Willkommen bei meinem Blog aus der Arbeitswelt. Wie Dolmetscher und Übersetzer arbeiten, ist oft nicht gut bekannt. Seit die Pandemie ausgebrochen ist, hat sich unsere Arbeit verändert. Dolmetscherkabinen waren gestern.
Dolmetscharbeitsplatz mit Catering |
Beim Onlinedolmetschen hat sich inzwischen einiges an Routine eingestellt. Wir arbeiten weiter an der Verbesserung der Akustik, testen unterschiedliche Mikrofone und Kopfhörer, auch für das technische Datenblatt, das wir unseren Kundinnen und Kunden zur Verfügung stellen. Ein Sprung nach vorn kam bereits durch die Anbindung des Rechners ans Internet durch ein Ethernet-Kabel.
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Schönen guten Tag zurück im Zeitalter der Stolperfallen! Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, wie das Kabel auf dem Boden zu fixieren ist, ohne was aufs Parkett kleben zu müssen. Noch ein Punkt auf der To-Do-Liste.
Es gibt Technikfirmen, die Konferenzinterfaces anbieten, die expressis verbis für uns Dolmetscherinnen gemacht sind. Sie bieten extra Chatfenster für unsereinen, für die Anbahnung und Durchführung der Staffelstabübergabe beispielsweise, zum Reinhören, was die Kollegin macht: Vor allem muss ich sicher sein, dass es bei ihr technisch klappt, sonst werde ich nervös! Aber auch für die Konsistenz des Outputs ist dieses Reinhören wichtig, damit sich niemand irritiert zeigen muss, weil zum Beispiel, wenn verschiedene Synonyme zur Auswahl stehen, ständig die Begrifflichkeit wechselt.
(Die männlichen Kollegen sind in diesem Absatz mitgemeint.)
Wichtig
ist bei längeren Events auch, eine Springerin/einen Springer dabei zu haben. Immer wieder mal wackelt eine Leitung. Kollegin Selma war aus Istanbul besser zu hören, als aus Kreuzberg (sagt eine, die in Neukölln in Blickweite lebt). Am Morgen war ihre Stimme ungetrübt glockenhell, gegen Mittag traten Artefakte auf. Die Tagung ging schon in die Zielgerade, wir hatten gerade im 15-Minuten-Turnus gewechselt, da gab's kein Zögern: "Gib' her das Mikro, Kollegin, ich mach länger!"
Ihr Mikroknistern war allerdings nichts im Gegensatz zur vortragenden Denkmalpflegerin, die schon eingangs gesagt hatte: "Um 11.45 Uhr kommt der Klavierstimmer! Als wir den Termin ausgemacht haben, war die Sitzung doch noch als Präsenzveranstaltung geplant."
Der Klavierstimmer ist pünktlich. Unangekündigt steht dann auch der Geiger des Grauens unter meinem Fenster, der Mann, der in drei Takten von La vie en rose zu The Sounds of Silence kommen kann. Mit seinem schrägen Lächeln macht er trotz erwiesener Talentlosigkeit jeden Markttag einen offenbar zu großen Umsatz, als dass er darauf verzichten möchte. Was für eine Kakophonie in meinen Ohren! Und ist der Wechsel für die geneigte Zuhörerschaft jetzt wirklich eine Verbesserung? Die Kollegin kann ich nicht fragen, die dürfte sich geistig schon ausgeklinkt haben, vor allem müsste ich parallel zum Dolmetschen einen komplexeren Sachverhalt erklären. Ist mein Mikrofon gut genug, dass es die Fiedelei nicht mitnimmt? Schnell ziehe ich ins Gartenzimmer um ... während ich dolmetsche. Dort höre ich das penetrante Quietschen eines Schlagbohrers! Zurück ins Arbeitszimmer!
Projekt für 2021: Endlich die Dolmetschbox bauen, die eigene Dolmetscherkabine, deren Bau im Frühjahr schon geplant wurde, was allerdings mangels Mittel verschoben werden musste. (Die Bundespolitik und ihre sogenannten Hilfen für uns Selbständige, ein Trauerspiel!)
Später, ich höre Radio: Warum greifen Geheimdienste via Hacker die Labore an, die Impfstoffe gegen die ollen Coronaviren entwickeln? Könnte mir das bitte mal jemand erklären?
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Foto: C.E.
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