Fragender Blick (*) |
Ich erbitte den Originaltext. Ich muss ihn sehen, zumindest ausschnitthalber, immer in der Hoffnung, dass der vorgezeigte Teil dem Rest entspricht. Dann stellen sich viele Fragen: Welchen Schwierigkeitsgrad hat er? Muss ich da viel recherchieren, möglicherweise zweimal übersetzen, einmal ins Grobdeutsche, das zweite Mal in ein elegantes, verständliches Deutsch?
In welchem Format liegt der Text vor? Muss ich lange umformatieren, um auf die Anzahl der Zeichen zu kommen? Bekomme ich die PDF auf oder ist es ein Foto?
(Meine Technik versagt, wenn Fotos in Textformate zu übertragen sind; ich fürchte, das gilt derzeit für alle Maschinen.)
Wie viele Anschläge (Zeichen) hat der Text? Hier zählen alle mit, natürlich auch die Leerzeichen, denn tippen muss ich sie ja, auch wenn das nicht jedem unmittelbar einleuchtet, dennohneLeerzeichensindTexteschwierigerzulesen. Ich schreibe das hier nicht zufällig; es kommt immer mal vor, dass uns potentielle Kunden wissen lassen, dass sie für Leerzeichen nicht bezahlen möchten.
Dann ist wichtig, wie eilig die Arbeit ist. Texte, bei denen ich mir Zeit lassen kann und die mir liegen UND die ich wichtig finde, sind günstiger als solche, die eilig und von einem Inhalt sind, der mir nicht viel sagt.
Vorletztes Kriterium: Zu welchem Zweck darf ich übersetzen? Wird der Text veröffentlicht oder ist er privat? Soll ich ein Lektorat organisieren oder gibt es einen Textchef?
Last but not least: Wer fragt an. Indirekt: Wie groß ist das Budget? Wie steht der Kunde wirtschaftlich da? Natürlich gibt es Unterschiede zwischen einem Werbetext, der in einem Hochglanzmagazin erscheinen wird, und dem Privatkunden aus einfachen Verhältnissen, der endlich den Abschiedsbrief seines Urgroßvaters entziffert haben möchte, Unterschiede im Aufwand ... und natürlich auch im Preis.
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Foto: C.E.
(*) Das Bild stammt von einem Schülerseminar,
rechts ragt eine weiße Stuhllehne hinein.
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