Sonntag, 19. Juni 2016

Im Theater

Bon­jour, gu­ten Tag! Was uns Sprach­ar­bei­ter so um­treibt, ist seit mehr als neun Jah­ren Ge­gen­stand die­ses Blogs. Ich bin Dolmetscherin und Übersetzerin, al­ler­dings nicht für amtliche Dokumente!, und ar­bei­te mit den Sprachen Französisch und Englisch. Dabei be­rich­te ich nur über wah­re Mo­men­te. Eh­ren­wort!

Was machen Sprachenarbeiter am Wochenende? Der Ta­ges­an­bruch ist wie an je­dem Morgen. Da hatte ich doch mal dieses nette Netz-Fund­stück ... mehr als fünf Jahre ist es inzwischen her.

Aufstehen des Dolmetschers: "Um 6h geht sein Radiowecker — er spricht den Text simultan auf Englisch nach ... dann begrüßt er seine Frau: Guten Morgen, Frau Clark, ebenso mit: Good morning Mrs. Clark ... Er muss halt alles auf der einen wie auf der anderen Sprache sagen. Und wenn er einen Job hat, bekommt er sogar noch Geld da­für."

Drei Putzfrauen s/w
Im Theaterhaus Berlin-Mitte
Springen wir zurück zur Dol­met­scherin (vielleicht ist es Mrs. Clark, sind da etwa zwei Kol­le­gen verheiratet?): Sie frühstückt ein Hörnchen und ein croissant. Dann ... (zen­siert, privat). Mittags gibt es salade mit Salat. Die Dol­met­sche­rin liest erst ein fran­zö­si­sches Journal, dann die glei­chen Nachrichten nochmal in einer eng­li­schen und ei­ner deut­schen Zeitung.

Nach Kaffee und Kuchen ist bald schon wieder Zeit für den apéritif ... und halt!, am Abend geht sie erst ins Theater, dann in ein spanisches Restaurant.

In Berlin lassen sich ganze Tage auf Französisch verbringen. Es gibt französische Buchläden, Restaurants, Käse- und Weinläden, Kinos spielen Film in der OmU-Fas­sung und es gibt so­gar französisch­spra­chiges Theater. Und zur Ent­span­nung des Gehirns drückt die Dol­met­sche­rin auf den Auslöser. Ab und zu. Es ist ja Wo­chen­en­de. Nur nicht zu viel Stress, bittepleass'iouplaît.

Im Theaterhaus Berlin-Mitte lief "Die Wiedervereinigung der beiden Koreas" (La Réunification des deux Corées). Der Autor Joël Pommerat hat hier ein Epi­so­­den­stück über "die unsichtbare Liebe" vorgelegt, über Illusionen, Grau­sam­keiten des Alltags, das Absurde und Tragische. Regiseurin Sandrine Noguiera hat ihre Dar­stel­ler zu einem sehr spiel­freu­digen Theater angeregt, das auch mit unseren Träumen und unserem Entsetzen spielt. Die Insze­nierung ist an­ge­nehm aufs We­sent­liche re­du­ziert, lässt das epische Theater anklingen, wir sind nicht zufällig in Berlin, und ist zugleich hoch­modern. Die Darstel­ler spielen mit Schwung und viel Talent und begeis­tern ihr Publikum.

Mit: Blanchard Agnes, Guillaume-Emmanuel Doerflinger, Johanna Melchiorre, Julia Cozic, Ines Boniface, Martin Bosse-Platière, Sophie Jézéquel, Anne Claire Gorin, Nicolas Theys, Julie Cartier, Etienne Arnaud, Johanna Dathe, Cloé De­coque­reau­mont, Frieder Wormser, Anne Poncet, Ralaiarisoa Maryline, Lydia Pelletier-Mi­chaud, Bérangère Emma Seven. (Link zur Seite der Truppe: Klick.)

Hier geht's zur ganzen (kurzen) Bilderreihe:
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Fotos: C.E.

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