Dienstag, 18. März 2008

Die Sprache der Buckelwale

Mmmmmmmrrrrrrrrrrggggghh! Gooooooooooouu
uuuuuuuuuuuuuuuoooooooooooooooooonnnngggg!
Ddddddschrrrrrroooooonnnnnnnnnnnnnnggggggg
gghgouuuuuuuuuuunnnnngggg!


Er atmet tief durch, dann wiederholt er den Ruf noch einmal. Er, das ist Jean-Jacques, ein dunkelhaariger Mann mit Dreitagebart in seinen späten Vierzigern. Er steht im Kino am Potsdamer Platz in Berlin und sieht auf die roten Plüschsessel. Fünfhundert Augenpaare folgen ihm gespannt. Dann sagt er augenzwinkernd zu Peter, dem Dolmetscher: "Bitte, übersetzen Sie!", worauf dieser schmunzelnd erwidert: "Gerne doch!"

Doch Jean-Jacques lässt keine Pause und macht es selbst: "Das war jetzt 'Hallo, schön dass Sie gekommen sind!' auf Buckelwalisch." Peter, der Dolmetscher, überträgt dann die detaillierten Beschreibungen der Lebensumstände verschiedener Wal- und Delfinarten, die das Filmteam in allen Weltmeeren, von der Arktis bis zu Atollen des Pazifik, von den Azoren bis nach Australien in 600 Stunden unter Wasser mit der Kamera beobachtet hat. Wir schreiben den 10.3.08 und sind im IMAX auf der Europapremiere des Films "Delfine und Wale 3D".

Fünf Redner leiten ein, sagen Dank, erzählen, welche Aufgabe sie beim Zustandekommen des Films hatten, auch ein Mitarbeiter der Vereinten Nationen ist mit von der Partie, denn der Schutz der Tiere ist von supranationalem Interesse.
Fünf Redner - die geplante Sprechzeit pro Beteiligtem liegt bei drei Minuten. Genau drei Minuten benötigt Martina Gedeck, die den deutschen Kommentar gesprochen hat. Sie, die am weitesten von den konkreten Dreharbeiten entfernt war, erzählt sehr überzeugend, wie sehr sie diese Tiere berühren, die ihre Jungen ähnlich wie wir Menschen zu einem Zeitpunkt "auf die Welt" bringen, als diese noch nicht allein überlebensfähig sind. Die Zärtlichkeit der Buckelwale ist ebenso überraschend wie ihre schrundige Haut, ihre kilometerweit hörbaren, seltsamen und bis heute nicht entschlüsselten Rufe - sowie der ganze Film in 3D.

Für die einleitenden Worte sind insgesamt fünfzehn Minuten vorgesehen, es wird am Ende fast die doppelte Zeit dauern, was der Sache keinen Abbruch tut: Das Publikum ist gespannt dabei. Auch nachher noch, beim "Q 'n' A", (questions and answers), dem Frage- und Antwortteil des Abends. Hier ergreift der Taucher und Unterwasserfilmer Jean-Michel Cousteau das Wort, der dem Team bei den dreijährigen Filmarbeiten als Berater zur Seite stand. Er erinnert in eindringlichen Worten an unsere Verantwortung, die wir haben um dafür zu sorgen, dass diese einzigartigen Lebewesen nicht aussterben.

Es gibt aber auch Tröstliches auf der Premiere. Bei den Dreharbeiten wurden weitere Populationen von bedrohten Tierarten entdeckt - und eine Art, die bislang noch niemand beschrieben hatte, geriet den Filmern auch vors Objektiv: Der Stupsnasenwal.

Der Ruf der Stupsnasenwale wird diesen Abend jedoch nicht wiederholt.
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"Delfine und Wale 3D" im IMAX 3D in Berlin. Photo: Hervé Prigent

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