Montag, 13. Oktober 2008

Dolmetscherhilfe

Cannes, Palais des festivals. Ich bin auf der MIP, der weltgrößten Messe für audiovisuelle Programme, und folge einer Konferenz über "converging media". Ein Japaner hält einen Vortrag, er hat seinen Text auf das Rednerpult gelegt und liest ab; es ist schwer verständlich. Zur inhaltlichen Weiterbildung gesellt sich hier das Einhören in verschiedene Aussprachemöglichkeiten des Englischen. Dazu gibt es Filmbeispiele.

Aber der Techniker im hinteren Raumteil kommt nicht mit den DVDs zurecht, auf die die Beispielfilme aufgezeichnet sind. Aus unbekannten Gründen kann er die Nummerierung der Scheiben nicht lesen (Sind sie mit japanischen Buchstaben statt mit Ziffern markiert? Ist es im Technikbereich zu dunkel?)

Der erste Film hat einen Fehlstart, dann kommt auch noch der Ton später, hat er auch noch den falschen Regler erwischt? Noch mutmaßt im Saal niemand. Beim zweiten Film braucht der Techniker zwei Anläufe, dann erst hat er den richtigen Film eingelegt. Beim dritten ist es wieder die falsche DVD. Der Japaner am Rednerpult bleibt gelassen. "Please be so kind and take the other one!", sagt er in verschiedenen Variationen mit sanfter Stimme ins Mikro, denn jetzt kommt nochmal der allererste Film. Abbruch. Dann tut sich erstmal nichts. Dann geht das Saallicht aus, Bilder erscheinen, das Pulblikum kennt sie schon (Film zwo), auf den Techniker wirken sie vor lauter Schreck offenbar wie neue Sequenzen, "no, this is not the good film, could you please take the other one!" sagt der Japaner fast flüsternd ins Dunkel.

Da wird es einem Amerikaner zu bunt. "The other one!" ruft er kurzangebunden und mit sehr lautem Organ aus der Saalmitte. Plötzlich klappt's.

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