Samstag, 5. Dezember 2020

COVIDiary (213)

Will­kom­men im digi­talen Arbeits­ta­ge­buch aus der Welt der Über­setzer und Dol­met­scher. Die meis­ten von uns sind selb­stän­dig, sie ar­beiten selbst und ständig. In der Co­ro­na­zeit ist alles anders.

Optische Täuschung

Heute blicke ich ausnahms­weise auf das Gu­te an Corona, denn Seelen­hygiene ist wich­tig: Voraus­gesetzt, ich mache so weiter, werde ich Anfang August 2021 die stolze Zahl von 1872 Kilo­meter binnen Jahresfrist zu Fuß gegangen sein. Das ist mehr als die Strecke von meiner Wohnung ans andere Ende Frankreichs, in den Badeort Saint-Jean-de-Luz an der Atlantik­küste, kurz vor der iberischen Halbinsel. (Bis dahin sind es nur 1700 Kilometer.)

Mein corona­warn­app­taug­li­ches Bürohandy informiert mich täglich über die zu Fuß zurückgelegten Kilometer (inklusive Anzahl der erklommenen Stockwerke). Für viele We­ge hätte ich früher die öffentlichen Ver­kehrs­mit­tel genutzt. 

Jetzt plane ich Besorgungen anders. Oft wandere ich aus Lichtgründen in der Mitte des Tages, selten am Abend. Und ich habe festgestellt, dass die sieben bis zwölf Kilometer, die ich zweimal die Woche als kleine Trainings­höhe­punkte zu­rück­le­ge, mich inzwischen kaum noch ermüden.

Kreuzberg im Abendlicht
Meistens walke ich, manchmal spaziere und gelegentlich jogge ich. Dabei höre ich oft Podcasts auf Englisch und Franzö­sisch. Und bei manchem Blick in den Hinterhof habe ich spontan das Gefühl, in Paris zu sein.

Abends, und dies ist mein Link der Woche, auf Arte "Vom Schreiben und Denken. Die Saga der Schrift" gesehen. Wunderbar! Vor allem für uns Sprach­menschen, die wir (als Dolmet­scherinnen) viel mit Symbolen zu tun haben: Wie Hiero­glyphen erst als ein Rebus benutzt wurden und wie ihre Verkürzung als Beitrag von Mi­granten, die nach ihrer Ankunft langsam die Lan­des­­sprache lernen mussten, die Er­fin­dung der Buch­staben war, das ist ultraspannend!

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Fotos: C.E.

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