drei Arbeitssprachen |
Einschub: Oft sitzen wir Stammpersonal doch mit dabei und lenken kurz Gespräche in Bahnen, wenn es etwas zu lenken gibt, dolmetschen und essen im Wechsel. Einschubende.
Und natürlich können heute alle Englisch, perfekt und problemlos. Eigentlich sind wir Dolmetscher inzwischen überflüssig. Immer mehr Veranstalter verzichten auch darauf.
Und dann das: Offenbar kommt es bei dieser Tischrunde zu herrlichen Missverständnissen, unter anderem mit assumer (FR für etwas einstehen) — to assume (EN, vermuten) und eventuellement (FR, möglicherweise) — eventually (EN, letztendlich).
Beim wieder gemeinsam eingenommenen Stehkaffee herrscht jedenfalls dicke Luft. Wir Spachleute spüren das gleich, kennen die Gründe natürlich nicht und mischen uns auch nicht ein. Mission invisible, lautet wie immer die Parole. Und keiner der Betreffenden kommt auf die Idee, uns einzuschalten. Dann geht es erstmal in die Arbeitsgruppen, von denen nur ein Teil verdolmetscht wird.
Der Kongress dauert insgesamt zwei Tage. Der Nachmittag des ersten Tages ist perdü. Der Zoff kostet die Teilnehmenden einen halben Tag, da ist kein produktives Arbeiten mehr drin, da geht es nur noch um Fronten- und Lagerklärung.
Bis zum Five o'clock tea dauert das Zinnobergerede. Wir Sprachleute dürfen dann am Abend aufräumen helfen, damit der zweite Kongresstag nicht auch noch von schlechter Stimmung dominiert wird.
Manchmal lohnt es sich, doch lieber ein bisschen Geld für Dolmetscher auszugeben, zum Beispiel für eine weitere Cabin crew für eine Arbeitsgruppe, die sich auf Englisch verständigt hat und in der der Streit dann eskaliert ist. Die hätten dann auch das Mittagessen für die Redner dolmetschen können.
Praktischer Vorschlag: Wir waren nur zu zweit je Sprache in der Kabine und haben dabei die tariflichen sechs Stunden plus eine Überstunde gearbeitet. Einen dritten Dolmetscher zu buchen, wäre hier eine elegante Lösung gewesen. Wegen der Auseinandersetzung waren wir neun Stunden am ersten Tag aktiv (und haben die Überstunden auch berechnet).
Bitte nicht nur die Bauchmuskeln trainieren |
Ein P.S. zur Erklärung unserer Arbeitszeit: Dolmetschen ist eine enorm anstrengende Tätigkeit, weshalb wir uns immer alle 15 bis 30 Minuten abwechseln. Unsere Netto-Arbeitszeit liegt bei sechs Stunden (normaler Kongresstag) plus Pausenpalaver (*).
Sollen dann noch abendliche Sitzungen stattfinden und anschließend der Kongress z.B. in einem eleganten Restaurant dinieren, sind hierfür entweder zwei anderere Kollegen zu buchen, oder aber das Hotelschiff kommt ohne Verdolmetschung von Tischgesprächen aus und nach den Grußworten haben wir "frei", dann wären drei Kolleginnen oder Kollegen für eine Nettodolmetschzeit von acht Stunden anzuraten.
Vokabelnotiz
the lunch — Mittagessen
the dinner — das Abendessen, aber auch: das Mittagessen
the supper — Abendessen
le souper (CA) — Abendessen
le dîner (F) — Abendessen
le souper (F) — der Mitternachtshappen
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Foto: C.E.
(*) Das Palaver ist nicht abschätzig gemeint.
Die Pausengespräche sind oft die wichtigsten.
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