Freitag, 29. Oktober 2021

COVIDiary (414)

Wie wir Sprach­ar­bei­ter:in­nen ar­beiten, genauer Konferenz­dol­metscher und Über­set­zer, beschreibe ich hier. International tätige Simul­tan­dolmetscher reisen nor­ma­ler­wei­se viel. Durch die Pandemie reise ich im zweiten Jahr durch die Woh­nung und unsere Nach­bar­schaft.

Marktwägen und -stände, vom Balkon aus gesehen
Viele Stadtbäume sind noch sehr grün
Einkauf direkt vor dem Haus, regional, un­ver­packt und an der frischen Luft: Wir zäh­len zum privi­le­gierten Teil der Bevöl­kerung, der das regel­mäßig machen kann. Aufgrund von Kanalar­beiten und der Pan­demie wurde der May­bach­ufer­markt, der dienstags und freitags stattfindet, fast bis vor unser Haus verlängert. Und meinen Stand der Bio­gärt­ne­rin­nen gibt es weiterhin, weiter unten am Markt.

Ich habe Nach­barinnen, die dort regelmäßig mit­arbeiten, was in zentralen Wohnvierteln der Haupt­stadt in Zei­ten der Gen­tri­fi­zie­rung be­droht ist. Es sind Mütter mit Kindern, die davon profitieren, dass der Weg zum Ar­beits­platz nah ist. 

1929 in Berlin
Für die Kinder die­ser Mütter ist das auch gut. Es ist schlimm, daran er­in­nern zu müssen, aber eine Stadt ist ein soziales Gefüge, die für alle Platz bie­tet. Nor­ma­ler­weise.

Es kann nicht sein, dass weniger Ver­mö­gende aus den In­nen­städten ver­trie­ben werden, wie es derzeit der Fall ist. Hier soll­te die Politik drin­gend ak­tiv werden.

Ich erin­nere mich an eine dazu pas­sen­de Ab­bil­dung aus den 1920-er Jah­ren aus meinem Foto­archiv: Hier ist meine Roman­heldin Anna mit ihrem erst­ge­bo­re­nen Sohn Ma­xi­mi­lian zu sehen, wie sie je­man­den be­suchen gehen.
Fast 100 Jahre liegen zwischen den beiden Aufnahmen. Geändert hat sich, dass die Markt­meister heute fluores­zie­re­nde Westen tra­gen und da­mals An­züge. Über­haupt waren früher die Leute besser gekleidet.

Und dass wir heute mehr Ver­kaufs­trailer haben. Flecht­körbe versus Plas­tik"körbe", Euro-Palet­ten versus Handwagen, Unmengen von Plas­tik­fo­lie versus Rupfen- oder Hanf­seil, das sind die ande­ren Pa­ra­meter. Es gibt andere Bilder die­ser Zeit, auf de­nen sind schon die typi­schen Ber­liner "Büd­chen" mit ih­ren wei­ßen Regen­pla­nen ab­ge­bil­det, die Sie oben auf dem Bild sehen kön­nen. Sie ka­men in­des nicht in allen Wohn­vier­teln gleich­zei­tig auf.

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Fotos:
privat. Das Blumenbild möchte ich bald
von den Nachbarn im 1. OG aus nachstellen.

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