Gleich zu Beginn dieses tiefdunklen Monats November liegt der deutsche Gedenktag überhaupt. Schillernd liegen wie Schichten von Eis im verschmutzten Kanalwasser die Jahre übereinander: 1848, 1918, 1923, 1938, 1989.
Gut, der zugefrorene Landwehrkanal ist für später. Heute spreche ich vom 9. November. Die Folgen einiger der seriellen Daten, Hitlerputsch, Vernichtungspolitik gegen Minderheiten und die Folgen wie Krieg und Teilung des Landes, haben meine Geschwister und ich jahrzehntelang im eigenen Leben stark erlebt.
Mit Mauer stimmt der Plural "jahrzehntelang" nur für mich, mit Trennungsfolgen des Landes für alle vier. Wir waren (sind?) Mauerkinder in dem Sinne, dass unsere nächsten Angehörigen in der "Zone" gelebt haben, wie unsere Oma es noch lange gesagt hat, und damit nur schwer besuchbar waren. Das hat uns nicht davon abgehalten, dort oft zu sein. So oft, dass unser Vater in der Westrepublik nach Günter Guillaume nicht die große berufliche Karriere machen konnte, zu der er das Potential hatte, aber das ist eine andere (kaum erzählte) Geschichte.
Mit dem Auto über Grenze zu fahren, war keine einfache Sache. Wir Kinder wurden zum Klappehalten verdonnert. Wir sind alle recht gesprächig, und in liberalen Familien kamen solche Sprüche mit Basta-Mentalität höchst selten. Ich habe das Gefühl noch in den Knochen: Erst müssen wir lange, sehr lange warten, dann treten fremde Leute mit Macht und in Uniform ans Auto heran und geben ihre Befehle. Die Eltern haben Angst. Die sonst immer so mächtigen und einen sicher beschützenden Eltern haben Angst!
Das waren schon prägende Erfahrungen.
Grenzübergangsstelle Drewitz-Dreilinden alias Checkpoint Bravo (1986) |
Höchst irritierend für mich: Diese Lütten sehen aus wie meine jüngsten Geschwister in jüngeren Jahren. Sie können es gar nicht sein, es sei denn, das Bild würde von 1981 stammen und meine Eltern hätten die Minis mal mit anderen Eltern reisen lassen. Quatsch!
Mein zweiter Bruder vermeldet inzwischen auf das Bild, er habe die Grenzübergangssituationen gar nicht als sooo schlimm in Erinnerung.
Umso besser!
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Foto: Foto von David Wintzer, Wikicommons
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