Das Jahr rast auf sein Ende zu. Derzeit bin ich ziemlich sauer. Unsere glorreiche Hausverwaltung bekommt seit vielen Wochen die Reparatur unserer Gastherme nicht in den Griff, die hier die Heizkörper und das Wasser wärmt.
Keksbaggern |
Nun stelle ich mir vor, wie sie in der Verwaltung mitten in der Sommerhitze darüber nachgedacht haben, ob's doch eher 'nen milden Winter gibt, ob Subventionen für zeitgemäße Heiztechnik abgegriffen werden können oder ein Wunder passiert. Bei der Therme ist das Ausdehnungsgefäß defekt, das die Herstellerfirma Junker anscheinend nicht nachliefern kann.
Was hilft: In der Küche sitzen, kochen und backen. Noch nie in meinem Leben war ich so eine Küchenfee. Das kalte Arbeitszimmer, das ich gerne aufräumen würde, muss warten. Also liegen auf dem Schreibtisch gerade: Buchhaltung, Vorbereitung eines Einsatzes Anfang Januar und vielleicht noch eines zweiten vor Weihnachten, Kostenvoranschläge Berlinale. Es geht um allgemeine Politik, den Kurzfilmtag am 21.12. und diverse Filmsachen, die noch auf Papier sind.
Aber mein bisschen Frösteln ist nichts gegen die Weltlage. Ich denke an die Menschen in der Ukraine, in Israel und den Palästinensersiedlungen oder in Flüchtlingslagern, in Syrien und den Hungergebieten Afrikas.
Gestern war mit Assads Sturz und Flucht wieder ein historischer Tag, nur ist bislang komplett unklar, wohin die Reise geht: Welches Regime wird dort die Macht übernehmen? Drohen nicht andere kriegerische Zustände oder eine islamistische Regierung, die Mädchen- und Frauenrechte, ja grundsätzlich Menschenrechte einschränkt?
Ich bin erschüttert und finde es verwerflich, dass der erste Gedanke der sogenannten christlichen Parteien dieses Landes im Wahlk(r)ampf die laut medial verbreitete Idee zu sein scheint, die in den letzten Jahren zu uns Geflüchteten möglichst subito in ihr Herkunftsland zurückzuschicken, in Gegenden, die zum Teil Kriegswüsten sind, mitten im Winter, in ein Land mit verminten Feldern und vielerorts zerstörten Häusern, in eine alte Heimat, die in manchen Gegenden leicht atomar verstrahlt ist, die Russen haben panzerbrechende Uranmunition genutzt.
Das Grundrecht auf Asyl muss unverrückbar dastehen, auch und gerade in Zeiten, in denen die A*Deppen den Stammtisch beherrschen. Wir sollten eher daran arbeiten, den Stammtisch wieder von der Wahlurne zu trennen, das sind unterschiedliche Sphären, wir alle dürfen mosern, meckern, maulen und haben daneben die zivile Verantwortung des Wählens ... und eigentlich auch anderer aktiver Teilnahme am Gemeinwesen!
Heute bin ich froh, dass die Familie, die ich nach 2015 als Integrationshelferin begleitet habe, die französischsprachigen Syrer, sich hier so gut eingelebt haben.
P.S.: Fast 5800 Ärztinnen und Ärzte aus Syrien praktizieren derzeit in Deutschland, und Krankenhäuser warnen davor, dass sie zurückkehren könnten. Ergänzung: Diese Zahl trifft auf Fachleute wie Samira zu, also mit deutscher Staatsbürgerschaft. Es wird davon ausgegangen, dass es weitere 15.000 bis 20.000 syrische Ärztinnen und Ärzte in Deutschland gibt, die keinen deutschen Pass haben.
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Foto: Clara from AUSTRIA (Wikicommons)
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