Fungizide, Pestizide, biologisch, chemisch und hormonell wirksam |
Dabei kommen immer mehr Substanzen zum Einsatz mit mehr Wirkstoffen, als noch vor einigen Jahrzehnten. Über die Industrie, die das herstellt, hat unlängst "Plusminus" berichtet. Erschreckend, dass in den letzten Jahren die eingesetzt Mengen nocheinmal erhöht worden sind. Allein 100.000 Tonnen Pestizide sollen es laut Landwirtschaftsministerium jedes Jahr in Deutschland auf deutsche Felder, Obst- und Gemüsepflanzungen und Weinberge aus. Laut Plusminus seien die Nettoinlandsumsätze allein im Bereich „Pflanzenschutzmittel“ binnen weniger Jahre um 30 % gestiegen, von 1,25 Mrd. € (2010) auf 1,6 Mrd. € (2014) (Quelle: Industrieverband Agrar).
Dabei weiß man gar nicht bis ins letzte Detail, wie diese Substanzen, von denen viel in den Lebensmitteln bleibt, wirken. Die Giftstoffe haben jeweils alle ihre Obergrenzen. Aber wer sich auch nur ein wenig an den Chemieunterricht aus Schulzeiten erinnert, weiß noch, dass viele Substanzen sich im Zusammenspiel nicht aufaddieren, sondern einander in der Wirkung potenzieren oder andere Wirkungen blockieren können. In Frankreich ist Parkinson als Berufskrankheit bei Landwirten inzwischen anerkannt. Wir erleben den größten Freilandversuch aller Zeiten, die Labormäuse dieser Cocktails sind wir Menschen.
Wenn ich für die Arbeit unterwegs bin oder die Küche Pause hat, esse ich auch industriell hergestellte Nahrungsmittel. In den Tagen oder Wochen der Vor- und Nachbereitung kann ich besser steuern, was ich zu mir nehme. Mein heutiges Mittagessen, regional und chemiefrei: Kartoffeln, Wildkräutersalat und Spiegelei aus der Region, dazu vom Gärtnereibetrieb eingelegtes Sauerkraut, mit sächsischen Äpfeln aus eigener Produktion veredelt (Danke, Heiner, fürs Schleppen!), mit Leinöl aus dem Spreewald und zum Abschmecken Gemüsebrühe, Senfsaat und Kümmel aus dem Biosegment, da allein weiß ich nicht genau, wo’s herkommt. Handelsüblichem Senf ist Zucker beigemischt (oder, schlimmer, künstliche Süßungsmittel), derlei vermeide ich.
Bei meiner Ernährung reduziere ich damit nicht nur Industrieprodukte, sondern auch Schadstoffe (in Wasser und Böden wird sicher noch einiges übrig bleiben). Außerdem ist das ganze kulinarisch einfach ein Unterschied. Wäre mir der Umweltkram egal, ich würde allein aus Genussgründen diese Art von regionaler, einfacher, aromatischer Küche wählen.
Meine Art zu würzen ist anders. Ich habe allein vier unterschiedliche Pfeffer in Gebrauch und kaufe diverse Saaten wie Senf und Rucola, die entweder auf der heimischen Fensterbank zu Sprossen heranwachsen dürfen, oder aber ich werfe davon etwas als Gewürz zusammen mit grobem Salz in meinen Mörser, fertig ist die eigene Mischung. Die feinen Aromen, die beim Zerkleinern freigesetzt werden, ätherische Öle, landen im Salz oder vorab in der Nase. Wer sich sowas als Fertigmischung kauft, erhält nur abgestandenen Abklatsch.
Vokabelnotiz
Mein Wildkäutersalat besteht übrigens überwiegend aus dem, was die industrielle Landwirschaft als "Unkräuter" bezeichnet. Ein Unwort par excellence. "Beikräuter" höre ich als Begriff im Biolandbau.
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Film: das Erste.de / Plusminus: Fast
kein Obst und Gemüse ohne Chemie