Freitag, 10. Oktober 2008

Alpha-Zustand

Freitagnacht, kurz vor Mitternacht. Ich sehe aus dem Fenster des Taxis, draußen Warteschlangen, Lachen, Partystimmung, Baustellen, Straßenlaternen. Ich kommme aus der Berliner Filmpremiere von "Willkommen bei den Schtis". Zuvor, den ganzen Nachmittag lang, fanden bis in den früheren Abend Interviews statt. Ich als Dolmetscherin immer aktiv. Zwischendurch französischsprachige Journalisten (überraschend viele, wo kommen die plötzlich alle her?), da hab ich Pause, sitze oft stand by und souffliere fehlendes Vokabular. Jetzt schaue ich aus dem Fenster, nehme die Menschenmassen als Bewegung, Klänge und Erinnerung an etwas wahr, das ich auch kenne. Ich fixiere nichts und alles. Es ist wie der lange entspannte Blick in den Kamin: Der Kopf schaltet auf flow, die Hirnwellen legen ein anderes Muster vor als eben gerade. Erinnerung und Gegenwart schieben sich ineinander. Habe ich heute auf einem Balkon gestanden und über den Film "Waltz with Bashir" gesprochen oder war das neulich mal? War der rote Teppich nicht total ausgeblichen oder lag es am Licht. Und wie lautet Moritz' Sonnenfrage? Das war das Arte-Quiz: "Nennen Sie uns ihren letzten Erfolg!" Dany Boon: "Nicht 20,5 Millionen Kinozuschauer, sondern trotz dieses Wunders auf dem Teppich geblieben zu sein." Dann fällt mir ein Wort ein, scheinbar aus dem Kontext gerissen, es ist das Wort "Minensucher" - war das vorhin oder ist das ein Traumrest aus der vergangenen Nacht? Es war von Minensuchern die Rede, das Wort Teil irgendeiner längeren, in sich abgeschlossenen Episode, es kann auch ein Witz gewesen sein, von Logos auf Patronenhülsen, von Rache ... Und erst nach einigem Nachdenken weiß ich, dass es kein Restbild meiner Traumwelt war, sondern Teile des Plots des neuen Films von Jean-Pierre Jeunet, in dem Dany mitspielt und von dem er erzählt hatte.

Auch das andere war alles heute - bzw. inzwischen gestern. Und gleich geht es weiter, Samstag, nach 11.00 Uhr. Oder morgen. Morgen ist, wenn ich geschlafen hab.

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