Dienstag, 27. März 2012

touchy

Bienvenue auf der Seite einer Dolmetscherin und Übersetzerin. Französisch ist meine zweite Arbeitssprache, Englisch meine "passive" Sprache. Hier erhalten Sie Einblicke in unseren Alltag. Höchste Zeit für ein kleines Geständnis: Manchmal verstehen sich selbst Dolmetscher ein- und derselben Muttersprache nicht.

"Der ist so ... taschi!", sagt eine Kollegin über einen höheren Angestellten einer Behörde, der manchmal Aufträge vergibt. Da zwischen ihrem "so" und dem "tatschi" eine ziemliche Pause liegt und sie sich beim Sprechen am Ende schüttelt, verstehe ich "hatschi".

— Gesundheit!
— Danke, wofür?
— Ja, ich weiß, man sagt nicht mehr "Gesundheit", weil es den anderen daran erinnert, politisch unkorrekt das eine oder andere Virchen verstreut zu haben ...
— Tierchen?
— Geschenkt! Müssen keine Viren, können auch Bakterien gewesen sein.

Jetzt lachen wir beide, denn als geübte Dolmetscherinnen "spulen" wir das Gehörte oft im Kopf sogar beim Sprechen "zurück", das ist ein Teil unserer "Berufs(ver)bildung". Und dass wir uns eben auf mehreren Ebenen missverstanden hatten, ist beiden klar.

Nächste Eigenschaft von Dolmetschern, die irgendwann zu einem Teil des Charakters wird: Wir gehen den Dingen und Worten auf den Grund. "Er ist touchy", das Wort klingt nicht ganz so böse wie "er ist ein Grapscher" und steht für: "er muss einen die ganze Zeit anfassen" ... Es gibt Menschen nicht nur im Süden Europas, bei denen ist das kein Sexismus, sondern Teil der Kommunikation. Trotzdem sind solche schnell grenzwertigen Situationen im Arbeitsleben nicht immer einfach.

Aber sagen die Briten dazu auch "touchy"? In mir höre ich ein lautes "nein" und wir schlagen nach. Wir haben zwar kein Wörterbuch dabei, aber ein internetfähiges |Handy| Mobiltelefon, und hier finden wir bei OWAD das:

"OWAD" steht für one word a day und ist die Seite von Paul Smith, über die Interessierte täglich ein neues englisches Wort in die Mailbox kriegen können, ergänzt durch drei Bedeutungsmöglichkeiten sowie Erklärungen.

Lerntipp! Und das mit manchem schrägen Moment bei der Auftragsvergabe, das ist wirklich ein touchy subject.

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Illustration: OWAD

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Genau so! "Wir 'spulen' das Gehörte oft im Kopf sogar beim Sprechen 'zurück'" ... das ist für unsere Mitmenschen manchmal ein Fitzelchen schwierig zu ertragen, weil wir uns oft wörtlich an das Gesprochene erinnern ... ;-) und dann gerne so vieles einfach besser wissen ...!

Joyeses Pâques ! Pessach Sameach!

Anne (de S.)

caro_berlin hat gesagt…

Euch auch!