Montag, 30. November 2020

COVIDiary (209)

Herzlich will­kom­men! Hier bloggt ei­ne Dol­met­sche­rin. Was Konferenzdolmetscher und Übersetzer machen, wie sie arbeiten, wie sie leben, ist hier seit 2007 re­gel­mä­ßig Thema. Dabei beobachte auch ich die Sprache sehr genau. Ich bin damit nicht allein.

Im Eingangsbereich des Marktes

Das ist das Wort des Jah­res, keine Überraschung: "Corona-Pandemie". Noch nie soll ein Be­griff die Auswahl in einem sol­chen Ausmaß dominiert ha­ben, heißt es. 

Zweit- und Drittplatziert sind "Lockdown" und "Ver­schwö­rungs­er­zäh­lung". Die Ge­sell­schaft für deutsche Spra­che bildet die jeweiligen Zeit­läufte ab. Mich würde interessieren, auf wel­chem Platz "Maske" lag.

Zum Jah­re­sende gibt es im Büro noch etwas zu tun. Das beru­higt mich sehr, nicht alle Mo­na­te waren dieses Jahr so. Auf dem Schreib­tisch: Schulden­krise und Gesell­schaf­ter­ver­trag (Über­setzungen), Jugend­arbeit (Dol­metsch­vor­be­rei­tung). Wir ar­bei­ten! Es steht nur wenig an, aber wir sind aktiv, gesund und munter.

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Foto: C.E.

Sonntag, 29. November 2020

COVIDiary (208)

Was Dol­met­scher und Über­setzer umtreibt (und Dol­met­sche­rin­nen und Über­set­ze­rin­nen), können Sie hier mitlesen. 

Müde Frau mit Maske im Laden einer Bäckereikette
Beim Bäcker: Licht am Horizont
Dabei beschreibe ich auch, wie Corona un­se­ren Alltag verändert. Hier kommt das rasche Sonn­tags­bild.

Täglich gehe oder jogge ich im Schnitt fünf Kilometer. Auch das hilft mir durch die Kri­se. Hiermit lassen sich bequem Strecken messen (Link).

Bewegung hilft auch gegen Co­ro­na­mü­dig­keit, Maskenmüdigkeit, Pan­de­mie­müdigkeit. Alles neue Wörter, die wir vor einigen Jah­ren noch nicht kannten. Durchhalten, lautet die Parole.


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Foto:
C.E.

Samstag, 28. November 2020

COVIDiary (207)

Bonjour und guten Tag! Hier bloggt ei­ne Dol­met­sche­rin. Was Kon­fe­renz­dol­met­scher und Über­setzer machen, und na­tür­lich auch wir Frau­en im Be­ruf, wie sie bzw. wir arbeiten, ist hier seit Mitte der Nuller Jahre re­gel­mä­ßig Gegen­stand in Form von kleinen Epi­soden aus dem Alltag. Derzeit ist alles im Umbruch.

Einer von drei Biedermeierstühlen
Erbgestühl (derzeit in der Werkstatt)
"Tetris für Erwachsene" sagt einer meiner Brüder zum gekonnten Einräumen einer Spülmaschine. Wir spielen das jetzt on a large scale, in großem Maßstab, in der Wohnung. 

Einige Jahre lang gab es im hinteren Zim­mer eine stille Mitbewohnerin, Claire, die ihre Sachen für sechs Monate bei mir ein­ge­lagert hatte und anschließend ihren Hausstand reduzieren wollte. Bei einem Stipendium, ein Austauschprogramm für Berufstätige, lernte sie am letzten Tag, ge­nauer: bei ihrem "Ausstand" in einem Bü­ro­ge­bäu­de mit vielen Aus­lands­kor­res­pon­den­ten, ihren Liebsten kennen. Sie lebt inzwischen mit ihm und drei Kindern in Washington. 

Ihre Schwester Laurence kam anschließend regelmäßig vorbei. Sie hat den Raum wie ein Hotelzimner genutzt. (Bett, Stuhl, Tisch, Ablage waren aufgebaut und funktionstüchtig.) Wichtige Dinge aus dem Besitz ihrer Schwester hat sie dabei peu à peu mitgenommen. Mit ihr wollten wir 2020 die letzten Sachen aussortieren. Dann kam Corona. "Die letzten Sachen" ist noch eine ganze Menge. Es ist hohe Zeit, dass aus dieser Bude wieder ein gemütliches Zimmer wird.

Stehlampe (musste gehen)
Mein Vater ist letzten Sommer gestorben, jetzt habe ich einige Biedermeiermöbel mehr, die noch in der Werkstatt stehen und bald kommen. Um Platz zu schaffen, habe ich bereits das eine und das andere aus meinem in Jahr­zehn­ten angesammelten Bestand verkauft. Dazu habe ich die Vorzüge von Ebay-Kleinanzeigen kennengelernt. (In Zeiten pandemieverringerter Umsätze ist das eine gute Sache.)

Die Wohnung neben meiner stand länger leer, da wird bald Mary mit ihrer Tochter Emily einziehen, zwei Bereits-schon-Nach­ba­rin­nen, die bislang Sabines Wohnung im Hinterhaus bewohnt haben, die ih­rer­seits nach vier Jahren aus der Schweiz zu­rück­kehrt. 

Für die Grafikerin Mary, die aus Australien stammt, war es wichtig, im Kiez zu bleiben, denn sie kümmert sich in gemeinsamer Elternschaft mit Emilys Vater Tom um das Kind. Er wohnt auch in der Gegend.

Echte Neuankömmlinge werden John und Barbara sein. Sie sollen am "Boxing day" herkommen, das ist der 2. Weihnachtstag. Die beiden Übersetzerkollegen fliehen vor dem Brexit und der schlechten medizinischen Versorgung in London.

Claire grüßt aus Washington und schreibt: "Verschenke, was Du nicht brauchen kannst." Mary, die künftige Wohnungsnachbarin, ist seit vielen Jahren in Deutsch­land. Sie hat immer möbliert gewohnt. Soviel zum Tetris. Was meine Aussie-Ladies (die Australierinnen) von Claires Sachen fürs Erste oder dauerhaft gebrauchen kön­nen, wird schlappe 30 Meter weiterziehen. Mich freut das sehr, es ist so prak­tisch!

Das waren jetzt viele Namen! Wer das gelesen hat, darf jetzt ohne im Text zu­rück­zu­springen aus der Erinnnerung auf die Frage antworten: Wie hieß mein Vater mit Vornamen? Die Auflösung kommt am Ende.

Das Prinzip des Erhaltens und Ziehenlassens ist wie das Wachsen und Vergehen im Jahreslauf ein Grundprinzip des Lebens. Ich bin die Älteste einer kinderreichen Fa­milie, mich tröstet dieses Setting. Wer heute ganz allein lebt, hat es schwerer als an­dere, ebenso Menschen, die in konfliktreichen Beziehungen zu jenen stehen, mit denen sie Raum und Zeit teilen. Für meine Zeitgenossen bin ich dankbar. Un­ser Mö­bel­te­tris in Zeiten der Pandemie ist auch eine Chiffre für die Sterblichkeit der Menschen. Die Gegenstände überleben uns alle. Sie gehören uns nicht, wir ge­hö­ren vielleicht ihnen ... et encore ... nicht einmal das ist sicher.

Und den Namen meines Vaters hatte ich oben gerade gar nicht genannt. Im Fa­mi­lien­kreis nannten wir ihn in der Kurzform für Heinrich: Heiner.

Klappsekretär (musste gehen)

Weitere Quellen für Gebrauchtmöbel: BSR-Tausch- und Verschenkmarkt. Eher trashig ist der Hallentrödel in der Arena, in der sich manchmal aber auch gute Schnäppchen machen lassen.

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Fotos:
C.E.
Die meisten Namen habe ich geändert.

Freitag, 27. November 2020

COVIDiary (206)

Herzlich will­kom­men! Hier bloggt ei­ne Dol­met­sche­rin. Was Konferenzdolmetscher und Übersetzer machen, wie sie arbeiten, wie sie leben, ist hier seit 2007 re­gel­mä­ßig Thema. Corona hat auch in meiner Branche alles bös durch­ein­an­der­ge­wir­belt, das Jahr 2020 auch sonst einiges verbockt. Mit viel En­ga­ge­ment und Phan­tasie halte ich dagegen.

Links grün, rechts rot, in der Mitte gefaltet: Beide Hälften sind zeitgleich mit wenigen Strichen entstanden
"Simultanzeichnung"

In unserer Krisenzeit ist es ne­ben einer festen Ta­ges­struk­tur wichtig, sich regel­mäßig etwas Gutes zu tun, feste Ter­mine mit sich selbst fest­zu­le­gen, bei de­nen es oft auch nur um Ge­nuss­vol­les geht. 

Ich ge­nie­­ße das Lesen von Bü­chern, ich mag Kunst, Autoren­le­sun­gen, gute Filme, aber auch Se­mi­nare, an denen ich teil­neh­me und die mich vor neue Her­aus­­for­derungen stellen.

Damit meine Bildschirmzeit nicht durch die Decke geht, entzerre ich die Arbeits- und Freizeittermine online. Auch gemütliches Zusammensitzen mit Freunden und Familie wird in den nächsten Monaten zum Großteil mit Interface stattfinden müs­sen. Ich besetze also die sonst mit "Beruf" belegten Känäle positiv, nutze jetzt mein privates Tablet nun auch für Onlineevents.

Gestern Abend durfte ich meinen Namen in Spiegelschrift schreiben, dann auf dem Kopf stehend, dann die Spiegelschrift auf dem Kopf stehend, dann habe ich ge­klebt, geschnitten, geschoben, beobachtet und skizziert.

Das Berliner Bauhaus-Archiv veranstaltet derzeit seine museumspädagogischen Events und etliches mehr online. Das Team war für Corona bestens gerüstet, denn aufgrund von Bauarbeiten war der Schritt ins Netz schon länger geplant. Gestern hatte ich das Ver­gnügen und die Ehre, an einer dreistün­digen Einfüh­rung zum Vor­kurs im Bau­haus Weimar (später Dessau) teilnehmen zu dürfen.

Farbkreis
Entwickelt 1921
Mit dem Bau­haus habe ich mich schon als Ju­gend­­li­che auseinandergesetzt, ein zwie­späl­tiger Kunstl­ehrer (fachlich toll, menschlich höchst frag­würdig) hat früh Grund­lagen ge­legt. Johannes Itten und seine Farb­ku­gel zum Beispiel war genauso Stoff wie eine wunderbar kritische Einfüh­rung in Ar­chi­tek­tur­ge­schich­te, die bis in die Ge­gen­wart führte. 

Mein Vater hatte damals von einer Dienstreise einen Reprint einer Publikation über den Vorkurs mitgebracht, so dass ich in meiner kargen Frei­zeit etliche Übungen dieser künstleri­schen Grund­la­gen­ar­beit gemacht habe.
Gestern abend habe ich mein Gehirn erneut herausgefordert, und zwar, das lässt sich ahnen, mit Farben.

Das Frauenbild oben entstand simultan mit zwei Buntstiften. Ich hab wieder mal vergessen, dass die Augen ten­denziell in der Mitte des Kopfes sitzen, durch die Haare über­sehen wir das meistens. Mehr Vorschläge siehe Bauhaus-Werkblätter sowie das letztes Jahr erschienene Übungs­buch original bau­haus (Hg. Nina Wie­de­meyer, Friederike Holländer, Link hier). Jetzt noch etwas bauhaus yoga, dann darf ich einen Aufsatz übersetzen.

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Illustration:
C.E. und Johannes Itten (Commons)

Dienstag, 24. November 2020

COVIDiary (205)

Herzlich will­kom­men! Hier bloggt ei­ne Dol­met­sche­rin. Meine Sprachkenntnisse (Französisch, Englisch) trainiere ich täglich, sogar während der Coronapandemie, in der ich Zeit fürs Auf- und Umräumen habe. Dabei berge ich Schätze.

Bei der groben Durchsicht eines alten Notizblocks, auf dem noch einige Seiten frei waren, ich fand ihn in einer selten genutzten Hand­tasche, fallen mir die al­ler­ers­ten Notizen ins Auge. Ich hatte sie gemacht, als ich in einem Münchener Luxus­ho­tel auf einen Einsatz gewartet habe. Das war vor anderthalb Jahren — in einem an­de­ren Lebens­ab­schnitt.

Beim Dolmetschen ist Systematik nützlich
Ich weiß noch wie gestern, wie ich damals der Begleit­person eines VIP erklärt habe, wie wir arbeiten. Wir müssten, sagte ich damals, hochkon­zentriert sein und gleich­zei­tig locker­lassen. Das Gegen­über strahlte und meine, dass dies als Rezept für gelin­gendes Leben taugen würde. Darauf­hin habe ich mir die Formulierung auf­ge­schrie­ben, wohl wissend, dass ich sie nach dem an­ste­hen­den Dolmetsch­ein­satz vergessen haben würde.
Genauso geschah es dann, daher heute die­ser Nachtrag. Und ja, ich sehe mein "Alt­pa­pier" durch. Das Wichtige kringele ich ein und markiere die Seite mit einem fet­ten Eselsohr, meist um für später sel­te­ne Vo­ka­beln oder Über­setzungs­trou­vail­len zu si­chern.

Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz. Sogar in Zeiten von Corona.

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Foto: C.E.

Montag, 23. November 2020

COVIDiary (204)

Will­kom­men auf meinen Blog­seiten aus der Arbeitswelt. Wie Dol­metscher und Übersetzer ar­beiten, ist oft nicht gut bekannt. Seit die Pan­demie aus­ge­brochen ist, hat sich unsere Arbeit verändert. Konferenzdolmetscher ohne Konferenz sind wie Fische ohne Wasser. Das gilt auch für Dolmetscherinnen.

Grafik: ERROR auf dem Sichtfeld eines Taschenrechners
Da stimmt was nicht
Was unbrauchbar ist:

⊗ Telefonwerbung. "Herzlichen Glückwunsch, Sie sind unser Gewinner ...!" trö­tet eine zwangs­fröh­liche Fanfa­ren­stim­me "vom Tonband" und knallt mir heftig ins Ohr. Kam solcher Te­le­fon­spam früher auch so oft vor? Oder krie­ge ich das erst seit der Co­ro­na­krise mit? Und warum ma­chen die das über­haupt, wir stehen doch auf der Ro­bin­son­liste?

⊗ Ein Schornsteinfeger, der ständig meine "Feu­­er­­stät­ten" anschauen will, obwohl die Therme vor kurzem profes­sionell gereinigt wurde und alle anderen Feuerstätten vor 25 Jahren still­ge­legt wor­den sind. Der Ter­mine nicht ab­spricht, sondern erteilt ... und der mich immer in Qua­­ran­­täne heimzusuchen wünscht.

⊗ Marketing­post, die mir Beratung in Sachen Inklusion anbietet und betont, wie ge­eig­net ihr Programm, das von den Corona­hilfs­geldern mit 4000 Euro ohne Ei­gen­be­tei­li­gung gefördert wird, sich doch für Frauen eigne. Klar, mehr als die hal­be Welt muss in die Min­der­hei­ten­­ge­sell­schaft inkludiert werden, komplett richtig. In­klu­­sion hatte ich immer anders verstan­den. Hier klingt es so wie "Frauen und an­de­re Be­hin­der­te".

⊗ Ret­tungs­pro­gram­me, die offenbar vor allem Konzerne, Beratungsfirmen und Steu­er­be­ra­ter fördert, und bei Dolmetscherinnen, die oft für regierungsamtliche Stellen ar­bei­ten, abwinkt mit der Begrün­dung, dass deren Auftraggeber ja nicht pan­de­mie­be­dingt geschlossen worden seien. Hm, die Ministerien wissen selbst, wel­che Freiberufler sie sonst über welche Projekte beschäftigen und dass da gerade nichts läuft. Oder ist die haus­interne Kom­mu­nikation dermaßen schlecht?

⊗ Ret­tungs­pro­gram­me, in denen die kleinen Wörtchen "Umsatz" und "Gewinn" nicht un­ter­schieden wird. Moment, das ist doch Stoff jeder achten Klas­se einer höheren Handels­schule mit Real­­ab­­schluss oder so? Hausinterne Kom­mu­ni­kation, die Zweite: Warum hat das nie­mand ver­hindert? Und bleibt es dabei, oder werden wir als Ge­sell­schaft die plan­mä­ßi­ge Fehl­al­lo­kation von Hilfsgeldern zulassen, nur damit ir­gend­ein Po­li­tik­mensch sein Gesicht nicht verliert?

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Foto:
Archiv (2008)

Samstag, 14. November 2020

COVIDiary (199)

Will­kom­men auf den Sei­ten ei­nes vir­tu­el­len Ar­beits­ta­ge­buchs aus der Spra­chen­welt. Ich bin Französischdolmetscherin und -übersetzerin. Hier denke ich über unsere Berufswelt nach und berichte von besonderen Momenten. Es ist Samstag: Link der Woche! 

Wer schreibt, bleibt
Die eine Kundin kennt den fran­zö­si­schen Begriff vi­sio­con­fé­ren­ce für Vi­deo­kon­fe­renz, sogar die Abkürzung la visio, faire une visio. Dann bemüht sie sich um ein­fa­che­re Sprache, jagt den Text durch www.DeepL.com und sendet es wie immer dem anderen Kun­den. Wir hatten schon schöne Miss­ver­ständ­nis­se damit. Seitdem verfolge ich auf­merk­sam das Mail­post­ge­sche­hen der Firmen.

Gestern schrieb sie den Satz, in dem sie eine "Visio" vorschlägt, in einer Mail. Sie verwandte den französischen Begriff. In einem deutschen Satz machte das System allerdings faire une visite daraus, einen Besuch ab­stat­ten. Der Angesprochene da­rauf­hin, pikiert: sie wisse doch, dass derlei mit Corona nicht möglich sei ...

Oder der da: Etwas war unklar, der Franzose schreibt als Antwort, da müsse man im PC nach­se­hen. Gegenstand ist ein Bau­vor­haben, er verweist auf den permis de cons­truire, den Bauantrag. Sie liest PC wie Computer, denkt, der andere würde wohl das In­ter­net meinen und schreibt enerviert etwas wie: "Das steht nun gerade nicht im Internet. Wenn ich es per Suchmaschine finden würde, hätte ich nicht gefragt!"

Um die Verwirrung zu erhöhen, hat die Über­set­ze­rin, die Klar­heit in die Lage ge­bracht und einen beginnenden Streit deeskaliert hat, noch eine wei­tere Bedeutung von PC mit­­ge­­lie­fert: poli­ti­cal cor­rect. EDIT: Das Kür­zel "PC" wurde in­zwi­schen pro­jekt­in­tern zur Chiff­re für mögliche Fehl­über­set­zung.

Seitdem lese ich alles mit und sende dann weiter per Fwd [relu CE]: darauf folgt der Betreff, oder [CE korr]. Für sowas ist DeepL durch­aus brauch­bar. Es ist ein Werk­zeug und das sagt schon alles: Das Werkzeug allein macht die Arbeit nicht, es braucht einen Men­schen, der/die damit umzugehen versteht.

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Foto:
C.E.

Freitag, 13. November 2020

COVIDiary (198)

Wie Dol­met­scher ar­bei­ten, können Sie hier mitlesen, denn hier bloggt eine Kon­fe­renz­dol­met­scherin. Mein Arbeits­platz war früher zu 80 Prozent das eigene Büro oder die Bibliothek, jetzt bin ich bei 98 Prozent. Der Weg in die Betriebsküche ist nicht weit.

Thema Lernposter. Die Küche hat einen Neuzugang: Ein Poster zu Vitaminen, Mi­ne­ra­lien in Obst und Gemüse, das perfekt unter den Schrank neben dem Herd passt. Ich liebe sol­che Lern­pos­ter und bedauere fast, dass es nicht auf Englisch ist.

Altbauküche ohne Normmöbel
Nicht, dass ich in dem Feld Anfän­gerin wäre, ich esse seit meinem 12. Lebens­jahr nur sel­ten bis kein Fleisch. Aber dieses Pla­kat hier hebt sogar auf vegane Er­nährung ab. Ich fin­de es hübsch. Ich esse nicht streng vegan, nur ei­ni­ge meiner re­gel­mä­ßi­gen Lo­gier­gäste, vor al­lem die Studen­ten aus Frankfurt und Essen, der Sohn von Freu­nden und seine Sü­ße. Intuitiv las­se ich seit einiger Zeit immer öf­ter Milch­produkte weg oder esse sie nur zwei Tage in der Woche oder so (bei Kä­se ma­che ich eine Ausnahme).
Ich möchte nicht erleben, wie es einer Verwandten von mir er­ging, im hohen Alter eine Lac­to­se­al­ler­gie entwickeln. (Wir Men­schen sind si­cher nicht geboren zum regel­mäßigen Ver­zehr von Produkten aus Drü­sen­se­kre­ten der Wie­der­käu­er.)

Wer seinen Lieben zum Jahres­ende etwas schicken möchte, bedenke: Unsere Re­gie­rung hilft vielen Menschen, die in der Pandemie nicht regelmäßig Geld ver­die­nen können. Dieses Geld stammt aus Steuern. Meine Kauf­empfehlung daher ist, die Big Player, die sich vor den Steuer­verpflich­tungen drücken, zu vermeiden. Also: Buy local.

Und dann finde ich im Webshop aus meiner Nachbarschaft, der mein Lernposter und andere Plakate mit den schönen Namen "Lebens­wurzeln" vertreibt, es gibt auch welche zu saiso­nalem Gemüse, Yoga, Meditation etc., eine englische Version meines Mineralienposters. Vorfreude!

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Foto:
C.E. (Die Lichtinstallation ist provisorisch)

Mittwoch, 11. November 2020

COVIDiary (197)

Bon­jour, gu­ten Tag & hel­lo auf den Sei­ten des ers­ten deut­schen Dol­met­scher­blogs aus dem Inneren der Dol­metscherkabine, allerdings derzeit aus dem eigenen Büro.

November: Monat mit viel elektrisch Licht

Manchmal verschlägt mir der­zeit die grassierende Dumm­heit in der Welt die Spra­che, und das will was heißen bei einer Dolmetscherin. Auch strengt an, dass immer wie­der Menschen Regeln er­fin­den, ohne Rück­spra­che mit den Betroffenen zu nehmen.

Derzeit habe ich zwar Licht auf dem Tisch, al­ler­dings keine Geis­tes­blitze. Tröstlich: Die Dankbarkeit für das Schöne. 

Ich bin dankbar für Arrangements wie dem hier, freue mich über die sexiness of the mix von Dingen, die unsereiner bei der Spracharbeit mal hier, mal dort ein­sam­melt. Da landen dann Farbpigmente aus der Wüste Sahara im kind­ge­töp­fer­ten Schälchen aus Berlin, die Schere in Eiffelturmform aus Ostfrankreich im Stiftköcher aus Kanada (dessen Punkte die gleiche Farbe haben wie die Schale), der Kopf (ursprünglich aus England) neben dem Tacker aus der DDR in der Nach­wen­de­zeit, wobei: Der Tacker erweist sich bei näherem Hinsehen "made in Germany". Ein besonderes Westprodukt ist das Lineal.

Statt als Dolmetscherin mit Delegationen durch die Gegend zu ziehen, reise ich weiterhin durch meine Wohnung. Vieles ist/wird/bleibt abgesagt.

Vier historische Events in einem Bild
Vieles ist/wird/bleibt abgesagt. Das schmerzt. Es kann sein, dass ich nicht einmal die Novemberhilfe bekomme. Die Regierung hat sich schon schwer da­für feiern lassen, dass sie endlich auch den Solo-Selbständigen helfen möchte. Es scheinen indes wohl nur Firmen ge­meint, die aktuell schlie­ßen mussten — sowie deren Zu­lie­fe­rer.
Ich arbeite ja für viele, die offiziell gar nicht geschlossen sind, re­gie­rungs­amt­li­che Stellen, Einrichtungen des di­plo­ma­ti­schen und wis­sen­schaft­li­chen Lebens. Da kann ich überhaupt nicht nach­wei­sen, dass meine Un­ter­be­schäf­ti­gung zu 80 Prozent auf "Schließungen" zurück­zu­füh­ren ist. Und ja, die Durch­füh­rungs­be­auf­trag­ten neh­men die Re­ge­lun­gen re­gel­mä­ßig wörtlich.

Wenn dann noch Politiker von "Lockdown light" sprechen und die Schließungen mit den Worten anpreisen, man solle doch die "Entschleunigung" bitteschön genießen, als würden sie 14 Tage Gratisaufenhalt in einem Kurhotel anpreisen, dann em­pfin­de ich das nach längerem Nachdenken freundlich gesprochen bestenfalls als Hohn. Für alles weitere fehlen mir die Worte.

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Fotos: C.E.

Dienstag, 10. November 2020

COVIDiary (196)

Herzlich willkommen! Hier be­rich­te ich normalerweise aus mei­nem Berufsleben als frei­be­ruf­liche Konferenzdolmetscherin für die französische Sprache. Das Ar­beits­ta­ge­buch wurde zum COVIDiary.

Holzköpfe von Hut- oder Perrückenmachern
Kopfhörer, Mikrofon, No­tiz­block und Wör­ter­buch werden oft sym­bol­haft für un­se­ren Beruf ge­nutzt. Das Co­rona­vi­rus hat zwei wei­te­re Kopf­hörer in mei­nen Haus­halt ge­bracht, und nun staut sich da, wo sonst der ein pri­vat ge­nutz­ter Kopf­hörer lag, Ma­terie mit Kabe­lage und lässt es unor­dentlich aus­sehen.

Wie also sowas aufräumen? Die Illustration hier oben nimmt die Lösung vor­weg. 

Beruflich nutze ich zwei Kopfhörer: Einen mit leichten Ohrpolstern und Mikrofon, der auch zu auswärtigen Kabineneinsätzen in einem sogenannten Dol­metsch­zen­trum mitdarf; er hat eine schön feste Hülle, die stoßempfindlich ist. Die gehörte ursprünglich dem Kopfhörer zur Rauschreduzierung mit dicken, die Ohrmuscheln umschließenden Polstern, den ich für meine kompletten akustischen Ausstiege und Ausflüge in die Welt des Sounds und der Kunstkofpsterofonie nutze, in der Regel auf Englisch und Französisch, denn nur der volle Klang taugt für uns Sprach­ar­bei­te­rin­nen wirklich.

In meiner Nachbarschaft hat bis Anfang dieses Jahres eine großartige Modistin ihr Geschäft gehabt. (Leider ist auch sie verstorben.) Als ich neulich an ihrem Ge­schäft vor­bei­ging, hatte ich den Aufräumgeistesblitz für die Kopfhörer. Und schon durfte ich ein neues französisches Wort lernen. Die "Marotte" der Hut­macher, la marotte de perruquier, wird in manchen geschnitzen Formen in­zwi­schen als Volks­kunst betrachtet und hoch gehandelt, wie die beiden Köpfe mit Gesicht links unten bei der Collage.

Die Marotte ist sonst auch einfach nur der Kopf einer bespielbaren Puppe, Ma­rio­net­te genannt. Aber auch kunstvoll gefertigte Pappmachéköpfchen, die als Pe­rückenhalter gedient haben, wurden so genannt (Link).

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Collage:
C.E. (mit Netzfunden)