe Heuschnupfen!"

Abends sehe ich dann entgeistert im TV, wie in ehemaliger „Fußballgott“ mit Mas­ke auf dem Mund gezeigt wird, die Nase ist nicht bedeckt. Dann den Koch eines niedersächsischen Restaurants, der sich im Grundton einer Beschwerde darüber äußert, dass man doch alles „vorschriftsmäßig“ befolgt habe als wäre völlig aus­ge­schlos­sen, dass es mehrere Infizierte gibt, wo auf einmal die 70 Menschen in Qua­ran­täne herkämen. Er trägt den Mund-Nase-Schutz wie einen Roll­kra­gen. Ein kur­zer Zwischenschnitt zeigt, wie der Ton aus der Ferne geangelt wird, aber trotz­dem. Angesichts der grassierenden Verschwörungstheorien und Het­ze­rei­en em­pfin­de ich das als fahrlässig.

Sonntag war Zeitung- und Buchlesen angesagt, Stecklinge schneiden, Haushalt, Buchrecherche, ein Spaziergang. Business as usual. Später zur vir­tu­el­len Kaf­fee­ta­fel mit Studienfreundinnen und -freunden. Die fand natürlich nur virtuell statt. Deshalb nehme ich als Illustration meiner Raum-Zeit-Reisen ein altes, nach­il­lus­trier­tes Foto von 1927. (Das Original ist besser.) Und immer kurz das Erschrecken: Wie nah die bei­ein­an­der­hocken!

                      Hofgarten mit Blüten                       Wildes Zäunchen für die Gartenregenwürmer 
______________________________
Fotos: C.E. / eigenes Archiv. Bilder in
einem eigenen Fenster laden = größer

Freitag, 22. Mai 2020

COVIDiary (72)

Bonjour, gu­ten Tag & hel­lo auf den Sei­ten des ers­ten deut­schen Dol­met­scher­blogs aus dem Inneren der Dol­metscherkabine. Gerade schreibe ich vom Büro aus, das seuchenbedingt brachliegt. Derzeit können wir unsere Kunden nicht persönlich treffen. Lösungen wie Dolmetschen via Internet aus der Ferne werden gerade er­probt.

Autos von oben, Balkon, Uferbäume
Hupender, stehender Autoverkehr
Dieser Tage führe ich viele Te­le­fon­ge­sprä­che mit Kunden, die sich die Sache mit dem Ferndolmetschen nicht vorstellen kön­nen. Sie haben aber schon grund­sätz­lich Mühen sich vorzustellen, wie wir über­haupt arbeiten, wie das klappen kann, zu­gleich zu hören und zu sprechen. (Wenn Sie mich fragen: Ich weiß das auch nicht. Ich mache es einfach.)

Unsere Arbeit ist Ergebnis jahre- bis jahr­zehn­te­lan­ger Aus­bil­dung, da geht es uns wie Tänzern, Anwältinnen, Sängern und Jongleurinnen. Damit nicht genug, der Be­griff lifelong learning stammt bestimmt von einer Dolmetscherin, denn das ist die Essenz unseres Alltags.

Manche Menschen, zum Beispiel Bäcker, mag das überraschen. Das Bäcke­rei­hand­werk blieb mit seinen Grundlagen und Gesten über Jahrhunderte stabil, nun gut, Technik kam hinzu, Ausbildungsordnungen, Verwaltungskram. Das tägliche Brot von Sprach­ar­bei­te­rin­nen entwickelt sich indes ständig weiter, es entstehen neue Begriffe und Zu­sam­men­hän­ge, neue Autoren treten auf die Bühne, Politikerinnen und Stars; Ti­tel, Theo­rien und Thesen dürfen wir kennenlernen und geistig ver­ar­bei­ten.

Die jetzige Herausforderung trifft uns Dolmetscherinnen und Dolmetscher also auch an unserer starken Seite. (So wie an der schwachen, da Kom­mu­ni­ka­tion im Kern aus Begegnungen besteht und die ja derzeit nicht direkt möglich sind.)

Sofern die Internetleitung sicher steht, alle ein Headset benutzen, regelmäßig die Stummtaste drücken, den Rednerinnen und Rednern nicht beim Vortragen die Pfer­de durchgehen und wir genügend Zeit und Material zur Vorbereitung be­kom­men, können wir auch via Internet dolmetschen. Wir entwickeln derzeit Schritt für Schritt alle Parameter dieses Settings weiter, werten alle bisher ge­mach­ten Er­fah­run­gen aus, berücksichtigen Hinweise der Berufsverbände, beraten Tech­nik­an­bie­ter, die uns unterstützen.

We’re paid for preparation, performance is for free. 80 Prozent unserer Zeit ver­brin­gen wir mit der Vorbereitung, das war schon immer so. Die Corona-Epidemie hat den Schnitt für Monate auf 90, 95, ... Prozent raufgesetzt.

Danke fürs Lesen dieser Zeilen und Mitdenken! Sie wissen jetzt selbst, dass wenn Ihnen jemand Dolmetschdienstleistungen mit dem Tenor: „Fünf Minuten nach der Kontaktaufnahme kann Ihre Dolmetscherin loslegen!“ anbietet, die Sache gewaltig hinkt, es sei denn, es geht um die Schadensfeststellung eines Autounfalls oder et­was in der Art.

Sprechen Sie uns an!

Vokabeln
Ferndolmetschen, aus der Ferne dolmetschen, von manchen als RSI bezeichnet, Re­mote Simultaneous Interpreting, auch Video Remote Interpreting (VRI) habe ich schon gehört, bezeichnet stets den Einsatz professioneller Dolmetscherinnen und Dolmetscher, die sich nicht an ein- und demselben Ort mit den zu Ver­dol­met­schen­den befinden.

Was sonst geschah: Heute saß ich selbst in digitalen Konferenzräumen, von mor­gens bis zum späten Abend. Dut­zende Wortarbeiterinnen haben ein­an­der fort­ge­bildet. Die Coronapause dient auch dazu. Tagsüber war Wo­chen­markt vor dem Haus und der erste Stau mit Hupkonzert seit einem knappen Vierteljahr. Wie be­fremd­lich das plötz­lich gewirkt hat!

______________________________
Foto: C.E.

Donnerstag, 21. Mai 2020

COVIDiary (71)

Ob geplant oder zufällig, Sie sind auf den Sei­ten des ers­ten Dol­met­scher­­blogs Deutsch­lands aus dem Inneren der Dol­metscherkabine gelandet. Die Umstände ma­chen aus meinem Blog aus dem Be­­rufsall­tag das eher private COVIDiary. Seit­dem gibt es hier auch schon mal Privatmeinung zu lesen; etwas, das im Dol­met­sch­all­tag sonst tabu ist. 

Heute ist Feiertag in Frankreich und Deutschland. Normalerweise weiß ich aus­wen­dig, in welchem Land Feiertag ist oder nicht, das bringt der normale Kom­mu­ni­ka­tions­fluss so mit sich.

Wasser, Himmel, viele Boote, manche aneinandergebunden
Am Landwehrkanal
Derzeit gibt es aber keine normale Kom­mu­ni­ka­tion, ich musste das erst nach­schla­gen. Im Büro ist es still. Im Juni wird es leer sein, die Hand­wer­ker kommen, es wird alles gemacht werden, von den Wän­den über Türen und Fenstern zu einem Arbeitsmöbel bis hin zu einer Spre­cher­box.
Am letzten Dienstag wurde ich parallel von sechs Kunden angeschrieben und -ge­ru­fen, das hatte ich seit der  Ab­sa­gewelle Ende Februar nicht. Das hat sich wie ein normaler Büroalltag angefühlt, huch! Leider ging es haupt­säch­lich darum, Se­minar- und Kon­fe­renz­ter­mi­ne von Som­mer und Herbst auf das erste Halbjahr 2021 zu verschieben. (Ob wir dann schon "durch" sein werden mit dem Virus?)

Daher ist heute mein Programm: Garten, gutes Essen kochen, lesen, Wäsche zu­sam­men­le­gen, abends den klassischen Kinofilmkanon weiter abarbeiten. OK, so privat war ich auf dem Blog bislang noch nie, ist halt COVIDiary. Programm mor­gen: Fortbildung.

Draußen war heute am Landwehrkanal eine große Party. Die Leute drängen sich auf engem Raum, sogar auf dem Kanal, den ich noch nie so voll gesehen habe. Normalerweise ist hier Abstandhalten kein Problem. Jetzt sorgen die Menschen für künstliche Nähe, indem sie Boote an­ein­an­der­kop­peln. Ich versteh‘s nicht. Das Vi­rus bleibt gefährlich. Die Lockerungen bedeuten, dass im Krisenfall Notfallbetten für sehr viele frei sind that‘s it.

Schutzgesten auf Französisch
Schutzgesten auf Deutsch



















Französische Freunde haben mir ein Merkblatt geschickt. In Frankreich, wo dem Virus bislang we­sent­lich mehr Menschenleben zum Opfer gefallen sind, gibt es andere Em­pfeh­lun­gen als in Deutschland. Als Fotoshop- und Übersetzungsfingerübung lasse ich die Schautafel mal reisen. Und das Gratis-Fotoshoppogramm www.pixlr.com verändert offenbar die Farben.

Vokabelnotiz
le postillon — auch: das Speicheltröpfchen

______________________________
Illustrationen: C.E. + www.stop-postillons.fr
Zum Vergößern bitte anklicken und/oder in
ein separates Fenster laden.

Mittwoch, 20. Mai 2020

COVIDiary (70)

Hallo und gu­ten Tag auf mei­nen Blog­seiten. Ich ar­bei­te seit 2005 in Pa­ris und Ber­lin als Kon­fe­renz­dol­met­sche­rin, früher auch oft als Über­set­ze­rin. (Was das un­ter­schei­det: siehe die Unter­zeile oben.) Derzeit schreibe ich vom Büro aus. Das Co­ro­na­virus macht aus meinem Blog aus dem Be­rufsall­tag das eher private COVIDiary.

Nein, arbeitslos bin ich nicht, ich habe nur derzeit weder Einkommen noch Auf­trä­ge in Aussicht. Anders als große börsennotierte Firmen, für die ich (noch?) nicht arbeite und die in­ter­net­af­fi­ner zu sein schei­nen, haben die mitt­le­ren und kleinen Unternehmen ihre eu­ro­päi­schen Be­triebs­ratssitzungen und sons­ti­ge Ver­samm­lungen in den Herbst ver­­scho­­ben, wenn nicht gleich auf Jahresanfang 2021. Bildungs- und De­le­ga­tions­reisen: aus­ge­setzt. Par­la­men­ta­ri­sche Be­geg­nun­gen: vertagt. Dreharbeiten, Fes­ti­vals, Kon­gre­sse, Mes­sen: abgesagt.

Leseecke: Sessel, Bücher, Licht
Leseecke
Trotzdem arbeite ich jeden Tag, trainiere meine grauen Zellen, bleibe auf dem Lau­fenden, so, wie Musikerin und Tänzer auch täglich trainieren. Wie sonst nach und vor meinen Tagen mit Einsätzen, studiere ich die Zeitung, schreibe Fach­be­grif­fe auf, nehme eine Themenlexik zur Hand, er­gän­ze. Ich höre Po­li­ti­ker­re­den zu, lese Bü­cher, schreibe meine Zu­sam­men­fas­sun­gen zu Themen.
Und ja, natürlich gehören auch Sport da­zu und gutes Essen, die Arbeit im Grü­nen, der Kontakt mit Familie und Freunden. Und ich helfe inzwischen drei Schülern via In­ter­net beim Lernen, nicht den ganzen Tag, nicht einmal täglich, aber doch re­gel­mä­ßig.

*** 

Das hat das Zeug zum Klassiker! Kanzlerin Merkel heute auf einer Pres­se­kon­fe­renz, als jemand bei einer Frage nachhakt: "Ich wollte das sagen, was ich gesagt habe. Ich habe meine Worte mit Bedacht gewählt. Alles andere warten wir erst­mal ab." Die Dolmetscherin, die im Kopf gedolmetscht hat — Je savais ce que je voulais dire et je l'ai dit. J'ai choisi mes mots avec précaution. Attendons la suite des évè­ne­ments. — freut sich.

Das geht in die Richtung von: "Eine hervorragende Frage. Gibt es weitere Fragen im Raum?" Auf FR: C'est une excellente question, je vous en félicite ! Y a-t-il d'au­tres questions dans la salle ? Auf EN: Good question, next question. (Die Un­ter­schie­de sind kulturell bedingt.)

Die Pressekonferenzen mit der Kanzlerin sind immer erfrischend rasch vorüber. Leider haben die derzeit in Berlin tätigen französischen Korrespondenten alle gute Deutschkenntnisse; vorbei die Zeiten, als ich da dolmetschen durfte. Nun, ir­gend­wann kommt auch wieder ein Wechsel.

***

In Treptow
Heute ist Weltbienentag. Vor einem Jahr hat mich der mir nächste Mitmensch zu den Bienenstöcken mit& shy;ge­nom­men, das war sehr ein­drucks­voll. Zuchtbienen haben es derzeit nicht leicht, Imker auch nicht. Ernsthaft bedroht sind in­des Wild­bie­nen und In­sek­ten. Der ak­tu­el­le Zu­stands­be­richt, gerade veröffentlicht, übersteigt die schlimmsten Befürchtungen.

Links: Bericht zur Lage der Natur, BMU, Mai 2020; "Insektenzusammenbruch", Spek­trum, aus dem Jahr 2018, Wie stoppen wir das Insektensterben?, Quarks, NDR, April 2020.

Als Hinterhofgärtnerin bilde ich mich in Naturthemen ständig fort, was mir als Dol­met­scherin zu Themen der Agrarökologie sehr hilfreich ist. Wären Mais und Kür­bis gekommen, hätten wir zu Demonstrationszwecken längst ein kleines Milpa-Hoch­beet hinter dem Haus.

*** 

Was sonst los war: Bücher sortieren, lesen, Kostenvoranschläge für Hand­wer­ker­tä­tig­kei­ten einholen, das Office wird saniert und umgestaltet. Abends eine Onlinekonferenz der französischen Auslands­com­mu­nity zum Thema "Nach Corona". Ich dolmetsche für mich halblaut mit. Im Fachjargon heißt das "stumme Kabine", dieses Mal nur ohne Kabine.

______________________________  
Fotos: C.E.

Dienstag, 19. Mai 2020

COVIDiary (69)

Hello, bon­jour und gu­ten Tag! Hier be­rich­te ich aus mei­nem Berufsleben als frei­be­ruf­liche Konferenzdolmetscherin, derzeit wegen Coronavirus in der Zwangs­pau­se. Daher führe ich hier mein eher privates COVIDiary.

Vor 100 Jahren: Tante Therese verbringt den Sommerurlaub auf Balkonien. Damals gab es an vielen Balkonen noch Markisen und Wandgestänge, auf denen Blu­men­töp­fe standen.

Kuchentafel, Blumen, Markise, Pflanzen
Sommer auf dem Balkon
In Zeiten, in denen wir uns expandiertes Po­ly­styrol (bekannt unter dem Markennamen Sty­ro­por) auf die Mauern kle­ben lassen müs­sen, um die Häuser zu isolieren, mit Gift ge­tränk­ten Brandbeschleuniger in fester Form, hinter de­nen es leicht zu Staunässe kommt, ist sowas an­zu­brin­gen ge­setz­lich strengs­tens untersagt, denn das wä­re ja ein Eingriff in die Fassade! Als wä­re das Überkleben von Klinkerriemchen, wie man­cher­orts gesehen, kein Eingriff!

Architekturkritik beiseite, vor 100 Jahren ver­brach­te also die liebe Tante Therese den Som­merulaub auf dem Balkon, siehe Foto. Damals war das Geld knapp. Die Über­le­ben­den von Weltkrieg und Spanischer Grippe waren in erster Linie froh, überlebt zu haben.

Auch mein Reiseziel wird heuer Balkonien sein. Damit bin ich nicht allein. Die ei­nen Nachbarn dürfen nur kurz in den Urlaub fahren, weil sie im me­di­zi­ni­schen Bereich arbeiten. Da wird nach eng­ma­schi­gem Dienstplan gereist, bitteschön, und in Pan­de­mie­be­reit­schaft geblieben. Die anderen haben in den letzten Wochen jeden dritten Tag einen Urlaubstag nehmen müssen, um die Kinder zu hüten bzw. zu unterrichten, damit der nächste Lebensmensch auch arbeiten konnte. Keine Ur­laubs­ta­ge mehr übrig!

Dann gibt es jene, die zwei Monate Kurzarbeit hinter sich haben, denen fehlt das Geld fürs Reisen. Der nächsten Gruppe auch, das sind die Solo-Selbständigen. Et­li­che haben in Berlin nicht gleich an den ersten Tagen um Hilfe nachgesucht, und der staatliche Fonds hat sie mit Bundesgeldern in Sachen Zahlungsverpflichtungen für die Monate April bis Juni gegenüber Gewerbemietern, Kredit- und Lea­sing­ge­bern rausgehauen, was toll ist! Die privaten Wohn- und Lebenshaltungskosten blieben indes Privatsache oder ein Fall für die Grund­si­che­rung (die et­li­che aus­schließt). Am Wochenende hat DER SPIEGEL darüber geschrieben.

Und ja, wir sind froh, die Verbreitung des Virus erstmal aufgehalten zu haben und gesund zu sein. Das war und ist ein gemeinschaftlicher Akt der Solidarität.

Sommer in Schwarz-Weiß
Wie derzeit in den Medien auf fast allen Ka­nä­len lautstark über die Möglichkeiten, Som­mer­ur­laub ma­chen zu können, debattiert wird, ist indes für viele eine Zumutung. Und ja, ich ver­ste­he, die Tourismusindustrie, Flug- und Bahn­ge­sell­schaf­ten üben Druck aus, da hängen Ar­beits­plätze dran. Ich denke in­des, dass Kul­tur­branche, Gesundheits­sektor, zehn Millionen Kurz­ar­beiter und heim­un­ter­rich­ten­de Eltern in der großen, großen Überzahl sind.

Wa­rum greifen sogar die öffentlich-rechtlichen Medien derart ungeniert die kaum kaschierte klien­tel­orien­tier­te Agenda der Politik auf? Und vor allem: Hat den Po­li­ti­kern noch immer nie­mand ver­mit­telt, wie sich die Coronakrise auf viele Men­schen aus­wirkt?

Ich habe Tante Therese nie kennengelernt, das Foto stammt vom Flohmarkt, nach­re­tu­schiert. Der Blog hier ist zum Teil autobiofiktional, denn ich kann und darf nicht 1:1 über meine beruflichen Erlebnisse berichten. Manche Neu­zu­sam­men­stel­lung der Umstände macht diese deutlicher beschreibbar. Ich bin mir nicht einmal sicher, wie genau, ob die Ahnfrau Therese 1920 in Berlin war. Aber Ihr wisst alle, was gemeint ist.


Berufliche Lage
— Im Mai bislang zwei halbe Arbeitstage (einer statt 12,5 ganzen Arbeitstage);
— Buchungen für Juni 2020 auf Januar und Februar 2021 verschoben;
— Buchung für September 2020 auf März 2021 verschoben;
— Es liegen keine weiteren Buchungen für 2020 vor.
______________________________  
Foto: eigenes Archiv

Freitag, 15. Mai 2020

COVIDiary (65)

Bonjour, hello und guten Tag! Hier bloggt im eine Spracharbeiterin zu Themen rund ums Dolmetschen und Übersetzen. Aufgrund der allgemeinen Lage wurde dieses Arbeitstagebuch allerdings zum COVIDiary. 

Vorfreude (Wandgesicht)
Gesehen in Kreuzberg
Sachte, ganz sachte stellt sich Vorfreude darauf ein, Familie und Freunde in ab­seh­ba­rer Zeit wiedersehen zu können, natür­lich vor­sichtig ge­plant und durchgeführt. Und immer vorbehaltlich weiter sinkender Infektionszahlen. 
Wir sind gewarnt. Unser Vater ist His­to­ri­ker, und sein erster Kommentar, als die Coronakrise über die Grenzen schwappte, war: "Lest nach, wie das mit der Spa­ni­schen Grippe war. Zwei Jahre wird's min­des­tens dauern."
Daher aus der Ferne mein Geburtstagsgruß an eine Angehörige! Zur Feier des Tages sto­ßen wir wir im kleinen Familienkreis auf sie an. Es gibt ihr Lieblingsessen und Kuchen zum Dessert.

Französischer Schokoladenkuchen — das Rezept habe ich ein wenig verändert. Hier die aktuelle Fassung:

200 g Bitterschokolade (ich nehme mind. 70 Volt und fair trade muss sie sein)
2 gehäufte EL Kochkakao
125 g Butter (ein halbes Päckchen)
40 g Puderzucker (oder normale Raffinade = 3 kaum gehäufte EL)
40 g Mehl = 4 gehäufte EL; derzeit nehme ich je zur Hälfte Kokosmehl und fe­ine Spei­se­stär­ke)
4 Eier Größe M aus dem besten Hühnerbetrieb (derzeit oft nur zwei Eigelb, weil die anderen in Spargel- und Artischockenzeiten in die Sauce hollandaise wandern)
2 gestrichene TL löslicher Kaffee ohne Koffein
Der Schalenabrieb einer halben ungespritzten Zitrone oder Orange (ein bis zwei TL)
1/5 Mokkalöffel Zimt, beim normalen TL sind das etwas mehr als zwei gute Löf­fel­spitzen

Ist der Kuchen für Kinder gedacht, die oft industriell (vor)gefertigte Lebensmittel verzehren, anfangs etwas mehr Zucker nehmen. Hier können übrigens auch "Ab­ge­wöh­nungs­ef­fek­te" entstehen und die Lütten lernen, dass weniger oft mehr ist.

Den Herd auf 180° C vorheizen und eine Form fetten, dann Schokolade und Butter im Stieltöpfchen schmelzen lassen (Wasserbad oder Unterlegscheibe aus Metall ver­hin­dert das Anbrennen).

Das Eiweiß mit einer Prise Salz zu Schnee schlagen. Mehl, Eigelb, Zucker, Zi­tro­nen­scha­le, Kaf­fee­pul­ver, Zimt zu kleinen Krümeln vermischen; nicht schlimm, wenn es mengenmäßig nicht aufgeht. Ei­schnee nochmal kurz schlagen. Das Schmelz­ma­te­rial zur Krümel­menge geben, schnell homogen rühren. Eischnee nachschlagen und be­hut­sam un­ter­he­ben, dann in die Form füllen. Je nach Massen­ver­teilung, die Kas­ten­form braucht länger als der schmalere Kranz, 30 bis 40 Minuten lang backen. Der Kuchen darf in der Mitte noch etwas glitschig sein, ist er doch eine Art ge­backener Mousse au chocolat.

Schokoladenkuchen und Glasglocke, Brechungen, Wohnzimmer, Kerzenleuchter, Kastenfenster, Pflanzen
Festtagskuchen
______________________________
Fotos: C.E. (z.T. Archiv)

Donnerstag, 14. Mai 2020

COVIDiary (64)

Hallo und gu­ten Tag auf mei­nen Blog­seiten. Ich ar­bei­te seit 2005 in Pa­ris und Berlin als Kon­fe­renz­dol­met­sche­rin, früher auch oft als Über­set­ze­rin. Für den Unterschied: siehe die Unter­zeile oben. Derzeit schreibe ich vom Büro aus. Das Coronavirus macht aus meinem Blog aus dem Be­rufsall­tag das eher private COVIDiary.  

Vor dem Café: Tisch und Stühle mit auf den Boden aufgeklebten Markierungen
Ein "Coronatisch" im Reuterkiez
Das eine Nachbarkind hat neuerdings an drei Tagen die Woche je drei Stunden "Prä­senzunterricht" in der Schule, das andere kommt insgesamt auf vier echte Schul­tage bis zum Beginn der Som­mer­fe­rien. Es hängt vom Alter der Lehrerschaft ab: Die Älteren,  im Durchschnitt weniger in­ter­net­af­fin als die jün­ge­ren, sind we­ni­ger prä­sent als On­line­leh­rer.

Wenn die Älteren Aufgaben verteilen, dann eher per Mail. Onlineunterricht, Re­cher­che­auf­ga­ben oder Übungen, bei denen die Schülerinnen und Schüler ganze Webseiten bauen, Inhalt schreiben, mit Quellenangaben versehen, mit Zeich­nun­gen und Fotos ergänzen, vielleicht sogar einen kurzen Film dazu drehen und ver­to­nen, solche komplexen Übungen kommen eher von den jüngeren Lehr­kräf­ten, die jetzt auch die ersten sind, die wieder vor den Kleingruppen stehen (es werden im Wech­sel nur Tei­le der Klas­sen un­ter­rich­tet).

Das andere Nachbarkind hat Pech gehabt. Seine Lehrerinnen und Lehrer sind im Al­ter der eigenen Großeltern, während der Neunstunden-die-Woche-Schüler von Men­schen seiner Elterngeneration unterrichtet wird.

Das Leben ist per se nicht gerecht. Die einen werden in eine bildungsoptimistische Familie hineingeboren, bei den anderen dominieren andere Themen, die Ler­nen und Weiterentwicklung nicht erleichtern. In keinem europäischen Land ist der berufliche Erfolg so sehr mit der Herkunft verknüpft, wie in Deutschland. Hier setzt der Bildungsauftrag der Gesellschaft ein. Das Engagement von Eltern kann in diesen Wochen niemand ersetzen; was ist aber, wenn sich die Eltern gar nicht en­ga­gie­ren? Hier versagt der Bildungsauftrag in unserem Land ein zweites Mal.

Die Bildungsmisere ist nicht neu. Viele Bildungseinrichtungen leiden an Ver­knö­che­rung und an „Das haben wir schon immer so gemacht!“ Junge und alte innovative Kräfte wurden zu lange ausgebremst, Reformen verschoben, Analysen dessen, was bewährt ist und was sich anderswo bewährt hat, vermieden.

In England geht die Schule jeden Morgen deutlich später los als in Deutschland. Das betont Nachbarkind Lucie, deren Mutter Britin ist. Sie findet die Coronazeit toll, weil sie später anfangen kann mit dem Lernen. Sie lernt auch sehr eigenständig; ihre Oma, Lehrerin im Ruhestand, lebt in Cornwall und liebt die Computerei, sie ist ihr eine große Stütze. Lucie und ihr Dad betonen, was für ein Glücksfall das alles sei. QED, was zu beweisen war.

Kinder lernen, wie sie atmen. So viel läuft in Deutschland schief, so viel ist zu tun. Wir brauchen (als rohstoffarmes Land) eine massive Bewegung, Bildungsrepublik 2025 oder etwas in dieser Art, eine Reform, die jetzt anfängt und alle Le­bens­be­rei­che durchdringt, spielerische Projekte, die sexy sind auch die Älteren anregen.

Dann sind da noch Franz und Emil. Den kleinen Emil habe ich neulich vor dem Spielplatz kennengelernt, als er einen Hund belehrt hat, dass er nicht auf den Geh­weg kacken dürfe. Der Hundehalter hat sich daraufhin "plötzlich" um die Hinterlassenschaft gekümmert. Ich zu dem Knaben, als Köter und Herrchen weg waren: "Schade, dass der Hund nicht geantwortet hat!" Daraufhin Franz, sechs Jahre: "Wir sprechen immer mit den Hunden. Die Erwachsenen wollen nicht, dass ihnen Kinder sagen, was zu tun ist." Bäng! Franz und Emils Eltern sind Deutsche der 2. Generation, sie haben türkische Nachnamen, sind im Einzelhandel tätig, schrauben an Computern. Franz geht auf eine Privatschule und lernt Geige. Noch Fragen?

In der Bäckereiwarteschlange, Max, dreieinhalb Jahre alt: „Mama, ein Co­ro­na­tisch!“

______________________________  
Foto: C.E.