Nach dem Dolmetscheinsatz: Le verre de l'amitié - wir trinken auf die Freundschaft. Alle sind müde vom langen Tag. Es gibt Häppchen. Häppchenweise kommen auch Gespräche in Gang.
Ich bin wortkarg. Einer fragt uns Dolmetscher, wie viel wir nach dem Einsatz noch vom Gesagten wissen. Sehr wenig, sagt der Kabinenkollege. In wieweit denn der Intellekt beteiligt sei, hakt der Publikumsgast nach. Oder ob nicht vielmehr sowas wie das Unterbewusstsein arbeiten würde, ob die Verdolmetschung nicht quasi aus dem Rückenmark kommen würde (sort pour l'ainsi dire de la moelle osseuse). Ich suche keine Antwort, sondern nach der Übersetzung. Ja, das könne man so sagen, befindet der Kollege aus der Dolmetscherkabine weiter, wir dürften ja auch nicht darüber nachdenken, was wir da machen. Alle Konzentration gelte dem Übertragen der Inhalte vom einen ins andere Sprach-/Kultur-/Referenzsystem (die Komplexität dieser Antwort war ein Echo auf das Veranstaltungsthema), da bleibe keine Energie, um Informationen zu verankern oder zu hinterfragen.
Ich hole mir noch einen O-Saft. Die Freiheit der Dolmetscher nach dem Einsatz besteht im Weggehen und Weghören. Alle Glieder sind schwer. Ich brauch' nicht einmal den schönen Sancerre dazu, der gereicht wird. Ich muss eh' schauen, wie ich heil zu meinem Kopfkissen komme. Nach sechs Stunden Einsatz fürchte ich um mein Reaktionsvermögen im Straßenverkehr. Noch ein Häppchen bevor ich gehe, aber nur Feststoffliches, keinen small talk , bitte. So sehr mir das Thema sonst am Herzen liegt ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen