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Jetzt muss ich meine Stammapotheke wechseln. Und zwar die in Berlin, nicht irgendwo in Frankreich, wie das Foto vermuten lässt.
Ich bin von französischsprachigen Menschen umgeben, sogar in Neukölln. Etliche haben eine dunklere Hautfarbe. Sie oder ihre Eltern kommen aus Afrika, Haiti, Frankreich — oder aus Unna.
Wir hatten gerade das Haus verlassen um spazieren zu gehen, da zog sich ein Besuchsgast am eigenen Autoschlüssel, der plötzlich an einer Stelle einen scharfkantigen Grat aufwies, eine kleine Verletzung zu. Wir strebten also die nächstgelegene Apotheke an, um eine akute Verletzung zu versorgen. Schon die Art und Weise, wie dieser Freund angeschaut wurde (und dann ich), verschlug mir den Atem. Widerwillig wurde uns dann eine Packung Pflaster verkauft, und Desinfektionsspray sei gerade "aus", beschied man uns. Es fiel kein Wort, alles lag in Blicken und Gesten, aber die Botschaft war klar. Hatte ich schon erwähnt, dass dieser Freund keinen weißen Teint hat?
Ein Düsseldorfer Strafverteidiger beschrieb eine weitaus heftigere Parallelszene: Mitte April, ein Mann wirft abends einen Umschlag in den Briefkasten des Bundesverfassungsgerichts. Er wird daraufhin von einem Polizisten angesprochen, der wissen will, was er da eingeworfen habe. Der Einwerfende soll darauf geantwortet haben: "Das geht Sie nichts an." Wenig später findet er sich am Boden in Handschellen wieder. Der Einwerfende ist Jurist, er hat dunkle Hautfarbe.
Zurück in die Apotheke. Mir reichen Blicke und Gesten. Hätte ich mir den Finger angeritzt, der Apotheker hätte mir (wie bereits einmal geschehen) höchstpersönlich aus dem "Hausapothekenbestand" seines Unternehmens etwas auf die Wunde gesprayt und mir ein Pflaster geschenkt. Zu den bösen Blicken kam die totale Abwesenheit jeglicher Hilfsbereitschaft.
In Frankreich heißt das einzige, dessen sich dieser Freund und der Jurist schuldig gemacht haben, un délit de sale gueule, ein Schmutzige-Fresse-Delikt.
Ein anderer Kumpel, er stammt aus Unna, ist Professor und hat den hellen Teint seiner nordfranzösischen Mutter, fährt immer mit einem besonders großen Zeitpuffer zum Flughafen. Denn jedes Mal wird er besonders genau überprüft. Seinen Namen würde man eher dem arabischen Raum zuordnen. Leider hilft seit nine eleven nicht mehr, wenn er einfach drauflosredet, wobei sein Ruhrpottdeutsch schon sehr gut kommt.
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Foto: C.E. (Archiv)
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