Sonntag, 6. Februar 2011

Dolmetscherbashing

Noch heute, mehr als ein Jahr nach dem peinlichen Vorfall in der Semperoper, verlaufen sich wöchentlich Leser auf meinen Blog, die etwas über LaToya Jacksons Dolmetscher erfahren wollen. Der Zunft der Mediendolmetscher hat der inzwischen 'Prominente' einen Bärendienst erwiesen.

Cordula Stratmann
Samstag bin ich bei meiner besten Freundin und untertitle noch rasch für die Berlinale was fertig (ich mag nicht mehr allein im Büro sitzen, schon gar nicht an einem Samstagabend in den Ferien, die mir derzeit irgendwie von Arbeit kaputtgemacht werden!); Madame sieht ein bisschen (um mitreden zu können und weil wir auf Minchen warten) die "Goldene Kamera" und erzählt dabei von einer Berlinale-Vorab-Teampremiere, auf der sie gerade gewesen war; der Mini (mein Patensohn) wuselt uns zwischen den Beinen hindurch und mag partout nicht ins Bett.

Auf der Leinwand — wir sehen TV im Heimkino — hält Cordula Stratmann gerade (k)eine Rede auf den besten Nachwuchsdarsteller und lästert über Bustierkleider der Galagäste ab, nein, die sähen sowas von daneben aus, außer bei Renée Zellweger natürlich (die gerade eine Goldene Kamera bekommen hatte).

Renée Zellweger
Dann sagte Stratmann, sie hoffe jetzt schwer, dass man Zellweger ihre Worte gerade nicht übersetze, aber der Übersetzer würde ohnehin wahrscheinlich wieder nicht mitkommen ...
Frau Z. schaut peinlich betreten nach unten: doch, der Rückkanal hat funktioniert.

Später gibt noch John Travolta augenzwinkernd vermutlich den Großteil der deutschen Worte und Halbsätze zum Besten, die er als Kind in der Schule bei "Frauw Schworz" gelernt hat, der Dolmetscher hat Pause.

Am Morgen drauf, wir sitzen gerade gemütlich beim Frühstück, macht es 'Pling' im Briefkasten. Die erste Nachricht des Tages macht mich darauf aufmerksam, dass Dolmetscherbashing (mit falscher Berufsbezeichnung) auch in der Presse en vogue ist.

Aus Spiegel online: Gut möglich, dass die Stars abends in L.A. beim Bierchen zusammensitzen und sich gegenseitig fragen: Musstest du auch schon nach Deutschland, um dir einen dieser Verlegerpreise abzuholen? Dann geben die alten Hasen den Neulingen ein paar Tipps: Sag was Nettes über Berlin; lächle immer freundlich, auch wenn der Moderator Kauderwelsch redet und der Übersetzer aufgegeben hat; und vor allem, sag ein paar Worte auf Deutsch: "Ich bin glücklich und stolz hier zu sein."

No comment.

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Fotos: C. Elias
Danke, OHE, für den Spiegel-Hinweis!

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